Durch die Hintertür
ausnahmsweise mal selbst ihren verfluchten Tee holen«, murmelte sie. »Wo ist der Film, Kennington? Haben Sie ihn gefunden?«
»Er hat ihn nicht.«
»Morgan hat ihn«, log ich.
»Lügen Sie mich nicht an!«, schrie mir Mrs. Ramage ins Gesicht. »Oder Sie …«
Wieder läutete die Klingel, dieses Mal länger.
»In Herrgottsnamen!«, rief sie und sprenkelte mein Gesicht mit Speichel. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will.«
»Das kommt aus Leonards Zimmer«, sagte Kennington und wies auf das Licht, das über der Tür leuchtete.
»Als hätte ich aus der Ecke nicht schon genug Ärger gehabt, das reicht fürs ganze Leben«, sagte Mrs. Ramage.
»Vielleicht will er ja, dass noch jemand umgebracht wird«, sagte ich. Das war ein Fehler, denn nun erhob sich Mrs. Ramage und legte ihr nicht unerhebliches Gewicht in einen Hieb, der mich so hart am Kiefer traf, dass ich mitsamt Stuhl umkippte. Ich hatte Angst, dass sie noch ein paar Tritte mit ihren schweren Stiefeln nachreichen wollte, doch da sprang die Tür auf – es war Leonard Eagle persönlich, ganz außer Atem und offensichtlich erschüttert. Er musste den Geheimgang entlang gerannt sein.
»Teufel noch mal, Ramage, haben Sie mich nicht läuten hören?«
»Sehen Sie nicht, dass ich zu tun habe?«
»Sie kommen sofort mit nach oben. Es geht um Burroughs.«
Diese Worte übten eine elektrisierende Wirkung auf Mrs. Ramage aus – sie sprang buchstäblich zurück. »Was? Was ist passiert?«
»Er hat sich erhängt.«
Sie schrie, schwankte und wäre beinahe auf mich gefallen; dem Himmel sei Dank hielt Kennington sie am Arm fest, sonst wäre ich heute nicht hier, um diese Geschichte zu erzählen.
»Wo ist er?«
»Er ist auf meinem Zimmer. Wir haben ihn gerade noch rechtzeitig abgeschnitten.«
»Ich komme, Wilfred!«, schrie Mrs. Ramage und rannte aus der Tür wie eine Furie. Wir hörten sie die Treppe hinauf trampeln und dabei abwechselnd schreien und jammern. Leonard folgte ihr mit katzengleichen Schritten.
Ehe ich Gelegenheit hatte, über diese außergewöhnliche Wendung nachzudenken, stellte Kennington den Stuhl unsanft wieder auf und packte mich am Kinn.
»Jetzt habe ich dich ganz für mich alleine«, sagte er. »Keine Zeugen, keine Unterbrechungen.«
»Dann können Sie ja schalten und walten, wie Sie wollen.«
»Genau das habe ich auch vor.«
Er verriegelte die Tür und fing an, seine Jacke aufzuknöpfen. »Ich will mir doch nicht meine Uniform beschmutzen. Blutflecken kriegt man selbst aus dunkelblauem Stoff nicht mehr heraus.«
»Ich habe keine Angst vor Ihnen.«
»Das solltest du aber.«
Er legte die Jacke auf einen Stuhl, zog die Hosenträger herunter und öffnete langsam sein Hemd. Sein Körper war drahtig wie der eines Leichtgewicht-Boxers; wie stark er war, hatte ich ja bereits am eigenen Leib erfahren.
Er nutzte meine Bewegungsunfähigkeit, setzte sich rittlings auf meine Schenkel, packte meinen Hinterkopf und presste mein Gesicht gegen seine Brust. Sie roch nach Schweiß. Er drückte mich so fest gegen die Haare unter den Brustmuskeln, dass ich kaum den Mund öffnen konnte; meine Nase wurde seitwärts plattgedrückt. Ganz offensichtlich hatte Wachtmeister Kennington eine Vorliebe dafür, anderen die Luftzufuhr abzuschneiden. Ich musste ihn unbedingt ablenken.
»Wir haben den ganzen Abend zum Spielen«, sagte er. »Niemand wird uns stören. Die haben da oben genug zu tun. Also, womit soll ich anfangen?«
Er presste mein Gesicht noch fester gegen seine Brust und fing an, mit den Hüften zu bocken und mit dem Stuhl zu schaukeln. Da er mir dabei den Schritt gegen den Bauch drückte, konnte ich fühlen, dass er einen Ständer hatte. Macht und Machtmissbrauch – das waren die Dinge, die ihn anmachten. Was er auch vorhatte, ich musste ihn ablenken und versuchen, die Oberhand zu gewinnen. Selten musste ich mich aus einer so unvorteilhaften Lage heraus an die Eroberung eines Mannes machen.
Wenn ich den Eindruck erweckte, seine brutale Behandlung zu genießen, so konnte ich dadurch vielleicht seine Lust auf Sex wecken und seinen Sadismus unterdrücken. Es machte mir in der Regel nichts aus, etwas härter angefasst zu werden, aber ich hatte keinerlei Verlangen nach Schmerzen und noch weniger danach, durch die Hand eines wahnsinnigen Mörders zu sterben.
Es gelang mir, den Mund gerade so weit zu öffnen, dass ich die Zunge ein Stückweit herausstrecken konnte. Ich drückte sie gegen Kenningtons Brust. Die Wirkung ließ
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