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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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etwas zum Fressen, Meg?« bat Frau Murry. »In der Speisekammer sollten noch aus Forts Zeiten ein paar Büchsen sein.«
    Während Meg die Fleischbrocken in die Schüssel leerte, dachte sie: Wir tun schon ganz so, als bliebe der Hund für immer bei uns.
    Dabei kam ihr nicht einmal so ungewöhnlich vor, daß das Tier so unvermutet aufgetaucht war; auch nicht, daß sie es ohne weiteres bei sich aufnahmen. Auf gleiche Weise hatte eines Tages Fortinbras vor der Tür gestanden, ein viel zu groß geratener Welpe. Gerade weil das alles so selbstverständlich schien, mußte Meg plötzlich die Tränen zurückhalten.
    »Wie wollen wir sie nennen?« fragte Frau Murry.
    »Sie heißt Ananda«, sagte Charles Wallace ruhig.
    Meg warf ihm einen überraschten Blick zu, aber er lächelte nur leicht. Als sie die Schüssel auf den Boden stellte, begann der Hund sofort gierig und doch gesittet zu fressen.
    »Ananda«, wiederholte Frau Murry nachdenklich. »Woran erinnert mich das?«
    »Es ist Sanskrit«, erklärte Charles Wallace.
    »Und hat welche Bedeutung?« fragte Meg.
    »Ananda ist die Freude am Sein, ohne die das Universum nicht fortbestehen könnte.«
    »Du stellst ziemliche Ansprüche an unseren Gast«, gab Frau Murry zu bedenken.
    »Ein großer Name für einen großen Hund«, erwiderte Charles Wallace ungerührt. »Ich kann nichts dafür, daß sie so heißt.«
    Als Ananda Forts Schüssel leergefressen und saubergeleckt hatte, trottete sie schwanzwedelnd zu Meg hinüber und hielt ihr die Pfote hin. Meg nahm sie; die kleinen Ballen fühlten sich rauh wie Leder und kühl an. »Du bist ein schöner Hund, Ananda.«
    »Nun, schön ist sie ja gerade nicht«, widersprach Frau Murry lächelnd. »Aber sie weiß offenbar, wie man sich in einem Haus einschmeichelt.«
    Der Wasserkessel summte. »Der Tee wird uns wärmen«, sagte Frau Murry, nahm den Kessel von der Herdplatte und goß das Wasser in die Teekanne. »Aber dann wird es Zeit, daß wir ins Bett kommen. Es ist reichlich spät geworden.«
    »Mutter«, wollte Meg plötzlich wissen, »weißt du, wie Frau O’Keefe mit dem Vornamen heißt? Heißt sie nicht Branwen?«
    »Richtig! Ich glaube allerdings nicht, daß ich jemals auf den Gedanken käme, sie so anzusprechen.« Sie reichte Meg die dampfende Tasse.
    »Erinnerst du dich noch an die Bettücher, die sie mir geschenkt hat?«
    »Natürlich. Sie waren aus schönem alten Leinen.«
    »Mit Initialen. In der Mitte ein großes M zwischen einem B und einem Z. Kannst du mir sagen, wofür das Z steht?«
    »Für Zoe oder Zillah oder so ähnlich, glaube ich. Irgend etwas Ungewöhnliches jedenfalls. Wie kommst du darauf?«
    Meg antwortete mit einer anderen Frage: »Hat der Name Branwen eine besondere Bedeutung? Er klingt ungewöhnlich.«
    »Nicht für die Iren; bei denen ist er sogar recht verbreitet. Ich glaube, die erste Branwen war eine aus England stammende irische Königin. Vielleicht gehörte sie zum Volk der Picten.«
    »Wann war das?« erkundigte sich Charles Wallace.
    »Also, da bin ich überfragt. Vor endlos langer Zeit.«
    »Vor mehr als zweitausend Jahren?«
    »Schon eher dreitausend. Warum?«
    Charles Wallace goß Milch in den Tee und sah zu, wie sie sich darin verteilte. »Es könnte eben wichtig sein. Immerhin ist es Mom O’Keefes Name.«
    »Sie ist doch hier im Dorf geboren, nicht wahr?« fragte Meg.
    »Die Maddox haben hier seit Menschengedenken gelebt«, sagte Vater. »Sie ist die letzte, die diesen Namen trägt, aber im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert genoß ihre Familie höchstes Ansehen. Erst später kamen schwere Zeiten für sie.«
    »Inwiefern?« wollte Charles Wallace wissen.
    Herr Murry schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich nehme mir immer wieder vor, eines Tages mehr über die Entstehung unseres Dorfes herauszufinden – oder eure Mutter dazu zu überreden. Angeblich stammen auch wir aus der Gegend; aber die Spuren verlieren sich in der Vergangenheit. Ich habe die Großtante, von der ich das Haus erbte, kaum gekannt. Es traf sich nur gut, daß wir ausgerechnet damals zum erstenmal überlegt hatten, den zweifelhaften Segnungen der Stadt zu entfliehen und unsere Forschungsarbeit in Ruhe und Frieden voranzutreiben – da bekamen wir das Haus, und damit war die Sache entschieden.«
    »Aus unseren hochfliegenden Plänen wurde allerdings nicht viel«, sagte Frau Murry mit Bedauern. »Hier draußen haben wir auch nicht mehr Freizeit als in der Stadt. Aber immerhin setzen wir uns jetzt mit unserer Arbeit selbst unter

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