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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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sein, ist aber groß und macht Krafttraining. »Sie wollen doch keinen Ärger mit uns, oder?«
    Der
Beach & Fun
-Mann lacht mit offenem Mund, wodurch man eine große Zahnlücke sehen kann.
    »Wie's aussieht, hat der schon häufiger einen in die Fresse gekriegt«, sagt Nils scheinbar beiläufig. Ich nicke und stelle mich neben meinen Kumpel. »Her mit meinem Geld!«
    Auch Ferhad und Eric treten an meine Seite; wir bilden eine richtige Mauer zwischen dem Typen und seinen Quads.
    »Bleibt mal locker, ja! Ihr kriegt euer Geld, ich muss nur den Schein wechseln.«
    »Wenn nicht, kriegen Sie eben Ihre Quads nicht wieder.« Lea lächelt kalt.
    »Genau«, sagen Nils und ich gleichzeitig.
    Ricarda macht der Diskussion ein Ende und steigt auf das erste Fahrzeug. »Okay, Leute, wer fährt mit mir?«
    »Ich!«

10
    Der Sound klingt gut und die Räder bringen echt Leistung, wenn sie sich durch den Sand kämpfen. Ricarda sitzt dicht hinter mir, ihre Hände liegen um meinen Bauch, ihre Brust drückt gegen meinen Rücken. Ihre Beine neben meinen sind muskulös, bronzefarben und endlos lang, die Zehennägel lackiert: rosa und mintgrün. Wie Sarahs. Was für ein blöder Zufall.
    Die Fahrt ist klasse. Und Ricarda gefällt sie auch. Sie schmiegt sich an mich und ruft übermütig: »Flori an , schneller, die holen uns ein!«
    »Das wollen wir doch mal sehen.«
    »Huaah, Vorsicht! Nicht den Hund überfahren!«
    Ein Blindfisch von Labrador kreuzt unseren Weg. Jemand schreit auf Holländisch. Beim Bremsen geraten wir ins Schleudern, Sand spritzt auf. Eric und Ferhad brausen links an uns vorbei, Nils und Lea rechts, aber egal, denn Ricarda gefällt's. Sie duftet nach Vanilleeis mit heißen Kirschen, und wenn sie sich vorbeugt und ich mich umblicke, so wie jetzt, kann ich ihr direkt in ihren wunderbaren Ausschnitt schauen.
    In dem Moment geht, weil ich mich mehr nach hinten als nach vorn orientiere, der Motor aus und unsere Nasen stupsen gegeneinander. Wie im Film oder wenn eine Fee die Hand im Spiel hat.
    Sie: »Hups! Hahaha! Na du?«
    Ich: »Hi, Ricarda. Äh . . . Gut, dass wir nicht den Hund überfahren haben.«
    Was Blöderes fällt mir wohl nicht ein.
    Sie lacht. »Der ist schon längst weg.« Ricarda wirft erst einen Blick über den Strand, dann einen auf mich, kräuselt die Lippen, lässt leise eine Kaugummiblase knallen und legt den Zeigefinger auf meine Nasenspitze. So ungefähr muss Hypnose funktionieren. »Woran denkst du jetzt gerade, Flo?«
    »Vanilleeis mit heißen Kirschen.«
    »Du lädst mich zum Eis ein?«
    »Alles, was du willst. Ich bin heute einer Fee begegnet und hatte drei Wünsche frei. Zwei sind schon wahr geworden, zumindest indirekt. Wenn ich dir auch einen erfüllen kann . . .«
    Ich habe Ricarda noch nie so verwirrt gucken sehen. Ich glaube, ich habe auch noch nie so seltsame Sachen gesagt.
    »Du nimmst mich auf den Arm?!«
    »Ja, nein, also: Heute Morgen im Krankenhaus bei Sarah --«
    Ihr Gesichtsausdruck verändert sich schlagartig. Ein kurzer Anflug von Genervtheit, dann bricht das Mitleid durch. Ricarda guckt wie eine meiner Tanten.Sie seufzt auch so: hoffnungslos und verständnisvoll zugleich. »Ich weiß, dass ihre Krankheit auch schlimm für dich ist.«
    Darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus. Ich wollte eine fröhliche Geschichte erzählen, ein Märchen mit Happy End. Doch gegen diesen tausendfach ertragenen Mitleidsblick kann ich nicht anreden.
    »Weißt du«, sagt Ricarda betulich, rutscht von mir weg, hebt die Knie an und präsentiert mir ihre Zehen. »Das war Annas Idee. Du musst mal drauf achten, fast alle aus den Mädchenmannschaften haben sich die Zehen so lackiert, in Sarahs Lieblingsfarben, als Zeichen der Hoffnung und Solidarität, wie bei der Aids-Schleife.«
    Was für ein Schwachsinn. Wenn ich mit Ricarda am Strand liege, muss ich ja denken, sie wäre meine Schwester. Und muss mich dann fragen, ob ich mit einem heißen Mädchen knutschen und fummeln darf, während meine Schwester vor sich hin röchelt. Wer zeigt eigentlich mal Solidarität mit mir?
    »Wie findest du das?«
    »Bescheuert.«
    »Warum?«
    Ricarda wartet vergeblich auf die Antwort. Was ich denke, kommt mir nicht über die Lippen.
    Das Schweigen wird immer länger, zäher, breiter, wie giftiges Industrieabwasser sickert es zwischen uns.
    Sarahs Krankheit ist eben ein Romantikkiller. Hätteich meiner Flamme gestanden, dass ich vorbestraft bin oder Windelfetischist, wäre die Wirkung nicht halb so schlimm gewesen. Ricarda hätte

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