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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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hart schuftete wie der Lehrling eines Dachdeckers. Und jene, die jemals versucht hatten, ihn auf irgendeine Weise zu bestechen, hassten ihn aus tiefstemHerzen, weil die Ergebnisse unausweichlich katastrophal gewesen waren. Am wichtigsten war, dass er das Vertrauen des Königs besaß. In diesen Tagen nahm seine Majestät nur selten an Sitzungen seines Kronrats teil, also wurden sie von Privatsekretär Kipping geleitet, der dem Monarchen mindestens einmal am Tag persönlich Bericht erstattete.
    Eine solche Menge Arbeit erforderte lange Stunden, aber er nahm niemals Papiere mit nach Hause. Bei seiner Rückkehr sah er als Erstes nach Irene, obwohl ihr Gesundheitszustand sich im Frühjahr dermaßen verschlechtert hatte und die Dosierung der Arzneien so hoch war, dass sie den Rest ihres Lebens sozusagen verschlief. Daraufhin entspannte er sich bei einem leichten Abendessen mit seiner Gefährtin, Mindy Wells, deren Herkunft und Geschichte er besser als jeder andere außer ihr selbst kannte. Sie konnte das Spinett für ihn spielen, Gedichte vorlesen, sogar singen. Sie hatten selten Gesellschaft und gingen selten aus, aber sie beklagte sich niemals, war stets entzückt darüber, ihn zu sehen, und passte sich mühelos seiner jeweiligen Stimmung an, welche es auch gerade sein mochte. Affären des Staates besprach er nie mit ihr – es sei denn, sie war davon betroffen. Er hatte das Gefühl, ihr das schuldig zu sein.
    Er war ihr bereits viel schuldig, und noch mehr in den Tagen, da ihm Irene entglitt. Die Hausangestellten, die ursprünglich schockiert über die Ankunft einer Konkubine gewesen waren, hatten ein wärmeres Verhältnis zu Mindy Wells entwickelt, nachdem sie entdeckt hatten, dass sie von Geburt und Verhalten eine Adelige war. Im Frühjahr hatten sie sie als weisungsberechtigte Herrin des Hauses akzeptiert, die über Menüs, Personalwechsel, Sitzpläne, Blumen-arrangements und sämtliche Myriaden von Kleinigkeiten zu entscheiden hatte, die zur Führung des Haushalts eines Herrn nötig waren. Sie hatte sogar den Sieg über Kippings Sicherheitschef Steven Veal errungen, der seiner eigenen Mutter nicht trauen würde.
    Kipping selbst fühlte sich von ihr behext. In ihrer Gegenwart sprach er das Wort
Liebe
nie aus, und er täte es auch nicht, solange Irene lebte, aber er segnete den Tag, an dem er sich entschlossenhatte, zynisch und kaltblütig, das wertvolle menschliche Paket zu erwerben, das in der albiurnischen Gesellschaft herumgereicht wurde. Ursprünglich war der Vorschlag von Irene gekommen, und er hatte ihn zunächst schockiert und angewidert zurückgewiesen. Sie hatte darauf bestanden, und ihre lange Ehe hatte ihn gelehrt, ihrem Urteil mehr als dem eines anderen zu vertrauen. Also hatte er sich auf dem gegenwärtigen Markt umgeschaut und gesehen, dass es nur eine Kandidatin gab, die er womöglich in Betracht ziehen konnte. Er hatte über seine unvergleichlichen Ressourcen Nachforschungen angestellt und begriffen, dass Maddy Woodbridge ihm sogar vielleicht auch politisch Vorteile einbringen könnte, was sein ethisches Dilemma noch undurchsichtiger machte. Vor sich selbst hatte er seine darauffolgenden Handlungen auf tausend unterschiedliche Weisen gerechtfertigt, und er glaubte an keine von ihnen. Aber er hatte es getan, und sein Leben war erneut aufgeblüht. Dem Winter seiner Sorgen hatte sie den Frühling gebracht.
    Bisher hatte sie ihn nur einmal um einen Gefallen gebeten.
    »Wer ist Eurer Ansicht nach der erste Zuhälter in Albi?«, fragte sie eines Abends.
    »Der Ehrenwerte Tristan Rastel natürlich. Was ist mit ihm?«, fragte Kipping leichthin, weil er sich denken konnte, wie widerwärtig ihr das Thema sein musste. Er konnte sich auch so im Groben denken, was kommen würde, und er bewunderte sie dafür, dass sie eine Schuld begleichen wollte, die sich nicht durch das Gesetz eintreiben ließe. Rastel hatte durchaus nichts dagegen, Schläger zu schicken, um seine Schulden einzutreiben, aber er würde es jetzt nicht wagen, Mindy Wells zu bedrohen.
    »Wenn ich meine Pflichten im Allgemeinen zur Zufriedenheit Eurer Lordschaft erfülle, liegt es an ihm. Er hat mich ausgebildet. Er hat Geld mit mir gemacht, ja, wahrscheinlich sehr viel, aber er hat wenigstens ebenso viel für mich ausgegeben, und ich schulde ihm viel mehr als bloß Geld …«
    »Was möchte der Schurke?«
    »Dass die Anklage gegen einen jungen Mann fallen gelassen wird, der auf frischer Tat dabei ertappt wurde, wie er die Schmuckschatulleseiner

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