Durch Himmel und Hoelle
pergamentenen Gesicht zu sehen, als der Marquis das sagte. Der Butler gab die Instruktio- nen an den Lakaien mit einem mißbilligenden Blick weiter.
»Mach nicht so ein Gesicht, Browne.« Lord Trevegne lachte. »Darf ich dir meine Frau vorstellen - Lady Trevegne.« Er zog Elysia an seine Seite und legte seinen Arm um ihre Schulter.
»Eure Frau«, krächzte Browne. Der Schock in seinem Gesicht wich eitler Freude. Er verbeugte sich und sagte: »Es ist mir eine Ehre, Lady Trevegne, Euch auf Westerley willkommen zu heißen.«
»Ich danke dir, Browne.« Lord Trevegne lächelte den alten Mann freundlich an und überraschte damit Elysia, die ihn nicht für fähig gehalten hatte, menschliche Wärme zu zeigen.
»Browne ist schon ein halbes Jahrhundert bei uns, eigentlich hat er das Sagen - oder er versucht es wenigstens«, fügte er mit einem geduldigen Blick auf den alten Mann hinzu.
»Und wann habt Ihr je auf mich gehört, Lord Alex?« entgegnete er mit der Keckheit eines alten, getreuen Dieners.
»Ich hab' mir doch jetzt eine Frau angeschafft, oder? Ich kann mich erinnern, wie du und -« Er wurde von einem lauten Schrei, der von irgendwo über ihnen kam, unterbrochen, und dann erschien eine kleine Gestalt, die eilig die große Freitreppe heruntereilte.
»Lord Alex«, rief sie, »wie könnt Ihr mitten in der Nacht so her- einschneien? Immer habt Ihr den ganzen Haushalt durcheinander- gebracht, sogar schon als Junge«, kicherte sie hocherfreut, ihn zu se- hen.
»Elysia, meine Liebe, das ist Mrs. Danfield, meine alte Kinder- frau und nun, da ich dem Kinderzimmer entwachsen bin, die Haus- hälterin von Westerley. Dany, das ist meine Frau, Lady Elysia Trevegne.«
Elysia blickte in ein Paar freundliche braune Augen und lächelte ein reizendes, schüchternes Lächeln, das in dieser fremden Umge- bung nach Freunden Ausschau hielt.
»Lady Trevegne.« Mrs. Danfield knickste und schenkte Seiner Lordschaft einen vorwurfsvollen Blick. »Ihr habt es also fertigge- bracht zu heiraten, ohne mir ein Wort davon zu sagen. Was wird sich Eure Braut denken - das Haus ist kalt und finster, kein Will- kommensfest oder eine Begrüßung von der Dienerschaft arran- giert.« Sie nahm Elysias alten Mantel und die gestopften Hand- schuhe in Augenschein und bemerkte die Erschöpfung und die Nervosität in dem jungen Gesicht.
»Wir haben keinerlei Firlefanz erwartet«, erwiderte Lord Tre- vegne kurz. »Meine Braut und ich ziehen es vor, daß alles seinen normalen Gang geht«, erklärte er streng.
»Na gut«, sagte Mrs. Danfield gereizt und warf einen prüfenden Blick auf Elysia. »Ihr bringt schließlich nicht jeden Tag eine Braut ins Haus, und ich hatte schon Zweifel, ob es je geschehen würde. Wie habt Ihr es denn fertiggebracht, ein so junges, unverdorbenes
Kind zu finden?« wollte sie mit einem freundlichen Lächeln auf Elysia, das jene dankbar erwiderte, wissen. Keine eingebildete vor- laute Stadtmamsell, dachte Mrs. Danfield erleichtert. »Ich habe fest geglaubt, daß keine anständige Mutter Euch näher als eine Meile an Ihre Tochter heranläßt.« Sie warf ihm einen strengen Blick zu, da sie seinen schlechten Ruf nur zu gut kannte.
»Ach, es gab nichts auf der Welt, was uns hätte trennen können, Dany«, erklärte Lord Trevegne und hielt kurz inne, ehe er fortfuhr: »Man kann sagen, eines Morgens machten wir beide die Augen auf und entdeckten unsere Liebe füreinander. Es war wie eine Erleuch- tung, fast als wären wir aus einer Betäubung erwacht.« Er grinste boshaft, als er Elysias schockierten Blick bemerkte und wartete, ob sie etwas hinzuzufügen hatte. »So, Dany, jetzt zeig Lady Trevegne ihr Zimmer. Ich glaube, sie ist zu müde, um deine Neugierde zu be- friedigen.« Er drehte sich um und verschwand hinter einer der vie- len Türen, die aus der Halle hinausführten, während Browne, der Lord Trevegnes Ausführungen aufmerksam verfolgt hatte, hinter ihm hereilte, so schnell ihn seine rheumatischen Beine tragen konn- ten.
Mrs. Danfield geleitete Elysia eilig die breite marmorne Frei- treppe hinauf, während sie über ihre Schulter den Mägden unten Befehle zurief. Sie gingen die Galerie entlang, bis sie einen anderen Flügel des riesigen Hauses erreichten und durchquerten dann einen breiten Korridor. Ahnenporträts starrten im flackernden Licht der Kerze, die Mrs. Danfield trug, auf sie hinunter.
Am Ende des Korridors öffnete die alte Frau die feingeschnitzten Flügel einer Doppeltür. Sie ging vor Elysia her und zündete
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