Dunkles Licht
voller Fässer war. Er rollte eines beiseite, und dahinter zeigte sich ein Tunnel, der in den Hügel hinabführte. Er holte zwei Laternen und eine Schachtel mit Zündschwamm hervor. Dann legte er seine Kleidung ab, obwohl die morgendliche Luft zu kühl war, als dass sie angenehm gewesen wäre.
»Da drin brauchst du nicht viel Kleidung«, sagte er. »Und sie würde schmutzig werden. Behalte die Schuhe an sowie alles, was du aus Scham nicht ablegen willst.« Er behielt seine Unterhose an, also tat es Brad ihm nach, obwohl die seine dringend einer Wäsche bedurft hätte.
Dann ging Maultier in den Tunnel voraus. Allmählich fühlte es sich wie ein echtes Abenteuer an. Ein paar Tage graben mochte keine schlechte Sache sein, wenn er dabei Muskeln entwickelte wie Maultier. Bald wurde die Luft wärmer. Es dauerte nicht lange, bis sie an Nischen mit den Überresten alter Begräbnisse vorüberkamen: gelbe Schädel, Knochen wie trockene Stöcke, Fetzen von Leichentüchern und Reste von Haaren. Unheimlich, jedoch nicht erschreckend. Die Lebenden waren wesentlich gefährlicher als die Toten.
Dann kam ein weiterer Tunnel, niedriger, schmaler und weniger gut ausgebaut als die richtigen Katakomben. Danach ein weiterer Friedhof. Rechts, links …
Vielleicht war es etwas unheimlich, weil selbst ein Mann, der im Dunkeln sehen konnte, sich hier unten verlaufen und niemals wieder den Weg nach draußen finden könnte. Oder vielleicht im Stich gelassen wurde. Sie mussten fast eine Meile weit gegangen sein, bevor Maultier stehen blieb und seine Laterne hob. Der Wegwar von einem Schubkarren, einem Erdhaufen und einer Schaufel versperrt.
»Hier deponieren wir den Aushub.« Aushub war offenbar das, was sie ausgegraben hatten, zumeist sandiges Zeugs und Klumpen. »Du packst ihn in die Gräber und so hoch, wie du kannst, in den Gang, siehst du? Er benötigt hier mehr Platz als vorher, und wir wollen nicht mehr Katakomben füllen als unbedingt nötig. Kapiert?«
»Kapiert.« Der Tag sah jetzt nicht mehr sonderlich interessant aus. »Du gräbst, und ich packe?«
»Genau. Ich bin etwa alle halbe Stunde wieder hier. Jetzt musst du Platz für die Karre machen.«
Was bedeutete, dass Brad sich flach gegen die Wand drücken musste, damit Brad-Maultier-Karre neu aufgestellt werden konnte zu Karre-Maultier-Brad. Maultier betrat einen der Gänge, wobei er die Laterne schwenkte, sodass die Schatten tanzten, bis er um eine Ecke verschwunden war. Brad setzte seine Laterne und die Feldflaschen in eine Nische, spuckte in die Hände und machte sich ans Werk, den Erdhaufen zu verteilen.
Er war fast damit fertig, als er Maultier zurückkehren hörte. Dann musste er in eine der Grabnischen steigen und die Füße aus dem Weg heben, damit die Karre an ihm vorbeikam, und Maultier kippte einen weiteren Haufen auf den ersten.
Alles, was er sagte, war: »Du musst schneller sein.« Dann ging er wieder.
Genau. Schneller ging es, aber schneller war schwer beizubehalten. Er war noch nicht fertig, da traf schon die nächste Schubkarrenladung ein.
»Besser. Mach weiter so!«
Natürlich konnte er nicht so weitermachen. Der Griff der Schaufel war rau und riss ihm die Hände auf. Der Staub geriet ihm in Augen und Mund. Seine Muskeln waren nicht Maultiers Muskeln. Aber er arbeitete weiter, wurde immer langsamer, wurde immer schmutziger. Der Haufen wurde größer, und jetzt musste er die Erde höher anheben, in die oberste Reihe der Nischen.
»Mm«, sagte Maultier. »Ich werd’ dich noch zumauern, wenn wir so weitermachen. Warum gräbst nicht du mal aus?«
Er nahm Brad zu der Stelle mit zurück, die er den »Abbauort« nannte. Sie lag am Ende eines leicht abwärts geneigten Tunnels – was hieß, dass Maultier die beladenen Schubkarren aufwärts geschoben hatte. Dort unten lagen zwei Picken und mehrere Schaufeln. Er demonstrierte, wie es ging, sah aus sicherer Entfernung zu, wie Brad sich daran versuchte, und ließ ihn dann dort zurück. Abbau war etwas interessanter als das, was er bislang getan hatte, aber er hatte weniger als eine Schubkarre Aushub herausgehackt, bevor Maultier zurückkehrte, fast unsichtbar, weil er dieselbe Färbung wie die Wände angenommen hatte.
Er lachte und schlug Brad mit seiner schwieligen Hand auf die Schulter. »Du machst das großartig, Junge! Ich hätte nicht erwartet, dass du so lange durchhältst. Mach jetzt eine Pause.«
»Mir geht’s gut.«
»Du bist verdammt nah am Zusammenbrechen. Ich möchte dich nicht umbringen. Du
Weitere Kostenlose Bücher