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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und die kann mir keiner wegnehmen, so wie sie mir meinen Besitz entrissen haben - das Haus, die Stallungen und mein Pferd. Eigentlich mußte alles verkauft werden. Meine alte Kinderfrau bewahrt einen Schrankkoffer mit ein paar Familienstük- ken auf. Sie sind sicher bei ihr, und nur weil sie nichts eingebracht hätten, durfte ich sie behalten. Sie gehörten meinem Bruder Ian, aber er ist auf See gestorben, irgendwo im Mittelmeer bei einer Schlacht gegen Napoleon. Einen Tag nachdem meine Eltern umge- kommen waren, bekam ich einen Brief vom Marineministerium«, Elysia wandte den Blick ab und biß sich auf ihre zitternden Lippen.
    »Ach, meine arme Kleine«, rief Dany leise aus und schlang ihre Arme schützend um Elysia. »Ihr habt es wirklich schwer gehabt. Jetzt müßt Ihr Euch aber keine Sorgen mehr machen. Jetzt seid Ihr zu Hause, und Dany wird für Euch sorgen. Ihr dürft nur noch an all die guten Zeiten denken, die Ihr mit Eurer Familie verbracht habt, und das Schlimme vergessen. Stellt Euch einfach vor, sie sind ir- gendwo auf Besuch und kommen bald wieder zurück.«
    »Ich werd's versuchen, Dany. Ich weiß, ich bin dumm - aber ich bin auch so müde«, lächelte Elysia.

»Das ist wirklich kein Wunder... die ganze Nacht durchgefahren ohne Pause, so etwas«, sagte Dany mißbilligend. »Jetzt legt Euch nieder, macht die Augen zu und schlaft«, befahl sie und deckte Ely- sia wie ein kleines Kind zu, »und brav sein. Das hab' ich meinen Jungs auch immer gesagt.«
    Sie blies die Kerzen aus, hob das Tablett auf und wünschte Elysia eine gute Nacht, als sie das Zimmer verließ. Elysia legte sich auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Eine Uhr auf einem der Tische schlug die Stunde.
    Würde er kommen? Er hatte jetzt das Recht, in ihrem Bett zu schlafen und mit ihr zu machen, was er wollte. Sie hoffte, daß er nicht kommen würde, aber sie konnte ihn nicht aufhalten, wenn er es wollte.
    Jetzt hatte er sie in der Hand, ein Mann, gegen den sie im ersten Augenblick Abneigung empfunden hatte und den sie kaum einen Tag kannte. Sie wußte fast nichts über ihn oder seine Familie, außer den paar Dingen, die ihr Dany erzählt hatte. Sie wußte, daß seine El- tern beide tot waren, und Dany hatte von Jungs gesprochen, also hatte Lord Trevegne wahrscheinlich Brüder, das hoffte Elysia zu- mindest. Vielleicht gab es sogar eine Schwester in ihrem Alter, die sich mit ihr anfreunden würde. Aber sie könnte auch sein wie Lord Trevegne, groß, dunkel und eingebildet. Das wäre schlimm, dachte Elysia schlaftrunken und schloß die Augen.
    Lord Trevegne saß sinnend vor dem großen Kamin in seinem Ar- beitszimmer und starrte in die Flammen. Er schwenkte den Brandy in seinem Glas, wärmte ihn mit seiner Handfläche und dachte dabei an das Mädchen im oberen Stock, in der Herrschaftssuite - seine Frau! Er lachte laut auf, ein hartes, grausames Geräusch, das im Zimmer widerhallte. Heirat - er zog verächtlich die Mundwinkel herunter, als er an die Ehen seiner Freunde dachte. Ein unterschrie- bener Vertrag gab einem das Recht, eine Frau ins Bett zu nehmen und sie zu schwängern mit den besten Wünschen der Gesellschaft

und der Kirche, und wenn man dabei noch ein Vermögen einheim- sen konnte, gratulierten die anderen dem klugen Mann, besonders wenn er es fertiggebracht hat, sich noch nebenbei ein paar Mä- tressen zu halten.
    Und die Braut, man durfte die reizende Braut nicht vergessen, die mußte einen Haushalt führen, hatte mehr Geld zum Ausgeben, ei- nen Mann zum Herumkommandieren und die Sicherheit, nicht sit- zenzubleiben. Wenn sie schon einen Liebhaber hatte, dann wurde sie wieder respektabel. Ja, alle Parteien gewannen dabei.
    Na gut, er war jetzt auch ein verheirateter Mann, und niemand konnte ihm nachsagen, daß er seine Frau wegen ihres Vermögens geheiratet hatte. Sie war zu ihm gekommen mit einem einzigen Kleid, ja nicht einmal das, wenn man der Wahrheit die Ehre gab. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie er zu Beckingham gesagt hatte, seine Frau könnte nackt, so wie sie auf die Welt gekommen war, zu ihm kommen - und bei Gott, genau das war passiert! Wenn er Bek- kingham nicht so hassen würde, müßte er ihn dafür loben, daß er ihn beim Wort genommen und sie nackt zu ihm ins Bett gelegt hatte. Er mußte zugeben, daß sich Beckingham diesmal selbst übertroffen hatte.
    Es fiel ihm ein, wie Beckingham sie betäubt und ausgezogen hatte, wie ein Leichenschänder, der die Toten beraubt, und er fühlte eine plötzliche

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