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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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von seinem heiligen Amt geschützt, aber eines Tages würde es in der Hierarchie einen Bruch geben, wie es etwa jede Generation geschah, und das wäre die Zeit, gegen Garrett loszuschlagen. Die Gerechtigkeit war ein Kind der Geduld.
    Eines Abends im Frühjahr fiel ihr auf, dass William ernster als gewöhnlich war. Beim Abendessen sagte er nichts Besonderes, aber als sie sich für ein Glas süßen Weins am Feuer niederließen, berichtete er ihr die Neuigkeit.
    »In Stonebridge hat es eine weitere Katastrophe gegeben. Wenigstens zwanzig sind getötet worden, und die Zahl der Verletzten ist nach wie vor unbekannt.« Er erzählte ihr die unglaubliche Geschichte, dass Rafe Dampier auf der Kanzel in Flammen ausgebrochen war und eine entsetzte Menge darum gekämpft hatte, aus der Kirche zu flüchten.
    »William«, sagte Maddy und schickte ein schweigendes Gebet um Vergebung an die Mutter. »Ich kann Dampier einfach nicht betrauern, aber ich bin entsetzt darüber, was Ihr mir erzählt. Die Rache klingt schlimmer als das Verbrechen.« Sie hatte das Wort nicht verwenden wollen,
Rache.
Darin schwang so viel mit. »Wer war der Täter?«
    »Wir wissen es nicht.« Kipping beobachtete sie sehr genau. »Es muss Rache für das Niederbrennen deines Familiensitzes sein, aber John Hawke ist gegen Gewalt, ebenso wie Trull es war.«
    »Wer ist John Hawke?«
    Etwas veränderte sich hinter seinen Augen. »Anführer der Kinder der Erde in diesem Land, nennt sich Prälat Albi. Wenn dieKinder hinter dieser Sache stecken – und das muss so sein –, dann verliert Hawke vielleicht gerade die Kontrolle über sie. Die Hitzköpfe sind wohl dabei, sich loszureißen.«
    »Ich hatte keinerlei Kontakt zu den Kindern, schon vor meiner Hochzeit mit Stroud nicht. Aber Rache …« Nun schien der Augenblick gekommen, jene lange unterdrückte Frage zu stellen. »Das einzige Mitglied meiner Familie, das überlebte, war mein Bruder Rollo. Er war damals Gefangener in Schweinetrog. Ich habe nie erfahren, was aus ihm geworden ist.« Selbst jetzt widerstrebte es ihr zu fragen, weil die Antwort jenen dünnen Strang Hoffnung zerreißen mochte, dass Rollo überlebt hatte, irgendwie, irgendwo.
    Kipping seufzte. »Ich wünsche, ich wüsste es, Mindy. Er ist buchstäblich aus Schweinetrog verschwunden, direkt vor den Augen eines Wärters. Was auch geschehen sein mag, der Direktor hat es auch gesehen und ist wahnsinnig geworden. Die Kirche hat den Kronrat des Verrats beschuldigt. Der Kronrat verdächtigte die Kirche. Natürlich verdächtigen wir beide die Hexenkünste der Kinder. Niemand hat je wieder von ihm gehört. Ich habe meinen Verdacht, aber das ist lediglich Spekulation.«
    Wie sie wusste, verabscheute er Spekulationen.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Rollo, den sie gekannt hatte, seine Mission einfach im Stich gelassen hätte, wenn er nach wie vor am Leben und in Albi war. Vielleicht hatten ihn die Kinder außer Landes geschafft, und er war wieder in Gaudry und bildete junge Rekruten aus. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er selbst den bösen Rafe Dampier in Brand gesteckt oder die Panik übersehen hätte, die daraus resultieren musste. Rollo war weder so brutal noch so dumm.
    »Tut mir nicht leid wegen Dampier«, wiederholte sie.
    Kipping lächelte schwach. »Tut niemandem leid. Sogar der Kirche nicht, habe ich den Verdacht. Er hatte offenbar Talent, aber das passte nicht in ihre Theologie, weil der Lehrer Talent als Schwindel denunzierte. Niemand
mochte
Dampier.«
    Zwei Abende später kehrte Kipping lange nach seiner üblichen Zeit zurück, und sein Gesicht war sehr lang. Ein königliches Gefängnis war überfallen worden, Schloss Umberly, kurz vor Weypool. Zwei Dutzend Gefangene waren entkommen, zehn Wärter getötet worden, und der Direktor hatte Selbstmord begangen. Der König war fuchsteufelswild. Die Kirche würde verlangen, dass Köpfe rollten, wahrscheinlich angefangen mit dem des Privatsekretärs Kipping.
    Wiederum waren die Kinder der Mutter logische Verdächtige, und wiederum hatten sie eine gnadenlose Gleichgültigkeit gegenüber Menschenleben und Kollateralschäden gezeigt. Die Menschen sorgten sich, dass es wieder zu einem Götterkrieg kommen könnte.
    Ob Kippings Kopf nun zur Debatte gestanden hatte oder nicht, er überlebte die Krise, und während der nächsten paar Wochen schien nichts Dramatisches zu geschehen. Jedenfalls nichts, was er Maddy gegenüber erwähnte. Das Wetter war schön, und sie ritt jeden Tag im Park

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