Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
waren. Neben den Sportlern waren wohl noch Betreuer, Trainer, Freunde und Freundinnen an Bord. Vielleicht ein paar Fans.« Crowe fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Das Übliche.«
    Das Übliche. Das Herz tat mir weh angesichts so vieler so junger Leute, die den Tod gefunden hatten. Dann kam mir ein anderer Gedanke.
    »Die Medien werden sich darauf stürzen wie die Geier.«
    »Das war auch Hanovers größte Sorge.« Crowes Stimme triefte vor Sarkasmus.
    »Wenn die NTSB übernimmt, wird die sich um die Presse kümmern.«
    Und um die Familien, fügte ich nicht hinzu. Auch die würden hier sein, würden jammern und sich in die Arme fallen, und während die einen mit entsetzten Augen einfach nur starren würden, würden andere sofortige Antworten verlangen, ihren unerträglichen Kummer hinter Aggressivität verbergen.
    In diesem Augenblick knatterten Rotoren, und wir sahen einen Helikopter, der im Tiefflug über die Bäume herankam. Neben dem Piloten entdeckte ich eine vertraute Gestalt, hinten saß noch eine weitere Silhouette. Der Hubschrauber kreiste zweimal und flog dann in die entgegengesetzte Richtung zu der Stelle, wo ich die Straße vermutete, davon.
    »Wo wollen die hin?«
    »Wenn ich das wüsste. Wir sind hier oben mit Landeplätzen nicht gerade gesegnet.« Crowe senkte den Blick, setzte den Hut wieder auf und schob sich dabei fast verlegen ihre krausen Haare zurecht. »Kaffee?«
     
    Dreißig Minuten später betrat der Chief ME, der Oberste Leichenbeschauer des Staates North Carolina, gefolgt vom Vizegouverneur, das abgesperrte Areal. Ersterer trug die übliche Einsatzuniform, bestehend aus Stiefeln und Khakis, Letzterer einen Geschäftsanzug. Ich sah ihnen zu, wie sie sich einen Weg durch die Trümmer bahnten, wobei der Pathologe sich bereits einschätzend umsah, der Politiker jedoch den Kopf gesenkt hielt und sich so dünn wie möglich machte, als würde jeder Kontakt mit seiner Umgebung ihn zum Beteiligten machen und nicht nur zum Beobachter. Sie blieben stehen, der ME sprach mit einem Deputy. Der Mann zeigte in unsere Richtung, und die beiden kamen auf uns zu.
    »O Mann. Was für eine fotogene Szenerie.« Crowe sagte das mit demselben Sarkasmus, den sie schon gegen Hanover, den Vorstandsvorsitzenden von TransSouth Air, gerichtet hatte.
    Crowe zerdrückte ihren Styroporbecher und knallte ihn in eine Isoliertasche. Ich gab ihr meinen und wunderte mich dabei über die Heftigkeit ihrer Ablehnung. Hatte sie etwas gegen die Politik des Vizegouverneurs, oder gab es einen persönlichen Zwist zwischen Lucy Crowe und Parker Davenport?
    Als die Männer dann bei uns waren, zeigte der ME seinen Ausweis. Crowe winkte ab.
    »Nicht nötig, Doc. Ich weiß, wer Sie sind.«
    Ich wusste es ebenfalls, denn ich hatte mit Larke Tyrell seit seiner Ernennung zum Obersten Leichenbeschauer von North Carolina zusammengearbeitet. Larke war herrschsüchtig und ein Zyniker, aber einer der besten Pathologen des Landes. Obwohl er mit einem unzureichenden Budget und desinteressierten Politikern arbeiten musste, hatte er sein Institut in einem chaotischen Zustand übernommen und daraus eine der besten forensischen Einrichtungen Amerikas gemacht.
    Meine eigene Karriere hatte zur Zeit von Larkes Ernennung noch in den Kinderschuhen gesteckt, und ich hatte eben erst meine Zulassung durch das American Board of Forensic Anthropology erhalten. Wir lernten uns durch eine Arbeit kennen, die ich für das North Carolina State Bureau of Investigation übernommen hatte und bei der ich die Leichen von zwei Drogendealern, die von kriminellen Bikern ermordet und zerstückelt worden waren, wieder zusammensetzen und identifizieren musste. Ich war eine der Ersten gewesen, die Larke als konsultierende Spezialistin engagiert hatte, und seitdem kümmerte ich mich um die skelettierten, verwesten, mumifizierten, verbrannten und verstümmelten Toten von North Carolina.
    Der Vizegouverneur streckte eine Hand aus und hielt sich mit der anderen ein Tuch vors Gesicht. Sein Gesicht hatte die Farbe eines Froschbauchs. Er sagte nichts, als wir uns die Hände schüttelten.
    »Schön, dass Sie wieder im Lande sind, Tempe«, sagte Larke, der wie zuvor Crowe mit seinem Händedruck meine Finger schier zermalmte. Langsam beschlichen mich Zweifel am Sinn dieses Händeschüttelns.
    Larkes »Im Lande«-Jargon war ein militärischer aus der Vietnam-Zeit, und sein Dialekt war reinstes Carolina. Geboren im Süden, war Larke in einer Familie mit langer Tradition in der

Weitere Kostenlose Bücher