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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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blieb, machte eine erneute Gefangennahme weniger wahrscheinlich. Dem Schaukeln nach zu urteilen schritten die Träger rasch aus, aber darüber würde er sich gewiss nicht beschweren.
    Er dankte und betete ernsthafter, als er es jemals im Leben getan hatte. Die Mutter hatte ihn aus dem berüchtigten Gefängnis errettet und die Hoffnung in sein Leben zurückgeholt. Wenn er einige Tage hätte, um wieder zu Kräften zu kommen und die Hände auszuheilen, könnte er sein Leben wieder beginnen. Es wäre im Augenblick zu gefährlich, seine Familie zu besuchen, aber selbst das ließe sich in einem Jahr oder so nachholen. Er ertappte sich dabei, dass er bei dem Gedanken lächelte, wie sich ein Missionar Woodbridge vor den Männern des Königs unten in der geheimen Kapelle versteckte. Er dachte an Henry, Maddy und Bram. Wie würde es Brat inzwischen gehen? Dachte er nach wie vor an seinen großen Bruder?
    Die Sänfte wurde langsamer, es ging um Ecken, sie wurde abgesetzt … eine Tür quietschte. Wieder angehoben, ein paar Schritte getragen, erneut abgesetzt … ein weiteres Quietschen. Und dann Licht jenseits der Gardinen. Sie wurden zurückgezogen, und starke Hände griffen nach ihm und halfen ihm heraus.
    Er war, schier unglaublich, in einer Schreinerei. Im Flackern der einzigen Laterne hoben sich Werkbänke, Werkzeugtruhen und eine Drehbank aus der Dunkelheit. Die beiden weisen Frauen standen hinten in den Schatten und sahen glücklich und verstört zugleich aus. Die zwei stämmigen, grimmigen jungen Burschen mussten Rollos Träger sein, und der ältere Mann mit einem Gesicht wie eine Bulldogge hatte eindeutig das Sagen. Die Ähnlichkeit war so stark, dass es nur Vater und Söhne sein konnten, und in diesem Fall mussten sie die legendären Molesworths sein. Der Vater zog die Mütze und verneigte sich.
    »Es ist uns eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Bruder.«
    »Die größere Ehre liegt auf meiner Seite, Meister …« Ein fast unmerkliches Versteifen im Gesicht des Mannes war eine Warnung, ihn nicht beim richtigen Namen anzusprechen, eine Erinnerung daran, dass Rollo von nun an in der Unterwelt der Verfolgten und Gejagten leben musste. Selbst die beiden weisen Frauen wussten vielleicht nicht, wer ihre Helfer waren. Rollo selbst hätte es nicht gewusst, wenn ihm nicht Prälatin Gaudry viele Geheimnisse mitgeteilt hätte, die normalerweise selbst vor den Examinierten geheim gehalten wurden, die ihre Mission antreten wollten. Rollo war etwas Besonderes. »Und auch dankbar, natürlich. Mein Segen soll auf Euch liegen.«
    Er blickte zu den Söhnen hinüber, und beide fielen auf die Knie, um seinen Segen zu empfangen, was ebenfalls beunruhigend war. »Auch auf euch mein Segen! Im Augenblick bin ich außerstande, die entsprechenden Gesten zu vollführen, aber die Mutter wird mir bestimmt vergeben. Und bitte, erhebt euch! Kniet niemals vor mir. Ich stehe auf immer in eurer Schuld. Äh, du musst der Ältere sein?«
    Ihr Grinsen zeigte, dass er sich geirrt hatte. Also war der Größere der Jüngere, Kip, der Steinmetz. Rob war Schreiner wie sein Vater.
    Der Vater, Charles Molesworth, drehte den Docht einer weiteren Laterne hoch, die er der weisen Nell reichte. »Bitte geht voraus, Schwestern. Wir bringen euch bald unseren Gast. Ihr könnt schon einmal den Badezuber für ihn füllen. Jungs, setzt diese Sänfte zurück auf die Pferde, wischt die Stuhlbeine ab, holt die Gardinen herunter und werft die Teppiche im Innern weg. Und bürstet euch diese verdammten Sägespäne von den Knien. Wie wollt ihr das erklären, hm?«
    War die Sänfte zur Reparatur hergebracht worden und hatte deshalb für die Rettung bereitgestanden, oder war sie für die Rettung benötigt worden und sollte deshalb den Anschein erwecken, für eine Reparatur hergebracht worden zu sein? Die Planung zu Rollos Rettung war ebenso beängstigend wie das damit verbundene Risiko. Er musste lernen, wie man lebte, wenn man beständig ein Auge nach hinten gerichtet hielt. Er trat aus dem Weg, als die Brüder Sägeböcke holten, um die Sänfte abzustützen.
    »Bruder … wer? Welcher Name?«, fragte Charles, während er eine weitere Laterne anzündete.
    Die Tarnnamen, die Rollo in Gaudry erhalten hatte, waren durch den Verräter kompromittiert. Er hatte einen weiteren in Reserve, der nur ihm und der Prälatin bekannt war. »John Hawke.«
    »Ah, ja. Gut, Junker Hawke, bitte seid nicht beleidigt, aber wir müssen diese Lumpen loswerden, die Ihr da anhabt. Die Männer des

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