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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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schützend vor ihn, was an und für sich ein sehr lustiges Bild wäre, wenn die Situation nicht noch so angespannt wäre.
    Bevor ich nur ein Wort sagen kann, fährt Emma mich an. „Ein Wort, Lena, und du lernst mich von einer ganz anderen Seite kennen. Sam ist ein vernünftiger Fahrer und es war nicht seine Schuld.“
    Der grinst auf seine Frau runter und legt ihr den heilen Arm um die Schultern.
    „Em, auf dich ist Verlass. Aber darf ich kurz mit Lena reden, ohne dass du dazwischen springst?“
    „Ich wollte doch nur ...“, schnappt sie empört nach Luft.
    „Ich weiß, Mommy. Aber ich bin nicht Mila.“ Er küsst sie auf die Schläfe und kommt dann zu mir. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht er, sich vor mir hinzuknien. Dana bietet ihm sofort ihren Platz an und stellt sich wieder ans Bett ihres Sohnes. Emma steht mit verschränkten Armen an der Tür und beobachtet genau, wie Sam sich neben mich setzt.
    „Es war ein Unfall, Lena“, sagt er und sucht meinen Blick. „Niemand hatte Schuld. Wenn überhaupt, dann die alte Schrottkarre vor uns.“
    „Was ist passiert?“
    „Wir waren auf der Autobahn auf der Überholspur, aber ich war nicht zu schnell und ich habe mehr als genug Abstand gehalten.“
    „Es hat doch geregnet!“, werfe ich ein, als würde ihm das jede Teilnahme am Straßenverkehr untersagen.
    „Das weiß ich. Deswegen bin ich auch ausgerutscht. Der Typ vor mir hat seine Stoßstange verloren. Möglicherweise war sie von einem vorherigen Unfall schon locker. Das Ding ist dann voll in uns reingeflogen. Ich wollte noch ausweichen, aber da war es schon zu spät. Gabriel hat mit dem Oberschenkel genau darauf gebremst.“
    Ich darf mir nicht ausmalen, was noch hätte passieren können.
    „Regnet es noch?“, ertönt Gabriels raue Stimme aus dem Hintergrund. Er ist immer noch nicht ganz bei sich, aber das sind die besten drei Worte, die ich seit langem gehört habe. Es ist bezeichnend, wie uns der Regen in diesem Sommer verfolgt hat.
    Dana ist direkt bei ihm und streichelt ihm über die Wange. „Nein, im Augenblick nicht. Hast du Schmerzen?“
    „Helena?“ Er reißt die Augen auf und sucht den Raum nach mir ab.
    „Ich bin hier.“ Sofort stehe ich auf und gehe an die andere Seite des Krankenbettes.
    „Ich hab von dir geträumt. Du hast geweint.“ Dabei grinst er wie ein Honigkuchenpferd. Was auch immer sie ihm gegeben haben, es scheint noch nachzuwirken.
    Ganz nah beuge ich mich zu ihm runter, um ihm ins Ohr zu flüstern.
    „Das hast du nicht geträumt. Ich hatte Angst, dich zu verlieren.“
    Als ich wieder hochkomme, sieht er mich mit einem nie dagewesenen Dackelblick an.
    „Oh, nein. Das ist ja so traurig!“, sagt er mit einer Kleinkindstimme und bringt damit jeden im Raum zum Lachen. Sofort werden seine Lider wieder schwer und er setzt zu einer neuen Runde Erholungsschlaf an.
    „Er ist noch nie besonders gut aus einer Narkose wach geworden“, erklärt Dana, immer noch lachend. „Als er mit 13 Jahren die Mandeln rausbekommen hat, musste ich ihn davon abhalten, jedem zu zeigen, dass er unter seinem OP-Hemdchen nichts trägt.“
    „Ach, Mama“, seufzt Gabriel mit geschlossenen Augen.
    „Wir sollten ihn schlafen lassen“, sagt Dana und nimmt ihre Handtasche von der Fensterbank.
    Sam stemmt sich mit Emmas Hilfe wieder vom Stuhl hoch und macht sich auf dem Weg zur Tür, doch ich bewege mich keinen Millimeter von Gabriel weg.
    „Ich bleibe!“, sage ich bestimmt. Zur Untermalung meiner Aussage streife ich meine Schuhe ab. „Oh, und Sam ... Es tut mir leid, dass du verletzt bist und ich hoffe, deine Schmerzen sind nicht zu schlimm.“
    Er nickt mir nur anerkennend zu. Ich versuche, kein zickiges Monster zu sein, und das ist doch schon ein guter Anfang.

    Endlich kehrt Ruhe ein. Zwar rechne ich damit, dass die Nachtschwester mich rausschmeißen wird, aber darauf werde ich es erst einmal ankommen lassen.
    Gabriel wird allmählich unruhig, auch wenn er immer wieder einschläft. Wahrscheinlich spürt er jetzt die Schmerzen.
    Ich versuche, im Stuhl eine gemütliche Position zu finden, aber das ist aussichtslos. Gabriel scheint von meinem Gehampel wach zu werden.
    „Komm her“, flüstert er und streckt einen Arm zu mir aus.
    „Ich will dir nicht wehtun.“
    „Du bist das beste Schmerzmittel, mon chouchou . Aber vorher würde ich gerne etwas trinken, wenn ich darf.“
    Ich lasse ihn ein paar kleine Schlucke aus dem Strohhalmbecher nehmen und versuche dann, einen Platz neben ihm zu

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