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Dunkles Verhaengnis

Dunkles Verhaengnis

Titel: Dunkles Verhaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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weiß aus, als wäre es einmal kurz in Domestos getaucht worden. Das Essen war gut und reichlich, der Champagner hervorragend, die Leute, besonders die Frauen, attraktiv.
    Der Gottesdienst hatte kaum begonnen, als der Prediger zu einer kleinen Abschweifung ansetzte. Banalitäten
wie Ehegelübde und das dort geduldig vor dem Altar wartende Paar waren vorerst vergessen, stattdessen stimmte er das Loblied an auf »die wichtigste Vereinigung ihres Lebens«, sollte heißen, als sie Jesus Christus angenommen hatten – eine Werbeeinblendung, die eine ganze Weile dauerte. Doch der Wind frischte langsam, aber beständig auf, und während der Prediger mit seiner Rede fortfuhr, fegte ein mächtiger Windstoß heran. Er packte die Tischdecken, ließ die Blätter waagerecht an den Bäumen stehen und baute direkt hinter ihm eine etwa fünf Meter hohe Windhose auf.
    Ein besonderer Augenblick.
    Nicht, dass ich je an Zeichen geglaubt hätte, es hätte einen Glauben vorausgesetzt, der hinter der Zufälligkeit der Welt und unseres Lebens eine Ausrichtung, einen Sinn vermutet. Es gibt nur Muster, und die deuten wir, wie es uns gefällt. Doch manchmal, so wie bei diesem Prediger und der Windhose, manchmal fügen sich Ereignisse zu irrwitzigen, wunderbaren Sinnbildern zusammen.
    Darüber dachte ich am folgenden Morgen nach, während ich zuschaute, wie sich der Sturm zusammenbraute. Wolken mit dicken Bäuchen schoben sich träge über den Himmel; weit entfernt sah ich schwarze Säulen aus Regen und zuckende Blitze.

    Das waren nicht die einzigen Stürme, die sich zusammenbrauten.
    Der Bursche in der Zelle wachte aus seinem Dornröschenschlaf auf, hatte jedoch nichts zu sagen, nichts über den gefälschten New-Jersey-Führerschein, den wir beispielsweise bei ihm gefunden hatten, und auch sonst nichts, außer dass er jetzt gern seinen Telefonanruf tätigen würde, vielen Dank. Allerdings nahm er eine angebotene Tasse Kaffee an, während er telefonierte, wobei sein Teil der Unterhaltung aus Mr. Herman, bitte , dem Namen der Stadt und dem Wort Sheriff bestand.
    Keine Stunde später war Marty in meinem Büro.
    Bevor er sich hier zur Ruhe gesetzt hatte, war Martin Baumann Anwalt in Chicago gewesen, Unternehmenskunden, dreistündige Mittagessen, das volle Programm. Wenn er gefragt wurde, wie oder warum er sich ausgerechnet diese Stadt ausgesucht hatte, lächelte er für gewöhnlich nur. Doch als er erst einmal hier war, merkte er schnell, dass das Nichtstun nicht sein Ding war, und so übernahm er dann gelegentlich einen Fall. Er und Val hatten bei mehr als einer Gelegenheit zusammengearbeitet, waren in relativ kurzer Zeit von Kollegen zu Freunden geworden.
    Marty tauchte einfach auf im Büro, wie es seine
Art war, ohne großes Trara. Als wäre er schon Stunden dort gewesen und ergreife nun zum ersten Mal das Wort. »Du hast einen Gast in deiner reizenden Frühstückspension, höre ich. Der natürlich über seine Rechte unterrichtet worden ist, et cetera, et cetera.«
    Marty schenkte sich einen Kaffee ein und ließ sich auf Dons Schreibtischsessel nieder. Don war auf Streife unterwegs. Ich hatte eigentlich vorgehabt, zur Blockhütte zu fahren, sobald er zurückgekommen war, fragte mich nun aber, ob ich wohl besser warten sollte, bis der Sturm vorbei war.
    »Was hat er überhaupt angestellt?«
    Ich erzählte Marty, was ich wusste, und er schüttelte den Kopf. Trank einen Schluck Kaffee oder auch zwei. »Diese Typen haben mir das Honorar telegrafisch angewiesen, ist das zu fassen? Direkt auf mein Konto, praktisch noch während wir telefoniert haben.«
    »Was immer hier los ist, diese Leute sind es anscheinend gewohnt, dass alles nach ihrer Pfeife tanzt.«
    »Scheinen aber keinen Schimmer zu haben, wie die Dinge in Kleinstädten ablaufen, was?«
    »Hattest du auch nicht, wenn ich mich recht entsinne.«

    Er zuckte die Achseln. »Bin ein gelehriger Schüler. Was wissen wir über deinen Übernachtungsgast?«
    »Dass er Verbindungen zu jemandem hat, der offenbar in der Lage ist, Geld telegrafisch anzuweisen …«
    »Viel Geld.«
    » … und sehr schnell.«
    »War’s das? Okay. Der Bursche, mit dem ich gesprochen habe, war Rechtsanwalt …«
    »Ganovenehre?«
    »Ein Partner von Crafft & Bailey in St. Louis. Im Grunde nur ein Laufbursche, allerdings mit einer knallharten Kanzlei im Rücken.«
    »Ganz abgesehen von deiner Schweigepflicht.«
    »Welcher Schweigepflicht? Ich habe mit meinem Mandanten ja noch nicht mal gesprochen. Die Schweigepflicht greift

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