Dunkles
sich nach rechts hin ein U-förmiger Innenhof auf, umschlossen von halbhohen Gebäuden, von der Straße her aber nicht einzusehen. Von irgendwoher vernahm er leise klassische Musik.
Er steuerte seinen Wagen in den Schatten, ließ den Motor laufen, stieg aus, blickte sich um. Kein Mensch weit und breit, nur ein Rotkehlchen auf der Dachrinne. Dann öffnete sich der Flügel eines der Tore, und ein Mann trat heraus, sah zu ihm hin, hob die Hand. Dunkel und schlank, wuschelige Haare, lebendige Augen. Behütuns griff durchs Fenster in seinen Wagen, drehte den Schlüssel. Der Motor verstummte. Das musste Moshir sein, Behütuns war sich sofort sicher. Manche Dinge weiß man, ganz ohne zu denken.
Der Mann, wohl Mitte, Ende 30, kam auf ihn zu. »Machen Sie den Motor noch einmal an«, sagte er und stellte sich als »Moshir Salawi« vor. Dann reichte er Behütuns die Hand. Der startete seinen Wagen neu.
Salawi lauschte, legte den Kopf etwas schief, ging dann einmal halb ums Auto. »Ist gut, machen Sie ihn wieder aus.«
Behütuns folgte.
»Sie brauchen einen neuen Zahnriemen. Die Ventile müssten nachgestellt werden, und ich glaube, die Wasserpumpe kommt auch bald. Müsste man einmal nachsehen.«
Behütuns war etwas erstaunt.
»Möchten Sie einen Tee? Kommen Sie«, sagte der Mann und ging wieder in Richtung des Tores. Behütuns folgte ihm. Von dort kam auch die Musik. Dann trat er ein, innen war es angenehm kühl. In der Tür blieb Behütuns stehen, verblüfft. So etwas hatte er noch nicht gesehen! Er stand, das war ganz offensichtlich, in einer Autowerkstatt. Grube, Bühne, Werkbank, Schweißgerät, Werkzeugwagen. Und trotzdem war alles anders. Alles war hier aufgeräumt, beinahe klinisch sauber.
Jedes Werkzeug an seinem Platz, die Schraubenschlüssel der Größe nach an der Wand exakt ausgerichtet, kein Öl, kein Dreck, keine schmierigen Lappen. Nahe der Werkbank standen zwei Sofas. Das war ein Wohnzimmer. Oder eine Installation. Die Sonne schien durch das rückwärtige Oberlicht, selbst diese Fenster geputzt. Und über allem klassische Musik. Die Szene war irreal, wie aus einem Film. Oder einem billigen Roman. Und doch stand er mitten drin.
»Sie sind Moshir?«, fragte Behütuns und wies sich aus. Moshir zuckte kaum merklich zusammen, aber einem erfahrenen Kriminaler entging so was nicht.
»Moshir Salawi, ja.« Er brachte ihm einen Tee, lud ihn ein sich zu setzen. Auf die Sofas neben der Werkbank.
»Sagt Ihnen der Name ›Karin Lempert‹ etwas?« Kommissar Behütuns nahm Platz.
»Die Kleine aus Kleingründlach?« Moshir Salawi sprach ohne Akzent, mit weicher, angenehm warmer Stimme. »Sie war gestern Abend hier.«
»Das Mädchen ist verschwunden. Wir suchen sie. Wie lange war sie bei Ihnen?«
Ein Lastwagen fuhr langsam über den Hof und in den hinteren Bereich, dorthin, wo die Container standen. Die Ohren zeichnen dir ein zuverlässiges Bild, dachte Behütuns.
»Bis zwei, halb drei, drei? Ich weiß es nicht mehr genau.«
»Was hat sie hier gemacht?«
»Wir haben geredet. Karin hatte ein Problem.«
Schon wieder ein Geräusch auf dem Hof. Diesmal von einem Motorrad. Eine große, schwere Maschine. Sie fuhr bis vor das Tor und wurde dann abgestellt.
»Ein Problem welcher Art?« Behütuns beobachtete sich, wie er förmlicher wurde in seinen Fragen.
Salawi zögerte einen Moment. Es schien ihm unangenehm.
»Ich möchte darüber nicht reden«, sagte er dann.
»Ein Problem welcher Art?«, wiederholte Behütuns.
Wieder zögerte Salawi.
»Sie wird Ihnen – der Polizei – wahrscheinlich selber davon erzählen«, antwortete er jetzt. »Ich möchte das nicht, habe es ihr versprochen.«
Erneut eine kurze Pause, als würde er überlegen.
»Ich habe ihr geraten, es zu tun. Zur Polizei zu gehen.«
Das Tor ging auf, und ein Mann trat herein, mit Helm. Hell fiel das Licht durch den Spalt in die Werksatt. Der Besucher nahm den Helm ab, wuschelte sich durchs Haar, sah sich um. Salawi und der Mann kannten sich, das war ganz offensichtlich. Sie grüßten sich nur durch das Heben der Hand.
»Ja, was seh ich denn da! Herr Behütuns! Kommissar Behütuns! Was treibt denn Sie hierher? Grüß Gott. Probleme mit dem Wagen?«
Der Mann kam herüber, gab beiden die Hand und setzte sich. Behütuns fühlte sich jetzt endgültig wie in einem schlechten Film. Dieser Motorradfahrer hier war einer seiner Chefs! Der Vizepräsident der Polizei Nürnbergs!
»Glückwunsch, kann ich da nur sagen. Da haben Sie eine gute Wahl getroffen,
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