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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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während Ihr in Gewahrsam seid. Wenn Ihr vor Gericht gestellt werdet, wird es ein öffentliches Gericht sein, entsprechend den Gesetzen und den uralten Gebräuchen des Reichs. Wenn Ihr innerhalb von sechs Monaten nicht vor Gericht gestellt werdet, wird man Euch freilassen, und Ihr könnt gehen. Diese Garantien gelten Euch beiden. Ich habe guten Grund zur Annahme, dass die Kirchenpolizei unterwegs ist. Ich werde hier auf Eure Entscheidung warten. Aber wenn die Polizei eintrifft, bevor Ihr herauskommt, werde ich ihr sagen, wo Ihr seid.«
    Stille.
    »Das ist eine Falle«, sagte Nell. »Er lügt!«
    »Sagt dir das deine Einsicht?«
    »Nein«, gab sie zu. »Er ist zu weit weg, und das Bücherregal steht dazwischen.«
    »Dann bleibt uns kaum eine andere Wahl. Zeit für einen Spaziergang. Kommst du mit?«

Kapitel 31
    Der Lehrer hatte niemals festgelegt, dass es genau zehn Hierarchen geben durfte, aber er hatte neun bestimmt. Nachdem er ins Licht eingegangen war, hatten die neun verbliebenen einen zehnten erwählt, und seitdem hatte es immer zehn gegeben, und jedes Jahr wählten sie einen aus ihrer Zahl zum Oberhaupt. Im Jahr des Lichts 182 ruhte diese Ehre auf den fähigen Schultern von Garrett Uptree. Er genoss sein Leben im Tempelpalast, den Luxus und die Bewunderung und sogar die Art und Weise, wie die Jüngeren ihn hinter seinem Rücken den »Häuptling« nannten, weil er aus seinen eigenen Jahren als Akolyth wusste, dass er es mitbekommen sollte. Unter sich hatten sie sicher einen wesentlich weniger attraktiven Namen für ihn.
    Er genoss sogar die Verantwortung, den Vorsitz bei einer Generalversammlung der Hierarchie zu führen und eine solche Versammlung einzuberufen, falls nötig. An ihm lag es zu entscheiden, ob es nötig war, aber das war jetzt war offensichtlich der Fall, also berief er sie ein.
    Der Krönungstempel umfasste einen Kreis aus zehn Gebäuden um einen weiten Platz, der bei größeren Festen, wie zum Beispiel Mittsommer, bis zum Bersten gefüllt sein würde von einer Mengeaus Gläubigen. Die Basilika selbst stand an der Ostseite und der Tempelpalast auf der Westseite. Andere, unbedeutendere Bauwerke waren um den Kreis verteilt, verbunden durch eine hohe Säulenreihe, was das Bild einer riesigen Krone ergeben sollte. Die Versammlungshalle lag im Norden, ein unscheinbarer Bau, größtenteils vereinnahmt von Wohnungen für die übrigen Hierarchen. Wenige von ihnen lebten ständig dort, aber jene, die weit entfernt wohnten, fanden sie bequem, wenn sie die Hauptstadt besuchten. Auch jene, die in Weypool residierten, zogen es manchmal vor, dort zu schlafen, und zwar aus Gründen, die sonst niemanden etwas angingen.
    Der Frühlingsregen war noch nicht der Sommerhitze gewichen, also entschloss sich seine Heiligkeit, zu Fuß zur Versammlung zu gehen. Ein Lakai hinter ihm hielt einen Schirm über ihn, und dahinter marschierte klirrend seine schwer bewaffnete Leibwache. Er hätte sich in einer Sänfte tragen lassen können; seine Entscheidung war eher von einem Wunsch nach etwas Übung geprägt, um den Kopf freizubekommen, als von falscher Demut. Er hätte öffentlich über den Platz gehen können, aber dann hätte jeder, an dem er vorüberkam, auf dem feuchten Pflaster in die Knie gehen müssen. Stattdessen wählte er den Privatweg über die Säulenreihe, wo er durch das vergitterte Geländer hindurchsehen konnte, ohne von anderen beobachtet zu werden.
    Zweihundert Jahre Bautätigkeit hatten den prächtigen Komplex fast vollendet. Nur das neue Seminargebäude im Südosten war noch unfertig, und alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass es im kommenden Jahr fertiggestellt wäre. Daher könnte der oberste Hierarch die Leitung bei der besonderen Einweihungszeremonie übernehmen. Der Erhabene Uptree sah sich selbst in dieser Funktion. Einigen Oberhäuptern war es gelungen, die Macht für neun oder zehn Jahre in der Hand zu halten – warum also nicht auch ihm?
    Die Wachen salutierten, als er das Foyer der Versammlungshalle betrat. Er ließ seine Eskorte dort zurück und ging ins Umkleidezimmer, wo zwei Priester warteten, die ihm den äußerenUmhang abnahmen und durch seine formelle Kleidung ersetzten. Sie versicherten ihm, dass die anderen bereits anwesend seien und der Rest des Gebäudes geräumt wäre. Erst nachdem die Wachen gegangen waren, nahm seine Heiligkeit den Stab des Lehrers in die Hand und betrat die Halle, wobei seine goldene Schleppe hinter ihm raschelte.
    Die Halle war größer als unbedingt nötig

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