Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
Königs setzen manchmal Hunde ein. Und jede alte Dame könnte im Augenblick Eurem Geruch folgen, wenn Ihr mir vergebt, dass ich mich so ausdrücke.«
    »Was Ihr nicht sagt! Wenn Ihr mir eine neue Haut geben könntet, wie eine Schlange, würde ich sie gern annehmen. Ich benötige Hilfe, weil ich meine Hände noch nicht gebrauchen kann.«
    Molesworth hob seine Laterne und ging in die Dunkelheit hinter der Sänfte voraus. »Wir geben Euch bald heißes Wasser und Seife. Könntet Ihr einen Eimer oder zwei kaltes Wasser ertragen, um das Schlimmste herunterzubekommen?«
    »Gern. Ich komme mir vor wie ein wandelnder Misthaufen.«
    Der Schreiner setzte seine Laterne auf eine Bank und machte sich daran, seinen Gast zu entkleiden. Immens verlegen starrte Rollo einen Türrahmen und mehrere Fensterbänke an, die zum Verkleben eingespannt waren. Die beiden Frauen waren spurlos verschwunden, und er konnte auch nicht erraten, wohin. Der lange Raum hatte früher eindeutig als Remise gedient, denn er hatte Türen an beiden Enden und reichlich Platz für eine Kutsche. Die Futterkrippen für die Pferde waren noch vorhanden, aber die Trennwände zwischen den Boxen hatte man zugunsten des Verkaufsbereichs herausgenommen. Mitten über den Fußboden verlief sogar noch eine Abflussrinne, die bis hinaus auf die Straße oder einen Hof hinter der Tür reichte. Klirren und Wasserrauschen von irgendwo hinter ihm sagten ihm, dass er eine Pumpe übersehen hatte.
    Nachdem er Rollo nackt ausgezogen hatte, trat Charles beiseite. Kip erschien mit einem großen Eimer, so schwer, dass sich sogar seine massige Gestalt zur Seite neigte.
    »Fertig, Junker?«
    Rollo wappnete sich und dachte daran, nicht die Fäuste zu ballen. »Fertig.«
    Kip drehte den Eimer um.
    Oh, Mutter, war das kalt!
    »Mehr?«
    »Nur zu! Habt ihr einen Schleifklotz, mit dem ihr mich bearbeiten könnt?«
    Nach vier Eimern fühlte er sich nach wie vor schmutzig, zitterte jedoch so heftig, dass sie Erbarmen mit ihm hatten. Charles hüllte ihn in einen Umhang. Es war leichter Stoff, der ihn nicht wärmte, aber seine Nacktheit verbarg.
    »Wir ziehen Euch besser wieder die Schuhe an, Junker«, sagte Charles. »Hier gibt’s Nägel und Splitter, und unser Weg ist auch rau.«
    Daraufhin führten sie ihn zu dem geheimen Ausgang. Der Laden war zu beiden Seiten mit Bänken, Holz und unvollendeten Werkstücken vollgepfropft, eines davon ein halb fertiggestellter Eichentisch. Eine Platte im Raum dahinter war hochgekippt worden, und es zeigte sich ein kleines, rechteckiges Loch, das Rollo voller Entsetzen betrachtete. Vor zwei Tagen hätte er mit seiner schlanken Gestalt leicht hindurchgleiten können, so leicht wie ein Faden, der in eine Nadel gefädelt wird, aber nicht jetzt.
    Rob und Kip hoben den Tisch an und trugen ihn beiseite. Kip griff in das Loch und holte eine Leiter herauf. Als sie eine Länge von etwa drei Metern erreicht hatte, kam sie frei, und er lehnte sie gegen die Wand.
    »Hab eine Schlinge angefertigt!«, verkündete Rob und holte ein kleines Brett hervor, an dem Seile befestigt waren, wie bei einer Kinderschaukel. »Ihr könnt Euch vielleicht mit den Ellbogen festhalten, hm?«
    Rollo konnte seinen Schultern nicht trauen. »Nein. Ihr bindet mich besser fest.«
    Der Schreiner legte das Brett neben das Loch. Rollo trat darauf, und der Steinmetz schlang Seile um ihn, sodass er nicht herunterfallen konnte.
    »Also, wenn der Junge die Mühe auf sich …«
    »Junge?«, schnaubte der jüngere Bruder. »Achtet auf seine Seite, Junker. Er hat sich so oft auf den Daumen gehauen, dass er keinen Nagel mehr festhalten kann.«
    Ohne sichtliche Anstrengung hoben sie Rollo hoch, schoben das Brett beim dritten Anlauf in das Loch und ließen ihn dann in die Dunkelheit hinab. Mehrmals stieß er gegen die Seiten des Schachts, bevor er den Grund erreicht hatte. Die Luft war kühl, und ein merkwürdiger süßer Moschusduft hing darin, aber sie war atembar. Die Wände bestanden aus nacktem Fels, und er erriet, dass er in den berühmten Katakomben von Weypool war.
    »Achtet auf die Leiter, Herr!«, rief Charles besorgt.
    »Einen Augenblick, bitte. »Rollo gelang es, seine Schuhe vom Brett herunterzubekommen und ein paar Schritte zu schlurfen, wobei er die Schlinge mitzog, bis er weit genug weg stand. Daraufhin wurde die Leiter wieder herabgelassen. Charles kam mit einer Laterne herab und löste die Schnüre.
    Der Tunnelgang war schmal und niedrig für große Männer, aus dem Fels herausgeschnitten.

Weitere Kostenlose Bücher