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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Das bringt ihn zu sich; er schaut hinüber und sieht die Martinistutzen, die mir ins Land gebracht ham.
    ›Aus is mit uns‹, sagt er, ›die Leut sin wie die Engländer - mein verfluchter Unverstand hat euch in den Saft gebracht. Geh zurück, Billy Fish, und nimm deine Leute mit; du hast alles getan, was möglich war. Jetz geh! Und du, Carnehan‹, sagt er, ›reich mir die Hand und zieh mit Billy! Vielleicht kommst du mit dem Leben durch. Ich geh ihnen allein entgegen. Ich hab alle Schuld; ich allein, der König!‹
    ›Was?‹ schrei ich, ›was? Fahr zur Hölle, Dan! Ich bin und bleib bei dir! Billy Fish, schau daß d' weiterkommst; mir zwei gehen dem Gesindel entgegen.‹
    ›Ich bin ein Häuptling‹, sagt der Billy Fish kalt und ruhig, ›ich bleibe bei euch; meine Leute können gehen.‹
    Die Bashkais ham sich des net a zweitsmal sagen lassen und sin auf und davon. Dann sin mir nüber - der Dan und ich und der Billy Fish -, wo die Trommeln trommelt ham und die Hörner blasen. Es war kalt - ganz entsetzlich kalt. Ich hab die Kälten jetzt noch im Genick; ich hab einen Eisklumpen im Kopf.«
    Die Punkah-Kulis waren schlafen gegangen. Zwei Kerosin-Lampen blakten in dem Office, und der Schweiß strömte mir übers Gesicht, fiel in Tropfen auf das Schreibpapier, als ich mich vorbeugte. Trotz der fürchterlichen Hitze schauderte Carnehan, und ich fürchtete, er werde jeden Augenblick das Bewußtsein verlieren. Ich wischte mir das Gesicht ab, faßte die verstümmelte Hand des Unglücklichen und fragte: »Was ist dann geschehen?«
    Mein Wegschauen hatte ihn bereits den Faden verlieren lassen.
    »Was, bitte, haben Sie gesagt?« greinte er. »Ja, ja -. No, sie ham uns mit sich genommen, stumm, ohne Laut. Totenstill is alles bliebn - in dem Schnee, trotzdem der König den ersten niederschlagen hat, der Hand an ihn hat legen wollen - trotzdem der alte Peachey seine letzte Patrone mitten unter sie neigfeuert hat. Nicht einen Laut hams ausgstoßen, die Sau! Sie ham uns gleich fest in die Mitte gnommen. Es war net zum Aushalten, so ham ihre Pelz gstunken. Was der Mann gwesen is, der wo Billy Fish gheißen hat - der gute Freund von uns -, dem hams die Gurgel durchgschnitten, Herr, von da bis da, wie einem Schwein. No, und der König, der hat mit dem Fuß in dem blutigen Schnee gscharrt und hat gsagt: ›Eine verdammt feine Reise ham mir gemacht für unser Geld. Wohin gehts jetzt?‹ Er hat seinen Kopf eingebüßt - das sagt Ihnen der Peachey Taliaferro aber nur ganz im Vertrauen, denn eigentlich is es anders. Also: der König hat seinen Kopf eingebüßt auf einer von die verfluchten Seilbrücken. Borgen S' mir amal Ihr Papiermesser, Herr! Die Gschicht is so gangen: sie sin mit ihm über den Schnee gangen bis zu einer Seilbrücken, die wo über einen Abgrund gspannt war mit einem Fluß tief unten. So was ham Sie schon gsehn! Von hint hams ihn vorwärts gstoßen wie einen Ochsen. ›Gott verdamm eure Augen!‹ hat der König gsagt, ›glaubts vielleicht, ich könnt nicht sterben wie ein Gentleman?‹
    Und umdreht hat er sich nach dem Peachey - der Peachey hat gflennt wie a Kind! ›Ich habe dich in diese Lage gebracht, Peachey‹, sagt der König, Herausgerissen aus der Sonne des Lebens, auf daß du hier sterben mußt in Kafiristan! Wo du einst der Befehlshaber gewesen bist von des Kaisers Streitkräften! Sag, daß du mir verzeihst, Peachey!‹ -›Ich verzeih dir‹, sagt der Peachey, ›voll und von selbst verzeih ich dir, Dan!‹ - ›Reich mir die Hand, Peachey !‹ sagt er. ›Ich gehe jetzt.‹ – Und vorwärts is er gangen; hat weder rechts noch links gschaut. Und wie er nachher mitten auf dem schwankenden Seil gstanden is, da hat er laut geschrien: ›Losschneiden, ihr Bettlersklaven!‹ - Da hams das Seil durchgschnitten, und - und der alte Dan is gefallen, rundumadum und rundumadam hat er sich dreht, zwanzigtausend Meilen tief! Eine halbe Stund hats braucht, bis er unten angekommen is; ich hab seinen Leib noch sehen können, wie er zerfetzt an einem Felsen gehängt hat, die goldene Krone neben ihm.
    Aber wissens, was sie mit dem Peachey gemacht ham zwischen zwei Föhren? Gekreuzigt ham sie ihn, Herr! Sie sehens jetzt an seiner Hand. Sie ham ihm hölzerne Pflöck durch die Hand und die Fuß getrieben. Ham ihn aufgehängt und gegeißelt, aber er hat nicht sterben können. Wie sie am nächsten Tag nach ihm geschaut ham, da hats geheißen, es is ein Wunder, daß er nicht tot is. Dann hams ihn heruntergenommen - den -

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