Durch die Hintertür
auf ein Geständnis wartete, das dem irrwitzigen Tumult der letzten 48 Stunden irgendeinen Sinn verleihen würde, spürte ich eine leichte Berührung an meinem Fußknöchel. Ich unterdrückte jeden Laut, drehte mich um – und sah im Halbdunkel das, was ich mehr alles andere in der Welt sehen wollte: Morgans Gesicht.
Er war völlig geräuschlos den Geheimgang entlang gekrochen – offensichtlich mauserte er sich immer mehr zum nützlichen Assistenten eines Detektivs – und hielt Sergeant Kenningtons Pistole in der Hand. Die hatte ich in meiner Eile, den Raum zu verlassen, völlig vergessen.
Natürlich konnten wir nicht reden, aber Morgan fand auch so Mittel und Wege, seine Freude und Erleichterung darüber, dass ich wohlauf war, zum Ausdruck zu bringen. Er kletterte auf mich – in dem engen Tunnel war eben genug Platz dafür – und fing an, mich auf Mund, Gesicht und Hals zu küssen. Ich musste mich sehr anstrengen, um mitzubekommen, was hinter der Tür vor sich ging.
»Die Dienstbotenquartiere haben uns genug Scherereien bereitet«, sagte Lady Caroline. »Diesem Unsinn sollten wir ein Ende machen. Mrs. Ramage, lassen Sie ihn los.«
»Niemals!«, schrie Mrs. Ramage.
Morgan schob die Hände in meine Hose und betastete meinen Arsch; er hatte mich noch immer nicht gefickt, und ich hatte den starken Eindruck, dass das das einzige war, was er im Kopf hatte.
»Leonard, um Gottes willen«, sagte Lady Diana mit grausamer und herrschsüchtiger Stimme, »erlöse den alten Bastard doch von seinen Leiden. So macht man das mit jedem Hund.«
Mrs. Ramage jammerte, dann war ein schreckliches, reißendes Geräusch zu hören.
»Auuuu!«, schrie Lady Diana. »Das alte Biest beißt mich! Nehmt sie weg von mir!«
Durch den Spalt konnte ich einen würdelosen Kampf sehen, an dessen Rändern Leonard herumtanzte. Seine Spritze funkelte im Licht, und er versuchte, irgendwie an Burroughs heranzukommen.
Morgan, der an meinem Ohr gekaut und mir die Finger immer weiter in den Arsch geschoben hatte, hielt plötzlich inne. Er hatte das gefunden, wonach Sergeant Kennington umsonst gesucht hatte, und zog es heraus. Er war so verblüfft, einen leblosen Gegenstand in meinem Hintern vorzufinden, dass er wie vom Donner gerührt war.
Ich zog seine Hand aus meiner Hose, schnappte mir die Pistole und platzte durch die Tür in Leonards Zimmer – in letzter Minute: Er hatte Burroughs’ Schenkel anvisiert und wollte ihm gerade den tödlichen Schuss setzen.
»Keine Bewegung«, rief ich, »sonst schieße ich!«
Lady Caroline schrie, Leonard erstarrte, und Mrs. Ramages gelbliches Gebiss ließ Dianas Bein los.
»Mitchell! Geben Sie das her! Was, glauben Sie, tun Sie da?«, sagte Sir James.
»Ich halte Sie davon ab, einen weiteren Mord zu begehen.«
»Einen weiteren Mord? Wie können Sie es wagen?«
Doch ich hatte ins Schwarze getroffen, sein Widerstand schmolz dahin. Ich richtete die Pistole auf Leonard. »Lassen Sie die Spritze fallen.«
»Sie würden doch niemals feuern. Das würden Sie nicht wagen …«
Ich drückte den Abzug und schoss auf eine Stelle wenige Zentimeter über seiner Schulter. Die Kugel traf eine seiner chinesischen Vasen, die auf erfreulich dramatische Weise in Stücke sprang.
»Ich sagte: Lassen Sie die Spritze fallen.«
Dieses Mal gehorchte Leonard. Ich zertrat das schreckliche Teil auf dem Boden.
»Oh, bitte … mein Teppich …«
Morgan war mittlerweile auch im Raum und machte sich nützlich, indem er Leonard sein Knie in den Schritt rammte – vermutlich hatte er das schon ziemlich lange tun wollen – und dann den halb erstickten Burroughs aus Mrs. Ramages Umklammerung befreite. Sie hatte offenbar ihren Kampfgeist verloren und sackte auf der Couch in sich zusammen wie eine überdimensionierte Stoffpuppe.
Burroughs befand sich in schlechtem Zustand. Der Strick hatte seine Luftröhre beschädigt, und die Last von Mrs. Ramage hatte ihm auch noch den letzten Atem genommen. Er rang mit dem Tod. Morgan legte ihn sanft auf den Boden und bettete seinen Kopf auf ein Kissen. In der nun folgenden Stille war nichts zu hören als Burroughs’ mühsame Atemzüge und das gelegentliche Winseln, das der gekrümmte Leonard von sich gab.
Als es schon den Anschein hatte, dass der Alte vor unseren Augen starb, tastete eine weiße, krallenähnliche Hand nach meinen Füßen und zupfte an meiner Hose. Ich ging neben ihm in die Hocke.
»Was ist, Burroughs?«
»Meeks …«
»Ich weiß. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir holen ihn
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