Dunkles Indien
von Hundefleisch«, donnerte Tallantire los, »daß du es wagst, von Verträgen und Verhandlungen zu reden? Pack dich in deine Berge - geh! Und warte dort und hungere, bis die Regierung geruht, dein Volk zur Strafe zu rufen; Kinder und Narren, die ihr seid! Zählt eure Toten und schweigt. Haltet Ruhe, bis euch die Regierung einen - Mann schickt.«
»Das wird gut sein«, erwiderte Khoda Dad Khan, »sind doch auch wir Männer.«
Dann blickte er lang und fest Tallantire zwischen die Augen und fügte hinzu: »Bei Gott, Sahib, mögest du dieser Mann sein!«
Moti Guj, der Meuterer
Es war einmal ein Pflanzer in Indien, der wollte einen Wald ausholzen, um eine Kaffeeplantage anzulegen. Als der letzte Baum gefällt und das Unterholz verbrannt war, blieb nur noch, die Stümpfe auszuroden. Dynamit kostet viel, und Feuer ist zu langweilig. Die beste Art, Stümpfe zu entfernen, ist, sich des Königs der Tiere, des Elefanten, zu bedienen. Er gräbt sie entweder mit seinen Stoßzähnen aus der Erde, oder er reißt sie vermittelst eines Taues aus. Der Pflanzer mietete also Elefanten und schickte sie einzeln, paarweise oder zu dreien an die Arbeit. Der beste der Elefanten gehörte dem schlechtesten der Treiber, und der Name dieses unvergleichlichsten aller Tiere war: Moti Guj. Er war der unbeschränkte Besitz seines Mahout, was unter einer Eingeborenenregierung nicht möglich gewesen wäre, denn Moti Guj war ein Geschöpf, das den Neid jedes Königs erweckt hätte; wie denn auch sein Name soviel wie: »Perle der Elefanten« bedeutete. Da das Land aber unter britischer Botmäßigkeit stand, durfte Deesa, der Mahout, im unbestrittenen Besitz seines Schatzes bleiben. Deesa, der Mahout, war ein Schlemmer. Hatte er durch die Kraft seines Elefanten genug Geld verdient, so pflegte er sich maßlos zu betrinken und dann Moti Guj eine Tracht Prügel mit einer Zeltstange zu verabfolgen, indem er auf die empfindlichen Zehennägel seiner Vorderfüße losdrosch. Moti Guj trampelte ihn bei solchen Gelegenheiten nicht etwa tot, wußte er doch ganz genau, wenn die Prügel zu Ende sein würden, würde Deesa seinen Rüssel umarmen und laut weinen und ihn »mein Herzblättchen, mein Leben und Leber meiner Seele« nennen und ihm Schnaps zu trinken geben. - Moti Guj war nämlich ein großer Freund des Alkohols, insbesondere des Arraks, aber er verschmähte auch Palmsaft - Toddy nicht, wenn er nichts Besseres bekam. - Nach solchen Gefühlsausbrüchen legte sich Deesa gewöhnlich zwischen Moti Gujs Vorderfüße schlafen und, da er sich dazu gewöhnlich die Mitte der Landstraße auserkor, Moti Guj über ihm Wache hielt und weder Pferd noch Fußgänger, noch Wagen passieren ließ, so stockte jedesmal der Verkehr, bis es Deesa beliebte, aufzuwachen.
Tagsüber war Schlafen auf der Ausholzung streng verboten, denn dazu waren die Löhne zu hoch. Deesa saß also auf Moti Gujs Nacken und kommandierte, während Moti Guj machtvoll Baumstümpfe ausrodete, denn er besaß ein paar prachtvolle Stoßzähne, oder sie mit einem Strick ausriß, - denn er besaß ein paar ebenso prachtvolle Schultern; Deesa trat ihm dabei hinter die Ohren und nannte ihn den König der Elefanten. Am Abend spülte Moti Guj 500 Pfund Grünfutter mit einem Quart Arrak hinunter, und auch Deesa nahm einen Imbiß zu sich und sang dann zwischen Moti Gujs Vorderbeinen Lieder, bis es Zeit wurde, schlafen zu gehen. Wöchentlich einmal führte Deesa Moti Guj hinunter ans Flußufer; Moti Guj legte sich dann in dem seichten Wasser wollüstig auf die Seite und ließ sich von Deesa mit einem Kokosschrubber und einem Ziegelstein bearbeiten, bis ihm ein Klatschen mit dem Stein das Zeichen gab, sich umzudrehen. War die Prozedur vorbei, sah Deesa ihm Augen und Füße nach und hob ihm die Lappen seiner langen Ohren auf, um nachzuschauen, ob sich dort nicht wunde Stellen oder Entzündungsherde gebildet hätten. Fiel der Befund zufriedenstellend aus, so kehrten beide - Moti Guj schwarz und glänzend, einen abgerissenen 12 Fuß langen Ast mit dem Rüssel schwenkend, und Deesa, sein nasses langes Haar zum Knoten schürzend und eine Hymne auf das Meer singend, – nach Hause zurück.
So floß ein friedliches und gut bezahltes Leben dahin, bis Deesa eines Tages die Lust in sich fühlte, sich wieder einmal gründlich zu besaufen. Er sehnte sich aus Herzensgrund nach einer Orgie. Die kleinen Gelegenheitsschnapsereien führten zu nichts Rechtem und zehrten nur an seinem Männlichkeitsbewußtsein!
Er ging deshalb zu
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