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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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wand sich vor Dirkowitsch so instinktiv, wie er die Feder des Leuchters gedrückt, das Bild des Trommlerpferdes gesucht und in den Toast auf die Königin eingestimmt hatte; alles andere war eine ausgelöschte Tafel, die die russische Sprache nur mangelhaft ausfüllen konnte. Er hielt den Kopf auf die Brust gesenkt und kicherte abwechselnd in sich hinein oder schauderte.
    Vom Teufel, der im Branntwein steckt, angestachelt, hielt Dirkowitsch es für nötig, in diesem höchst unpassenden Augenblick eine Rede zu halten. Er stand auf, schwankte ein wenig, erwischte die Tischkante aber noch rechtzeitig und begann, wobei seine Augen schimmerten wie Opale:
    »Rummbedeckte Waffenkameraden - treue Freunde und Gastgeberr! Es warr eine unglückliche Zufall! Ieberraus beklagänswert. Höchst beklagänswert!« - hier lächelte er den Anwesenden honigsüß zu; »aber Sie werden an ihn denken - an den kleinen, kleinen Fall! Soo klein, njicht wahrr? Der Zar, pscha, ich schnappe mit den Fingern auf ihn! Gljaube ich an ihn? Nein. Aber an uns Slawen, die noch nichts getan haben, an die glaube ich. Siebzig - was sage ich? - nein, nein viel viel mehr Millionen, die haben noch nichts getan - nicht eine Sache! Napoleon? - Eine Episode! Pah!« - hier schlug er mit der Hand auf den Tisch - »hört genau, ihr alten Völker! Wir haben noch njichts getan in der Welt - hier zum Beispiel! Alle unsere Arbeit ist noch zu tun! Aberr, sie wirrd getan werden, ihr alten Völker! Forrt mit euch!« -gebieterisch streckte er den Arm aus; deutete dann auf das Lumpenbündel. »Seht ihr ihn da? Err ist nicht lieblich anzuschauen! Er ist nur ein kleiner - oh, so ganz kleiner Zufall, den man vergessen hatte. Jetzt ist er das da! So wird's auch mit euch gehen, Waffenbrüder liebe! Aber ihr werdet nicht zurückkommen, wie der da! Ihr werdet dahin gehen, wohin err gegangen ist, oder dorthin -« Er deutete auf den großen Sargschatten an der Decke und stammelte: »- siebzig Millionen - fort mit euch, ihr alten Völker!« Dann fiel er in Schlaf wie vom Blitz gefällt.
    »Schön und zutreffend«, sagte der kleine Mildred. »Aber wozu wütend werden? Machen wir es lieber diesem armen Teufel bequem!«
    Das wurde denn auch schnell und liebevoll von den Weißen Husaren besorgt. Leutnant Limmason war nur zurückgekehrt, um drei Tage später wieder fortzugehen, wobei die Klänge eines Trauermarsches und der schütternde Schritt der Schwadronen der erstaunten Mannschaft, die trotzdem keine Lücke in der Tafelrunde bemerkte, Kunde gaben, daß ein Offizier des Regimentes seine neuerlangte Charge wieder niedergelegt hatte.
    Auch Dirkowitsch, liebenswürdig, freundlich, geschmeidig, wie immer, reiste ab. Mit dem Nachtzug. Der kleine Mildred und noch ein anderer Offizier gaben ihm das Geleit, denn er war nun einmal Gast des Regimentes, und hätte er den Obersten selbst mit der flachen Hand geschlagen, der Offizierscomment erlaubte keine Verletzung des Gastrechts.
    »Leben Sie wohl, Dirkowitsch, und: glückliche Reise!« sagte der kleine Mildred.
    »Au revoir!« rief der Russe zurück.
    »Wirklich? Auf Wiedersehen? Wir dachten, Sie wollten heimreisen?«
    »Ja! Aberr ich komme wieder! Ist denn dieser Weg verschlossen, meine Ijieben Freunde?« Dirkowitsch deutete auf den Horizont des Nachthimmels, wo der Polarstern über dem Khyber-Paß glänzte.
    »Wahrhaftig, das habe ich ganz vergessen! Natürlich, ja!« sagte Mildred freundlich. »Aber haben Sie auch alles, was Sie brauchen? Zigarren? Eis? Bettzeug? Alles in Ordnung? Gut, au revoir, Dirkowitsch!«
    »Hm«, brummte der Begleitoffizier, als die letzten Lichter des Zuges verschwanden, »von allen - diesen - hemmungslosen – –«
    Der kleine Mildred antwortete nicht, richtete seinen Blick auf den Polarstern und summte das Liedchen einer neuen Simla-Posse, die es damals den Weißen Husaren ganz besonders angetan hatte, vor sich hin:
    »Er tut mir leid, der Ritter Blaubart,
    Leid tat mir's, tat ich ihm weh!
    Doch kehrt er zurück: das gäbe ein Stück
    Spektakel, soviel ich seh.«

Am Ende der Fahrt
    The sky is lead and our faces are red,
    And the gates of Hell are opened and riven,
    And the winds of Hell are loosened and driven,
    And the dust flies up in the face of Heaven,
    And the clouds come down in a fiery sheet,
    Heavy to raise and hard to be borne.
    And the soul of man is turned from his meat,
    Turned from the trifles for which he has striven
    Sick in his body, and heavy hearted,
    And his soul flies up like the dust in the

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