Durch Himmel und Hoelle
reich verheiraten wollten, zweimal überlegen würden, ihn zum Schwiegersohn zu nehmen. Und Sir Jason bezweifelte sehr, daß Lord Trevegne unter diesen Umständen noch eine annehmbare und geeignete Frau finden
würde. Besonders jetzt, da man ihn ja, wenn man den Gerüchten glauben durfte, aus Almack's verbannen wollte.
Aber Jasons schönster Triumph war, daß es ihm gelungen war, Lord Trevegne auszutricksen. Daß er ihn in seiner Gewalt gehabt hatte, daß er ihm ausgeliefert gewesen war. Er hätte ihm ohne weite- res ein Messer in die Brust stoßen können, während er schlief, wenn er das gewollt hätte. Aber es war viel besser zu sehen, wie er ver- suchte, seinem Schicksal zu entrinnen - entweder gegen seinen Wil- len zu heiraten oder in Schande zu leben. Sein Ruf war schon schlecht genug, aber nicht einmal der Marquis konnte so weit ge- hen, ohne Konsequenzen aus seinen Vergehen zu ziehen.
Sir Jason hoffte fast, daß der Marquis Miss Demarice hinauswer- fen würde. Er würde sie dann suchen, ihr seinen Schutz anbieten und sie zu seiner Mätresse machen. Sie war entzückend, er sah ihren Körper vor sich, wie er im Kerzenlicht leuchtete. Ja, er mußte sich überlegen, wie er das anstellen sollte. Bei dem Gedanken daran, was Trevegne wohl jetzt gerade machte, mußte er wieder kichern.
Elysia starrte im Dunkeln auf ihre Hände, sie konnte den goldenen Ring, den Lord Trevegne von seinem kleinen Finger genommen und an ihren Ringfinger gesteckt hatte, nicht sehen, aber wenn sie die Hand darauf legte, fühlte sie seine seltsame Form. Er war schwer und fremd an ihrer Hand und kennzeichnete sie als sein Besitztum. Vor einer knappen Stunde hatte sie geschworen, diesen Fremden, der ihr schweigend in der Kutsche gegenübersaß, zu lieben und ihm zu gehorchen.
Was war das für ein Mann, den sie geheiratet hatte? rätselte sie, nachdem sie einen kurzen Blick auf sein scharfes Profil riskiert hatte - kurz angeleuchtet von einem Blitz, der das Innere der Kutsche er- hellt hatte. Er hatte sich lässig in die Kissen zurückgelehnt und seine langen Beine auf der gegenüberliegenden Sitzbank ausgestreckt.
Sie war jetzt seine Frau - Lady Trevegne -, und sie konnte es nicht
einmal ertragen, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen. Sie hatte immer davon geträumt, sich einmal zu verlieben, zu heiraten und eine Familie zu haben, die sie lieben würde - eine närrische und naive Einstellung. Sie konnte es nicht fassen, in welche Lage sie sich gebracht hatte.
Elysia dachte voller Wehmut an ihre Eltern und daran, was sie jetzt denken würden. Sie hatten sich von der Gesellschaft insofern unterschieden, daß sie arrangierte Hochzeiten verurteilten. Ihre ei- gene Ehe war eine Liebesheirat gewesen und ein voller Erfolg, darum glaubten sie fest an Ehen der Liebe. Sie hätten sie nie einer Vernunftehe geopfert, um ihre gesellschaftliche Stellung zu verbes- sern, und nun war sie mit einem verrufenen Mitglied der feinen Ge- sellschaft verheiratet — er war reich, gutaussehend und völlig hem- mungslos, wenn es um seine eigenen Wünsche ging - ein Mann, dem sie völlig gleichgültig war.
Warum hatte er darauf bestanden, sie zu heiraten? Er hatte un- mißverständlich zugegeben, daß niemand ihn dazu zwingen könnte, etwas zu tun, was er nicht selbst wollte, und offensichtlich war sein Ruf ohnehin so schlecht, daß ein weiterer Akt von Zügello- sigkeit nicht viel ausmachen würde. Er sagte, er wolle einen Erben. Aber es gab doch sicher viele Frauen, die es sich als Ehre anrechnen würden, ihm Kinder zu gebären. Sie jedoch gehörte dieser Gruppe nicht an, und wenn er glaubte, daß sie ihm Kinder zur Welt bringen würde, dann irrte er sich gewaltig. Er liebte sie genausowenig wie sie ihn, aber sie wußte, daß er sie begehrte. Und sie schwor sich, daß sie nie etwas mit ihm zu tun haben würde.
Sie konnte es immer noch nicht verstehen. Wenn er sie nur be- gehrt hätte, dann hätte er sich heute morgen nehmen können, was er wollte, als sie hilflos in seiner Gewalt gewesen und seiner Stärke wehrlos ausgeliefert war. Er hatte keinen Grund gehabt, sie zu hei- raten - er war nicht der Typ, der sich um ihren guten Ruf Sorgen machen würde.
Elysia schauderte bei dem Gedanken, welchem Schicksal sie heute früh mit knapper Not entronnen war.
»Kalt?« fragte Lord Trevegne aus der Dunkelheit. Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern beugte sich zu ihr und zog sie auf seinen Schoß. Er wickelte seinen Mantel um ihren zitternden Körper und hielt
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