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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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tropfte noch, und ich nutzte Kenningtons Ohnmacht aus, um die letzten Tropfen Sperma an seinen halboffenen Lippen abzuwischen. Ich konnte mir vorstellen, dass ihm das durchaus gefallen hätte.
    Ich zog die Hosen hoch, öffnete die Tür und rannte wie der Blitz davon.

12
    Nach den brutalen Geschehnissen der letzten Stunde schwirrte mir der Kopf, als ich die Steintreppe hinaufraste und wieder in den Geheimgang gelangte. Wie oft musste ich mir noch meinen Weg durch diesen dunklen, feuchten Tunnel bahnen, bis dieses Wochenende auf Drekeham Hall endlich vorüber war?
    Dieses Mal musste ich den Gang nicht ganz passieren: Leonard Eagles Gemächer waren mein Ziel. Ich kam an der Dunkelkammer vorbei und sah, dass jemand sie komplett verwüstet hatte – der Vergrößerer lag zerschmettert am Boden, sämtliche Schubladen waren geöffnet, ihr Inhalt auf dem Fußboden verteilt, die Negative in kleine Stücke zerrissen.
    Die halbhohe Tür zu Leonards Zimmer stand offen, also konnte ich auf allen vieren und lautlos hinein. Das Glück war mir gewogen: Von der anderen Seite war Stimmengewirr zu hören, und das Letzte, was sie erwarteten, war ein Angriff von hinten. Ich kauerte im Halbdunkel und spähte durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen. Ich musste bloß zusehen und zuhören, wie vor mir der letzte Akt des Dramas aufgeführt wurde.
    Eine Gruppe stand mit dem Rücken zu mir: Ich erkannte Sir James, Lady Caroline, Leonard und Lady Diana, die alle auf einmal redeten. Außerdem hörte ich einen seltsamen, leisen, muhenden Laut, der wie das Jammern einer verwunderten Färse klang.
    »Um Gottes willen, Ramage, reißen Sie sich doch zusammen.« Das war Sir James – offenbar das Mitgefühl in Person.
    »Aaaahhh … Wilfred! Wilfred!« Mrs. Ramages Stimme klang tief und brüchig. Ich hörte Burroughs keuchen und nach Luft ringen; als Sir James beiseitetrat, sah ich das aschfahle Gesicht des Butlers in den Armen von Mrs. Ramage. Sein weißes Haar war zerzaust, seine Brille hatte er verloren; er schien halbblind ins Licht zu blinzeln. Ein grausiger, roter Striemen um seinen Hals zeigte, wie nahe er dem Ende gekommen war.
    Mrs. Ramage hielt ihn wie ein Kind, wiegte ihn verzweifelt vor und zurück, die Kopfbedeckung schief, der Mund feucht vor Speichel.
    »Lassen Sie ihn los, Mrs. R«, sagte Leonard voll falschem Mitleid und beugte sich über sie. »Er war ein guter und treuer Diener und für Sie sicher auch ein guter Freund, aber nun ist seine Zeit gekommen.«
    Leonard nahm eine ihrer Hände und versuchte, sie von Burroughs zu lösen, doch Mrs. Ramage warf ihm einen wütenden Blick zu. In ihren Augen funkelte der Irrsinn.
    »Rühren Sie ihn nicht an! Sie haben schon genug verbrochen! Oh, Wilfred, Wilfred. Warum willst du mich verlassen? Warum nur? Warum?«
    »Kommen Sie schon, Mrs. R«, sagte Leonard mit sanfter, schmeichelnder Stimme. »Ich kümmere mich um ihn. Danach wird es ihm besser gehen.«
    Erschrocken sah ich, was er in der Hand hielt: eine riesige Spritze, mit klarer Flüssigkeit gefüllt. Mrs. Ramage schrie – ein Geräusch, nicht von dieser Welt.
    »Weg! Gehen Sie weg von ihm!« Leonard hätte gegen diese wahnsinnige Kreatur kaum eine Chance gehabt, aber sie waren zu viert, und Mrs. Ramage war allein.
    »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte Lady Caroline. »Sie müssen uns nun für ihn sorgen lassen. Alles wird gut werden.« Ich sah, wie sie Leonard bedeutete, Mrs. Ramage von der anderen Seite anzugreifen.
    »Sie werden ihn nie von mir bekommen.«
    »Ach, Sie steigern sich da in etwas rein … Kommen Sie, lassen Sie Leonard einfach …«
    Mrs. Ramage warf sich mit ganzem Leib über den ausgestreckt da liegenden Burroughs und vollendete damit fast, was er selbst mit dem Strick nicht geschafft hatte. Immerhin schützte sie ihn damit vor Leonard und seiner tödlichen Nadel.
    »Das dürfen Sie nicht tun! Das können Sie nicht tun! Er ist … er ist … mein Bruder!«
    Mrs. Ramage fing hysterisch zu weinen an; ich sah Burroughs’ weißes Gesicht unter ihrem gewaltigen Busen. Die anderen standen wie vom Donner gerührt da; sogar Leonard war so schockiert, dass er die Nadel senkte.
    »Ihr Bruder!«, polterte Sir James. »Warum haben Sie uns das nie gesagt?«
    »Es gibt Dinge, von denen selbst Sie nichts wissen, Sir James«, sagte Mrs. Ramage und fixierte ihn mit blutunterlaufenen Augen. »Das Leben in den Dienstbotenquartieren von Drekeham Hall ist komplizierter, als Sie es sich vorstellen können.«
    Als ich die Ohren spitzte und

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