Durch Zeit und Raum
nicht so jung gestorben, stünde er heute gleichrangig neben Dichtern wie Hawthorne und James da. Ich erinnere mich; ein seltsames Buch; eine leidenschaftliche Anklage gegen den Krieg. Und er ging tief in die Vergangenheit zurück… Ja, und außerdem vertrat er eine ziemlich verrückte Theorie. Daß die Zukunft irgendwie die Vergangenheit beeinflussen kann, oder dergleichen. Das Zeug lag mir überhaupt nicht.«
»Trotzdem erinnerst du dich immer noch an den Roman«, gab Meg zu bedenken.
»Ja, aber aus einem anderen Grund: Da kam auch ein walisischer Prinz vor, dessen Brüder um den Thron stritten, und er und ein zweiter verließen daraufhin Wales, und die beiden wurden schiffbrüchig und landeten irgendwo an der Küste von Neuengland. Das fand ich spannend. Die Sache ging noch weiter, aber wie, könnte ich auf Anhieb nicht sagen.«
»Danke«, sagte Meg. »Vielen Dank.«
Ananda erwartete sie schwanzwedelnd am obersten Treppenabsatz. Meg kraulte sie hinter dem Ohr. »Ich hätte zwar ganz gern noch etwas Heißes getrunken, aber ich wollte nicht, daß Sandy und Dennys womöglich hier heraufkommen und mich in endlose Gespräche verwickeln. Wir zwei haben jetzt Wichtigeres zu tun; wir müssen mit Charles Wallace kythen.«
Sie schlüpfte wieder ins Bett, und Ananda hüpfte auf die Decke und ließ sich an Megs Seite häuslich nieder. Die Zeiger der Uhr waren um eine Viertelstunde vorgerückt; so lange hatte sich Meg mit Sandy und Dennys verplaudert! Und Zeit war kostbar. Aber Meg fand, daß der Weg nach unten sich gelohnt hatte. Sie kannte jetzt den Autor und den Titel des Buches, für das sich Charles Wallace interessierte, und sie hatte einen Zusammenhang zwischen Wales und Vespugia gefunden, wenn auch nur für das Jahr 1865 .
Trotzdem. Was konnte diese Verbindung bedeuten? Madoc, ja, der stammte aus Wales – aber er war nicht nach Vespugia gegangen, sondern geblieben und hatte hier auch geheiratet.
Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht gelang es Charles Wallace und Gaudior, das Rätsel zu lösen.
Was dies alles aber mit Frau O’Keefe zu tun haben sollte, blieb weiterhin ein Geheimnis.
Ich rufe den Blitz in zorniger Schnelle
»D anke, Meg!« flüsterte Charles Wallace. »Gaudior, sie hat uns wirklich geholfen – sie und die Zwillinge.« Er beugte sich vor und lehnte die Wange an den schlanken Hals des Einhorns. »Das Buch ist von Matthew Maddox. Ich glaube nicht, es gelesen zu haben, aber ich erinnere mich, daß Dennys davon erzählt hat. Und Frau O’Keefe war eine Maddox, folglich stammt sie von Matthew ab.«
»Abstammung!« schnaubte Gaudior. »Das hört sich an, als sei jemand vom Baum der Entwicklung gefallen.«
»Wenn man Frau O’Keefe anschaut, könnte man beinahe diesen Eindruck gewinnen«, gab Charles Wallace zu. » 1865 . Können wir in diese Zeit gelangen?«
»In dieses Wann«, korrigierte das Einhorn. »Wir können es versuchen, wenn dir soviel daran liegt. Und wenn uns der Wind. günstig ist.«
Charles Wallace erschrak. »Du meinst, es könnte uns ebensogut wieder in eine Projektion verwehen?«
»Diese Gefahr besteht immer. Wir wissen, daß die Echthroi unsere Wege durchkreuzen wollen. Halte dich also gut fest.«
»So fest, als ginge es um mein Leben. Nichts wäre schlimmer, als noch einmal in einer Projektion zu landen.«
Gaudior zischte leise. »Ich bezweifle, daß unsere letzte Information besonders nützlich war.«
»Es könnte immerhin aufschlußreich sein, daß eine Gruppe von Walisern 1865 nach Südamerika ging. Ich meine, wir sollten den Versuch wagen, nach Vespugia zu gelangen.«
»Das ist ein weiter Weg, und wir Einhörner sind nicht gerade dafür geschaffen, in ein anderes Wo zu reisen. Und der Gedanke, überdies zugleich in ein anderes Wann zu wollen, behagt mir gar nicht.« Gaudior zuckte nervös mit dem Schweif.
»Warum versuchst du dann nicht, fürs erste in unserem Wo zu bleiben, aber im Wann von 1865 , dem Jahr, in dem Matthew Maddox seinen ersten Roman veröffentlichte? Dann könnten wir immer noch in das Wo von Vespugia hinüberwechseln. Wer weiß, vielleicht hat uns Matthew Maddox etwas zu sagen.«
»Nun gut. Es ist einfacher, irgendwannhin zu gehen als zugleich irgendwohin.« Gaudior galoppierte los, warf sich in den Wind und breitete die Schwingen aus. Schon wurden sie heftig nach oben getragen.
Als sie durch einen Regen von Sternschnuppen flogen, erfolgte völlig unerwartet der Angriff. Ein eisiger Sturm brach in den Wind, auf dem sie ritten, und raubte Charles
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