Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
allein die meinen.
NACHWORT
Als ich damit begann, Durch Mark und Bein zu schreiben, hatte ich keine Ahnung davon, was für ein Grauen am 11. September über uns hereinbrechen würde. Die Wirklichkeit jenes Tages übertraf alles, was ich mir als Romanschriftstellerin hätte ausdenken können. Wie Tempe Brennan bin ich durchaus vertraut mit dem Tod und dem, was nach ihm kommt. Als forensische Anthropologin arbeite ich an zwei verschiedenen Standorten für coroner, für staatliche Leichenbeschauer also. Vor dem UN-Tribunal zum Genozid in Ruanda habe ich als Sachverständige ausgesagt, und ich war an den Arbeiten in einem Massengrab im Hochland Guatemalas beteiligt. Mein Interesse und mein Engagement gelten nicht nur den physischen Opfern – sprich, den Toten –, sondern auch den emotionalen Opfern, denjenigen also, die überlebt oder Angehörige verloren haben.
Wie Tempe bin ich Mitglied von DMORT, einer staatlichen Katastrophen-Einsatzgruppe. In dieser Eigenschaft wurde ich nach New York gerufen, um bei den Bergungsarbeiten am World Trade Center mitzuarbeiten. Doch obwohl ich von Berufs wegen gelernt habe, mit Trauer und Verlust umzugehen, war ich nicht vorbereitet auf die emotionale Wucht dieser Erfahrungen. Manchmal fühlte ich mich wie zerschmettert vom Ausmaß der Verwüstung, manchmal überwältigt von Traurigkeit. Trost und neue Energie kamen oft von kleinen Dingen: von der Karte einer Schülerin, von einem Gebet, das die Klasse einer Sonntagsschule verfasst hatte, vom liebevoll gezeichneten Transparent einer Pfadfindergruppe. Ich bezog Kraft aus der Kraft meiner Landsleute. Vor allem aber war ich stolz, ein kleiner Teil eines unglaublichen Teams von Männern und Frauen zu sein, die alle ihr Letztes geben, um Hilfe und Trost zu spenden und wenigstens die Chance einer Bewältigung zu schaffen – für die Familien der Opfer, für eine Stadt und eine ganze Nation.
Kathy Reichs, im Oktober 2001.
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