Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
Vom Netzwerk:
Wallace blickte in das winterliche Tal. Der große, abgeflachte Felsklotz schrumpfte zur vertrauten Größe des Sterngucker-Felsens und war plötzlich mit Schnee überzuckert.
    Gaudior senkte wieder den Kopf und leckte sich den Wind von den Lippen. »Gwydyr blieb nicht bei jenen vom Anderen Ende des Sees.«
    »Hätte ich auch nicht angenommen. Aber wieso weißt du das?«
    Gaudior runzelte die Brauen. »Ich habe eben mit dem Wind gesprochen. Gwydyr verließ in Schimpf und Schande den See und ging nach Süden. Er kam bis nach Südamerika.«
    Charles Wallace schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das war es! So steht es auch im Buch! Gwydyr ging nach Patagonien. Und Vespugia liegt in Patagonien. Aber da war noch etwas! Eine Verbindung, ein – ein Verloren , Gefunden … aber was? Was ging verloren und mußte wieder gefunden werden? Beinahe wäre es mir wieder eingefallen, aber dann war es wieder fort. Als hätte man mir eine Tür vor der Nase zugeknallt.«
    Gaudior schnaubte. »Echthroi, nehme ich an. Sie blocken jeden Hinweis ab, der dich zu einem Soll-Sein führen könnte.« Charles Wallace nickte. »Mad Dog Branzillo wurde in Vespugia geboren. Und hier, wo wir jetzt stehen, hat einmal Madoc seine Zyll geheiratet und ein Friedensfeuer aus Rosen entzündet. – Was ist eigentlich aus dem Windvolk geworden? Wo lebt es jetzt?«
    »Sie liebten den Frieden«, erwiderte Gaudior knapp. »Euer Planet geht nicht gerade sanft mit Leuten um, die den Frieden lieben.«
    Charles Wallace setzte sich auf den Felsen; unter ihm knisterte leise die dünne Schneekruste. Er stützte den Kopf in die Hände.
    »Ich glaube, wir müssen herausfinden, welchen Zusammenhang es zwischen Wales und Vespugia gibt – und zwischen Madoc und Gwydyr und Mad Dog Branzillo.«
    Meg streckte sich und öffnete die Augen. Ihre Hand lastete leicht auf Ananda. »Was träume ich da, Fortinbras?« murmelte sie. »Was sind das für seltsame Träume?« Verschlafen blinzelte sie nach dem Wecker – und wurde schlagartig hellwach. »Ananda! Im ersten Augenblick hielt ich dich für Fort. Und ich habe nicht geträumt, stimmt’s? Ich habe gekythet, aber so schwach und unscharf wie am Anfang, als Charles Wallace noch in Harcel war. In Madocs Wesen drang er viel tiefer ein, also muß auch ich mich mehr anstrengen, um mit ihm kythen zu können. Und Charles wollte, daß ich etwas für ihn herausfinde… was war es denn nur?« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, kniff die Augen zu und konzentrierte sich, die Hand ganz fest auf Anandas Fell. »Es ging um einen See und um brennende Rosen… und um zwei kämpfende Brüder… ja, und um Mad Dog Branzillo und Wales. Das ist es! Ich soll ihm sagen, welcher Zusammenhang zwischen Mad Dog Branzillo und Wales besteht. Das ist ebenso kniffelig wie unwahrscheinlich.« Sie lauschte auf die vertrauten Geräusche der nächtlichen Stille. Das alte Haus knarrte und ächzte leise und behaglich. Der Wind tappte sanft gegen die Fenster. »Heute nacht schläft bestimmt keiner von uns. Und Sandy ist ein As in Geschichte. Ich werde ihn fragen.«
    Sie stieg aus dem Bett, schlüpfte in ihre Filzpantoffeln und ging nach unten. Im Zimmer der Zwillinge brannte tatsächlich noch Licht; es schimmerte durch die Ritze unter der Tür. Meg klopfte.
    »Was treibt dich so spät herum, Schwesterherz?« fragte Dennys. »Du solltest längst schlafen.«
    »So wie du, Doktor. Ich bin aus dem gleichen Grund wach wie du.«
    »Ich lerne oft bis tief in die Nacht«, sagte Dennys. »Was können wir für dich tun?«
    »Was weißt du über Vespugia?«
    »Mit dem offenen Haar siehst du aus wie fünfzehn«, stellte Dennys fest.
    »Ich bin eine uralte verheiratete Frau. Schieß endlich los.«
    Sandy antwortete an seiner Stelle. »Ich habe vorhin im Lexikon nachgelesen, was dort über Vespugia steht. Es ist ein Teil von Patagonien und liegt irgendwo zwischen Argentinien und Chile.«
    »Wurde Branzillo dort geboren?«
    »Ja.«
    »Wer hat Vespugia kolonisiert?«
    »Ach, der übliche Mischmasch. Die Spanier, vor allem; auch die Engländer; und, als es noch zu Patagonien gehörte, eine Handvoll Waliser.«
    Madoc war aus Wales. Vorsichtig fragte sie: »Waliser? Wann war das?«
    »Da gibt es so eine Legende. Angeblich sind sie noch vor Erik dem Roten in Amerika gelandet, und einem von ihnen dürfte es im Norden zu kalt gewesen sein, also ist er nach Süden gegangen und hat sich in Vespugia niedergelassen – vielmehr dort, wo heute Vespugia liegt. Aber, wie gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher