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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Richtung gedreht sein, also ging er davon aus, dass auf dieser hier Norden nach oben wies. Es war eine Skizze, kein altes Original, die ein sehr gestrecktes E zeigte, drei ost-westlich verlaufende Tunnel, vereinigt an ihren westlichen Enden durch einen nord-südlich verlaufenden Querbalken.
    Echse glaubte, die neue Ausgrabung hätte auf die oberste der drei treffen sollen, ziemlich nahe an der Kreuzung. »Ich möchte, dass du dich vor allem dort umschaust«, sagte er und zeigte erneut auf das Ostende des Südtunnels. »Aber überprüfe auch den ursprünglichen Eingang, hier, und vergiss nicht, dass es mehr davon geben mag, als sich hier zeigt, also verlaufe dich nicht!«
    »Werd’ ich schon nicht. Dieses Loch da sieht ziemlich tief aus …«
    »Steck einen Fuß hier rein.« Maultier holte ein Seil mit einer Schlinge am Ende hervor.
    Brad setzte sich auf den Rand des Lochs, während Maultier ein paar Schritte zurückwich und dann das zusätzliche Seil sich selbst umlegte. Brad glitt hindurch, mit den Füßen voran, und Maultier schritt nach vorn und ließ ihn hinab.
    Die Luft war kühler als erwartet und roch eher übel als modrig. Die Knochen glichen den anderen, die er bereits gesehen hatte. Er wandte sich nach links und erforschte den obersten Tunnel, Echses Worten zufolge der ursprüngliche Zugang. Nicht weit, und er erreichte einen Einbruch, wo der Weg von einem Erdrutsch versperrt war. Das Loch in der Decke führte höher hinauf, als er sehen konnte, und das erklärte wahrscheinlich die frische Luft.
    Er kehrte zu dem Loch in der Decke mit seinem schwachen Lichtschimmer zurück. »Einbruch, zurück, da entlang«, sagte er und ging in westliche Richtung weiter. Die Biegung war weiter entfernt, als er erwartet hatte, also war Maultiers Durchbruch nicht ganz dort erfolgt, wo Echse erwartet hatte. Warum war er eher erfreut als besorgt darüber, dass der Untergrund Fehler begehen konnte?
    Der Quertunnel war offenbar alt, hatte aber keinerlei Begräbnisnischen. Der mittlere Tunnel war nicht weiter bemerkenswert, außer dass einige Nischen vollgepackt mit Knochen waren, und keine war leer. Dies musste ein bevorzugter Ort für ein Begräbnis gewesen sein. Vielleicht gute Gesellschaft? Er stellte sich Leichname vor, die eine Party feierten, wenn niemand hinsah.
    Der Südtunnel war genauso, nur dass dort mehrere sehr prächtige Grabmäler zu finden waren, mit Marmortüren in den Wänden und eingemeißelten Namen. Und das war alles. Der Tunnel endete mit weiteren Nischen voller Knochen. Entweder bargen sie mehr als einen Leichnam, oder die alten Menschen hatten mehr als einen Kopf besessen. Er zog sich zu dem Loch in der Decke und Echses Gesicht zurück, das gleichfalls von der Laterne erhellt wurde.
    »Was hast du gesehen?«
    »Bloß einige prächtige Grabmäler.«
    »Welche Namen standen darauf?«
    »Äh.
Tillman, Conybear
und, öh, etwas, das nach
Bonser
aussah.«
    »Guter Junge!« Echse ließ das Seil fallen, und Maultier zog den
Jungen
hoch. Das Loch war breit genug, dass Echse selbst hätte hinabgehen können – wer war also der bessere
Mann?
    Echse befragte ihn nach dem Einbruch und Anzeichen kürzlichen Gebrauchs, wovon es keine gegeben hatte. Dann sagte er zu Maultier: »Kannst du in zwei Tagen damit fertig sein?«
    »Ja, Herr. Mit der Hilfe von Pferd.«
    »Gut. Löwe will bestimmt vor Neumond weitermachen.«

Kapitel 34
    Jede albiurnische Grafschaft wurde von einem Lord Lieutenant beaufsichtigt, gewöhnlich einem Hochgestellten des Reiches, der prompt einen Bericht über jedes ungewöhnliche Vorkommnis in seinem Gebiet sowie monatlich ein Schreiben abzuliefern hatte, selbst wenn nichts weiter vorgefallen war. Genauso war es bei den Bürgermeistern der größeren Orte und Städte, Statthaltern gewisser strategisch bedeutender Schlösser, Gesandten und Botschaftern im Ausland, Spionen, sowohl im In- als auch Ausland, obersten Marine- und Militärkommandeuren und den Leitern der Regierungsabteilungen. Dieser Wirbelsturm an Papieren landete auf dem Schreibtisch des königlichen Privatsekretärs William Kipping, der bestinformierten Person im Königreich.
    Dieser bescheidene Mann, der einen ebenso bescheidenen Titel hatte und in einem bescheidenen Haus in einer Ecke des Palastgeländes lebte, wurde vom Adel toleriert, weil er seinen Platz kannte und sich nicht über seine Stellung erheben wollte. Alle anderen, die von seiner Existenz wussten, bewunderten ihn, weil er für sein tägliches Brot mindestens ebenso

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