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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sie war, billigte die Malory den Tod von Rafe Dampier, betrauerte jedoch den Rest der zu Tode Gekommenen. Der Blutzoll betrug dreiundzwanzig Tote, hinzu kamen etwa dreißig Verletzte.
    »Wer hat das getan, Bruder Rollo? Wer hätte es tun
können?«
    Rollo wurde offenbar jedes Mal übel, wenn er an die Katastrophe erinnert wurde. »Ich weiß es nicht, Herrin. Ich überlege, obdie Kanzel nicht mit Schießpulver gespickt war, das von einer langsam brennenden Zündschnur in Brand gesetzt wurde. Man muss Schießpulver in eine Kanone oder eine Hülse packen, damit es explodiert. Loses Pulver flammt bloß auf.«
    Das Gesicht der alten Dame erhellte sich. »Aber dann muss es nicht einer von uns sein. Jeder hätte es tun können!«
    »Ja, aber wird das irgendwer glauben?«
    Bevor das Mahl vorüber war, begann die Litanei der örtlichen Krankheiten. »Ihr Ältester hat Anfälle … das Rheuma macht ihm zu schaffen … etwas Schreckliches … kann nichts bei sich behalten …«
    Rollo, der betont Nells höhnisches Grinsen übersah, erklärte sich einverstanden, dass er diesen Unglücklichen einen Besuch abstatten würde, bevor er am Morgen weiterzog.
    Da Dick oder ein anderer ihrer Söhne als Führer nicht greifbar war, schickte Frau Malory sie mit einem Diener namens Percy davon, der vom Konzept der kürzesten Verbindung offenbar keine Vorstellung hatte und es fertigbrachte, sich zweimal zu verlaufen. Nell erkannte einige Orientierungspunkte wieder, an denen sie drei Mal vorüberkamen. Lediglich sieben Hausbesuche verschlangen so viel vom Tag und erschöpften Rollo derart, dass es sinnlos war, sich auf den Weg nach Weypool zu machen. Der Abend fand sie in eben jenem Gesellschaftszimmer wieder, wo sie eine ähnliche Mahlzeit teilten.
    Sie endete jedoch nicht so friedlich wie am vorangegangenen Tag. Haus Moor war vor langer Zeit für die Ewigkeit errichtet worden, und seine Mauern waren massiv. Dennoch war sogar im Gesellschaftszimmer ein wildes Hämmern am Vordereingang zu vernehmen. Gastgeberin und Gäste fuhren ruckartig hoch.
    »Probleme!«, sagte Frau Malory. »Vielleicht. Trinkt euren Wein aus, rasch!«
    Rollo leerte sein Glas in einem Schluck und eilte zu dem hohen Bücherregal neben dem Kamin. Er musste kräftig ziehen, weil die Bücher es beschwerten, aber es schwang glatt auf Angeln nachaußen, die geschickt von Rob Molesworths überlegener Handwerkskunst versteckt worden waren. Dahinter erstreckte sich ein schmaler Gang ein Dutzend Fuß weit zu einer nackten Mauer. Eine Strohpritsche lag auf dem Boden, und eine abgedeckte Kommode stand auf der anderen Seite.
    Inzwischen hatte Frau Malory das Tischtuch mit Essen, Geschirr, drei leeren Kelchen, einer Weinflasche und allem anderen zusammengerafft. Als sie das Bündel gerade an Nell weiterreichte, flog die Tür zum Zimmer auf, und Dick Malory platzte herein, staubbedeckt und windzerzaust.
    Beim Anblick der Besucher bekam er große Augen. »Hatte ich befürchtet. Bewaffnete Männer, mindestens ein Dutzend. Sie sind nur wenige Minuten hinter mir.«
    »Dann haben wir noch Zeit«, sagte seine Mutter. »Runter zum Fluss, meine Lieben. Da liegt ein Boot.«
    »Nein«, meinte Rollo. »Zu riskant. Sie überwachen vielleicht das Bootshaus. Dick, geh bitte los, bring unsere Pferde hinaus auf die Koppel und säubere die Ställe, in denen sie standen. Wir vertrauen darauf, dass die Verstecke uns durchbringen. Warnt das Küchenpersonal, Herrin.« Er schob Nell vor sich her in die Dunkelheit und zog die Regaltür hinter ihnen zu. Dann legte er die Riegel vor, damit sie auch fest geschlossen war. In der engen, pechschwarzen Dunkelheit umarmte ihn Nell, zusammen mit dem Tischtuchbündel, wobei dessen Inhalt klirrte. »Oh, mein Liebling, was können wir tun?«
    »Du spülst, und ich trockne ab.«
    »Idiot!«
    »Setz das leise ab, und dann machen wir es uns gemütlich. Vielleicht bleiben wir eine Zeit lang hier.« Er trat über das Bündel hinweg und küsste sie.
    Nell hatte noch nie in ihrem Leben so viel Angst gehabt, nicht einmal, als sie der alten Schwester Edith nach Schweinetrog gefolgt war, um Rollo zu retten. Das war ihr schlimmster Albtraum. Zwei Jahre lang, seitdem sie John Hawke begegnet war und sich augenblicklich in ihn verliebt hatte, hatte sie den Tag gefürchtet, an dem ihn dieKirchenpolizei aufspüren würde. Sie hatte es stets für unausweichlich gehalten und damit recht gehabt. Das war das Ende alles Guten.
    Das Versteck in Haus Moor war ein Meisterstück der

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