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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Molesworths. Die eine Seite war eine ursprüngliche Steinmauer; die andere von Kip hinzugefügt, der Platz von einem Raum dahinter abgezweigt hatte. Er hatte wesentlich dünnere Steine als die ursprünglichen Erbauer verwendet, aber ein Klopfen auf einen Quaderstein hörte sich ziemlich genauso an. Nur durch eine detaillierte Vermessung des gesamten Hauses würde man den fehlenden Raum entdecken, und das würde Tage dauern. Unterdessen wären die beiden Flüchtlinge in einem Bereich gefangen, der nicht größer als zwei aneinandergelegte Särge wäre.
    Rollo zog sie zu sich herab, und sie saßen Seite an Seite mit hochgezogenen Knien da.
    »Wir können flüstern«, sagte er. »Man wird uns nicht hören. Wenn wir so sitzen bleiben, brechen mir die Beine. Versuchen wir es Rücken an Rücken.«
    Sie setzten sich neu hin, lehnten sich aneinander, hielten Händchen. Nicht sehr bequem, aber besser.
    Rollo flüsterte ein Gebet: »Heilige Mutter, verlasse uns nicht in unserer Not. Hilf uns, sie zu ertragen und zu verstehen, dass das, was wir nicht verstehen, dennoch deinen Zwecken für alle deine Kinder dienen kann. Amen.«
    Schweigen. An dem Gebet war etwas merkwürdig.
    »Du hast einen sehr knochigen Rücken, John Hawke.«
    »Du hättest mich lieber fett?«
    »Ich hätte dich lieber weit weg von hier. Wer hat’s getan?«
    »Du bist diejenige mit Einsicht«, erwiderte er. »Wen schlägst du vor?«
    »Die Erste, die Mutter des epileptischen Mädchens. Sie wurde böse, nachdem du gesagt hattest, du könntest nichts für ihr Kind tun.«
    »Logisch. Sie hatte Zeit, es dem hiesigen Priester zu erzählen, und er hätte Zeit gehabt, die bösen Buben zu rufen. Sie kannte Falco.« Und nach einer Weile fügte er hinzu: »Sie kann das Geld gewiss brauchen.«
    Es war immer unausweichlich gewesen. Jake Trull hatte eine lange Zeit überlebt, aber die Hexenjäger waren jetzt geschickter, und der Preis auf den Kopf von Prälat Hawke bedeutete fürs gemeine Volk einen gewaltigen Reichtum.
    »Sich zu lieben wäre ein guter Zeitvertreib«, sagte er.
    »Wie kannst du in solchen Zeiten auch nur daran denken?«
    »Immer einfach in deiner Gegenwart.«
    »Versuch’s später. Nur eine Matratze. Wir müssen uns mit Schlafen abwechseln.«
    Schweigen. Die Dunkelheit füllte ihre Augen mit seltsamen Lichtern. Dieses Gebet … er hatte die Mutter nicht um ein sicheres Entkommen aus dieser Falle gebeten.
    »Liebling?«
    »Immer noch hier.«
    »Was sagt dein Vorauswissen?«
    »Ich hab’s dir früher schon gesagt – sie hat keine Tiefe. Nah und fern sehen gleich aus.«
    »Also wirst du gefangen?«
    »Eines Tages, ja.«
    »Wie hältst du das aus? Warum treibt es dich nicht in den Wahnsinn?«
    »Vielleicht hat es das schon. Ich …«
    Poch! Poch! Poch!
    »Oh, Mutter!«, sagte Nell. Das war das Geräusch von etwas, das auf Holz pochte, hohles Holz. Jemand hatte die Bücher aus dem Regal genommen und rüttelte an dessen Rückseite. Man hatte sie entdeckt.
    »Verrat!«, flüsterte Rollo sehr leise. »Sie sind direkt drauf zugegangen.«
    Es ertönte erneut:
Poch! Poch!
    Wieder Stille. Nells Herz schlug rascher, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie überlegte, ob sie sich übergeben würde. Dann sprang sie bei einem neuen Geräusch auf.
    Kratz-kratz … kratz-kratz …
    »Ein Handbohrer«, flüsterte Rollo. »Bleib jetzt ganz still!«
    Nell ließ seine Hände los, quetschte sich um ihn herum, kniete hinter ihm und starrte über seine Schulter auf die Tür ihres Zufluchtsorts. Sie umarmte ihn fest.
    Einen Augenblick später gab das verbliebene Holz mit einem Reißgeräusch nach. Der Bohrer wurde zurückgezogen, und ein winziger Lichtstrahl fiel durch das Loch. Eine weitere Minute kroch dahin; dann wurde ein Stock hindurchgesteckt, der sich ein paar Fuß weit verlängerte und wieder herausgezogen wurde.
    Hatten die Jäger genau gewusst, wohin sie kommen sollten, so mochten sie ebenfalls wissen, dass Haus Moor nur ein Versteck hatte. Sie hatten ihr Wild gefunden.
    Der Lichtschein wurde wieder abgeblockt.
    »John Hawke, wir wissen, dass Ihr und Euer Weib da drin seid! Ich bin Walter Carey, oberster Verwalter von William Kipping, Privatsekretär des Königs. Sekretär Kipping hat mich dazu ermächtigt, Euch seinen feierlichen Eid zu überbringen, dass Ihr nicht gefoltert und misshandelt werdet, wenn Ihr und Euer Weib euch jetzt freiwillig ergebt und versprecht, keinerlei Fluchtversuch zu unternehmen und keine übernatürlichen Kräfte anzuwenden,

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