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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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nicht von diesen beiden wie ein Kleinkind waschen lassen.
    »Fertig, Bruder«, sagte Nell fröhlich und lachte über seinen Gesichtsausdruck.
    Charles war ein humorloser Mann. »Ich glaube, ihr habt heute Nacht ein edles Werk getan, Schwestern. Der Bruder benötigt eure Dienste nicht weiter.«
    Edith lächelte und wünschte allen eine gute Nacht, aber Nell ergriff das Wort.
    »Ich werde nicht eher schlafen, bis ich Antwort auf eine Frage bekommen habe: Was hast du mit dem Gefängnisdirektor Pottenger getan, Bruder?«
    »Ich habe bloß den Fluch der Prälatin Gaudry weitergereicht.«
    »Und was hat die Prälatin ihm angetan?«
    »Sie hat ihm die Ohren mit den Schreien seiner Opfer erfüllt. Er ist im Endeffekt taub, denn über das beständige Geschrei hinaus, das Tag und Nacht ertönt, kann er nichts mehr hören. Und er hat nie Lesen und Schreiben gelernt.«
    Sein Publikum umfasste nun auch Kip, und alle vier wirkten beeindruckt.
    »Nichts weniger hat dieses Ungeheuer verdient«, sagte Nell.
    Die Männer nickten zustimmend. Edith wirkte nicht so sicher.
    Rob kam aus der Falltür und schloss sie. Rollo hatte keinen Zweifel daran, dass das andere Ende des Tunnels jetzt sicher verborgen unter dem Schreibtisch und wahrscheinlich einigen Teilen von Möbeln lag.
    »Weg mit euch, meine Damen!«, sagte Charles. »Und ihr verschwindet auch, Jungs. Ich werde Junker Hawke beistehen.«
    »Das kann ich tun, Herr Vater«, sagte Kip tapfer.
    Sein Vater sträubte sich. »Nein, wirst du nicht. Fort mit dir! Ich weiß, was ich tue. Ich habe dir oft genug den Hintern gewaschen.«
    Trotz seiner Erschöpfung musste Rollo darüber grinsen, dass der Steinmetz errötete. Sobald sie allein waren, ließ er sich glücklich von dem alten Schreiner baden und hinauf ins Bett helfen.

Kapitel 15
    Die weise Frieda war das fünfte Kind einer wohlhabenden Familie, die in einer nachrangigen Linie von einem Baron abstammte, der sich früh der Legion des Lichts des Lehrers angeschlossen und deswegen im Götterkrieg auf der Gewinnerseite gestanden hatte. Ihre Eltern waren angepasste Kirchgänger gewesen, obwohl niemals fanatisch in ihrem Glauben. Ihre Mutter hatte an einer rätselhaften Schwäche gelitten, wahrscheinlich eine Art und Weise, weiteren Schwangerschaften zu entgehen, und da sie ans Haus gefesselt gewesen war, hatte sie aus Langeweile ihren Töchtern Lesen und Schreiben beigebracht.
    Die Träume hatten begonnen, als Frieda etwa dreizehn gewesen war. Selbst damals wusste sie genug, um sie niemandem gegenüber zu erwähnen, aber sie wurden deutlicher und fordernder, während die Monate verstrichen. Eines Nachts träumte sie von einem schwarzen Kätzchen. Am folgenden Morgen entdeckte sie ein schwarzes Kätzchen an der Haustür. Sie streichelte es. Es ging ein paar Schritte, wandte sich dann um und sah sie mit strahlend gelben Augen an.
    »Ich soll dir folgen?«
    Das Kätzchen schnurrte kurz und ging wieder los. Frieda holte es ein und schritt die Zufahrt hinab. Sie kehrte nie wieder zurück.
    Seit damals, vor mehr Jahrzehnten, als sie ertrug sich vorzustellen, war sie die Botschafterin der Mutter für die Weisen gewesen. Sie kannte die meisten von ihnen, und die Weisen kannten sie. Wenn sie von einem träumte, den sie nicht kannte, gäbe es immer ausreichend Hinweise in der Landschaft, die sie leiten konnten, und Felix würde den Weg wissen. Er war in Friedas erstem Jahr auf der Straße groß geworden, jedoch niemals alt. Er war ihr Kater; er war eintausend Kater. Sie konnte ihn verlassen, einen Monat lang reisen, und ihn wiedertreffen, wenn sie sich einer verwirrenden Weggabelung auf der Straße gegenübersah oder wenn sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Jetzt war ihr also ein Kind geschickt worden, Bram Woodbridge, bekannt als Brat, der Rüpel, obwohl er sich in ihrer Gegenwart wie ein Engel verhielt und nicht wie ein Rüpel. Unter seinen Altersgenossen wäre er eher geneigt zu führen als zu folgen, aber das war vom Sohn eines Junkers auch zu erwarten. Dass einem in so jungen Jahren ein Vertrauter gewährt wurde, war gewiss ein Zeichen für das besondere Interesse der Mutter. Was sollte Frieda also mit diesem Jungen anstellen?
    Die Mutter würde sie leiten.
    Bei Sonnenuntergang sprach sie eines ihrer Lieblingsgebete für den Abend.
    Er sah sie erwartungsvoll an. »Werden wir nicht singen?«
    »Meine Stimme ist nicht mehr so gut, wie sie einmal war. Warum singst du nicht?«
    Also sang er. Ziemlich unbefangen sang er drei Strophen eines Tanzlieds,

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