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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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überall die langen Wachskerzen an, und die Einrichtung des Raumes ent- hüllte sich ihren Blicken.
    Elysia schaute sich verwundert um. Alles in diesem Zimmer war rot, gold oder schwarz. Es gab ein rotgoldenes Satinsofa, schwarz- goldene Stühle mit goldfarbenen Samtkissen, schwarzlackierte

Kommoden und zierliche Bücherregale. Den Raum beherrschte ein großer rotschwarzer Seidenparavent, bemalt mit chinesischen Sze- nen, und auf dem Boden lag ein Orientteppich in leuchtenden Far- ben.
    »Es ist wunderschön«, hauchte Elysia schließlich ergriffen.
    »Ja, das ist ein reizendes Zimmer«, pflichtete Mrs. Danfield sicht- lich erfreut über Elysias Anerkennung bei. »Das sind die Trevegne- farben, Schwarz für die Vergeltung, Rot für Blut und Gold für die Ehre. Die ersten Trevegnes waren ein wilder Haufen.«
    Elysia lief ein Schauer über den Rücken - sie waren es immer noch, dachte sie.
    »Hier drüben, das ist Euer Zimmer, Mylady«, sagte sie und deu- tete auf eine vergoldete Tür, »und das da ist das Seiner Lordschaft.«
    Die zwei Türen waren durch eine breite Vitrine getrennt, in der zarte Porzellanvasen und exquisite Jadefiguren ausgestellt waren. Mrs. Danfield öffnete die Tür von Elysias neuem Zimmer und zün- dete weitere Kerzen an. Elysia folgte ihr. Ihre Blicke wurden von dem riesigen Himmelbett mit den roten Vorhängen angezogen, und ihr fiel ihr hartes, schmales Bett bei Tante Agatha mit der verwa- schenen Decke ein. Verglichen damit war dies hier das Bett einer Königin.
    »Nun, meine Liebe, möchtet Ihr jetzt ein heißes Bad, um Euch nach der langen Reise zu entspannen?« fragte Mrs. Danfield, nahm Elysia den Umhang ab und hängte ihn in den riesigen Schrank mit den vielen Türen und Schubladen, in denen man alles verstauen konnte, was eine Lady brauchte.
    »Kommt Eure Zofe später?« wollte sie wissen, ein wenig ärger- lich ob der Unschicklichkeit, daß eine Lady Trevegne ohne Zofe und nur mit einer kleinen Strohtasche unterwegs war.
    »Ich habe keine Zofe, Mrs. Danfield«, erwiderte Elysia zurück- haltend und erwartete einen entsetzten Blick von der Haushälterin. Es überraschte sie, daß die kleine Person zufrieden nickte.

»Das ist gar nicht schlecht, ich habe hier einen Haufen gescheiter junger Mädchen, die gute Zofen abgeben werden, viel besser als eine Neunmalkluge aus London«, meinte sie verächtlich. »Auf die ist kein Verlaß, die kommen und gehen, ohne es vorher anzukündigen. Ihr müßt Euch keine Sorgen machen, wir werden jemanden finden. Und Eure Kleider?« fragte sie und blickte etwas mißtrauisch auf Elysias Strohtasche und das abgetragene Kleid, das sie anhatte. »Die werden sicher bald nachkommen.«
    »Nein, alles, was ich auf dieser Welt besitze, liegt hier vor Euch«, erwiderte Elysia und schob stolz ihr Kinn vor. »Ich bin eine Waise, aber wenigstens kann niemand Lord Trevegne nachsagen, er hätte mich wegen meines Vermögens geheiratet. Wahrscheinlich wird man eher mir diesen Vorwurf machen, fürchte ich. Man wird mir nachsagen, daß ich eine Abenteurerin bin.«
    »Na, na, keiner, der seine fünf Sinne beisammen hat, wird das glauben, wenn er sieht, was für eine Lady Ihr seid - und wie hübsch noch dazu. Jeder kann sehen, warum Lord Alex Euch geheiratet hat!« sagte die alte Frau mitfühlend und mit einem mütterlichen Lä- cheln. Dieses tapfere Kind, das so stolz vor ihr stand, hatte ihr Herz gewonnen. »Ihr sollt Euren hübschen Kopf nicht mit solchem Un- sinn belasten.«
    »Danke, Mrs. Danfield«, sagte Elysia bescheiden. Tränen brann- ten in ihren Augen. Das war die erste aufrichtige Freundlichkeit, die sie seit Jahren erlebt hatte.
    »Ihr nennt mich Dany wie Lord Alex, nicht Mrs. Danfield.« Die Haushälterin verstummte verlegen. »Ich würde mich sehr darüber freuen, Mylady.«
    »Ich danke Euch vielmals, Dany. Es ist mir eine Ehre. Würdet Ihr mich Elysia nennen?« bat sie schüchtern.
    Dany wurde vor Freude rot über diese Höflichkeit und rannte zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte und kopfschüttelnd sagte: »Ich weiß nicht, wie er es anstellt, immer wieder den Sieg da-

vonzutragen. So sehr ich Lord Alex liebe, muß ich doch zugeben, daß er eine Dame für sich gewonnen hat, die zu gut für ihn ist. Möge Gott uns helfen«, fügte sie hinzu, als sie das Zimmer verließ, um für Elysia alles Notwendige vorzubereiten.
    Elysia ging mit einem Lächeln durch ihr Schlafzimmer. Sie hatte sich sehr davor gefürchtet, Lord Trevegnes Personal vorgestellt zu

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