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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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das weg«, befahl ich.
    »Was?«
    »Decken Sie sie nicht zu.«
    »Wer sagt das?«
    Ich zeigte auch ihm meine Karte.
    »Aber sie liegen alle offen da.« Seine Stimme klang tonlos, wie von einem Computer.
    »Alles muss so bleiben, wie es ist.«
    »Wir müssen etwas tun. Es wird langsam dunkel. Bären werden diese –«, er suchte nach dem richtigen Wort, »– Leute wittern.«
    Ich hatte gesehen, was Bären mit einer Leiche anrichten konnten, und hatte durchaus Verständnis für die Sorgen des Mannes. Trotzdem musste ich ihn stoppen.
    »Alles muss fotografiert und registriert werden, bevor man etwas verändern kann.«
    Mit schmerzhaft verkniffenem Gesucht knüllte er die Decke mit beiden Händen zusammen. Ich wusste genau, was er empfand. Den Drang, etwas zu tun, ohne recht zu wissen, was. Das Gefühl der Hilflosigkeit inmitten einer überwältigenden Tragödie.
    »Bitte geben Sie die Anweisung aus, dass alles genau so bleiben muss. Und dann suchen Sie nach Überlebenden.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.« Sein Blick wanderte über die Szene um uns herum. »So etwas kann doch niemand überleben.«
    »Falls noch irgendjemand am Leben ist, hat derjenige mehr von den Bären zu befürchten als diese Leute hier.« Ich deutete auf die Leiche zu seinen Füßen.
    »Und den Wölfen«, fügte er mit dumpfer Stimme hinzu.
    »Wie heißt der Sheriff?«
    »Crowe.«
    »Welcher ist es?«
    Er schaute zu einer Gruppe in der Nähe des Rumpfes.
    »Da drüben. Groß, grüne Jacke.«
    Ich ließ ihn stehen und eilte auf Crowe zu.
    Der Sheriff studierte mit einem halben Dutzend Feuerwehrmännern, die, ihren Uniformen nach zu urteilen, aus mehreren Countys kamen, eine Karte.
    Trotz gesenkten Kopfes überragte Crowe noch alle anderen. Die Schultern unter der Jacke wirkten breit und hart und ließen auf regelmäßiges Krafttraining schließen. Ich hoffte, dass ich nie mit Sheriff Gebirgsmacho aneinander geraten würde.
    Als ich mich näherte, hielten die Feuerwehrmänner inne und schauten in meine Richtung.
    »Sheriff Crowe?«
    Crowe drehte sich um, und ich sah sofort, dass Machismo hier kein Problem sein würde.
    Sie hatte hohe, breite Wangen und eine zimtfarbene Haut. Die Haare, die unter ihrem flachkrempigen Hut hervorlugten, waren kraus und karottenrot. Was mich aber vor allem faszinierte, waren ihre Augen. Die Iris hatte die Farbe des Glases alter Colaflaschen. Betont von orangebraunen Lidern und Brauen und in prägnantem Kontrast zu ihrer dunklen Haut war dieses blasse Grün ganz außerordentlich. Ich schätzte sie auf etwa vierzig.
    »Und Sie sind?« Die Stimme war tief und rau und ließ darauf schließen, dass ihre Besitzerin keine Mätzchen duldete.
    »Dr. Temperance Brennan.«
    »Und Sie haben einen Grund, hier zu sein?«
    »Ich gehöre zum DMORT.«
    Wieder mein Ausweis. Sie musterte die Karte und gab sie mir dann zurück.
    »Ich hörte die Nachricht von dem Absturz auf dem Weg von Charlotte nach Knoxville. Als ich Earl Bliss anrief, den Leiter des Region-Vier-Teams, bat er mich, hierher zu fahren und nachzusehen, ob Sie Hilfe brauchen.«
    Ein bisschen diplomatischer formuliert als Earls eigentliche Aussage.
    Einige Sekunden erwiderte die Frau überhaupt nichts. Dann wandte sie sich wieder den Feuerwehrmännern zu, sagte ein paar Worte, und die Männer zerstreuten sich. Sie schloss die Lücke zwischen uns und streckte die Hand aus. Ihr Griff konnte Knochen brechen.
    »Lucy Crowe.«
    »Bitte nennen Sie mich Tempe.«
    Sie spreizte die Füße, verschränkte die Arme und betrachtete mich mit ihren Colaflaschen-Augen.
    »Ich glaube nicht, dass eine der armen Seelen noch medizinische Hilfe benötigt.«
    »Ich bin forensische Anthropologin, keine Ärztin. Sie haben nach Überlebenden gesucht?«
    Sie nickte mit einem einfachen Hochreißen des Kopfes, eine Geste, wie ich sie in Indien gesehen hatte. »Ich dachte mir schon, dass so etwas eine Herzensangelegenheit des MEs ist.«
    »Das ist allen eine Herzensangelegenheit. Ist das NTSB schon da?« Die Verkehrssicherheitsbehörde war immer ziemlich schnell zur Stelle.
    »Sind unterwegs. So ziemlich jede Behörde und jeder Verein auf dem Planeten haben sich angemeldet. MTSB, FBI, ATF, Rotes Kreuz, FAA, Forest Service, Tennessee Valley Authority, Innenministerium. Würde mich nicht überraschen, wenn der Papst selbst über den Wolf Knob da hinten geritten kommen würde.«
    »Innenministerium und Tennessee Valley Authority?«
    »Der Großteil des Landes hier ist Staatsgrund, ungefähr fünfundachtzig

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