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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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schlägt neben meinem Kopf gegen die Wand, ich zucke nicht mit der Wimper. Und wenn jetzt 'ne Bombe im Waschhaus hochginge, mir egal.
    »Liebst du mich, Flo?«
    »Ja, ich finde dich supertoll«, antworte ich atemlos, während sich ihr weicher Körper gegen meinen drückt. Meine Hände wandern von ihrem Rücken nach vorn: der glatte Stoff des Kleides, die Spitze vom BH.   Und Ricarda kommt immer näher, Zentimeter um Zentimeter drängt sie sich an mich und flüstert: »Das ist so stark, wie du dich gegen deine Eltern durchgesetzt hast. Das macht mich total an. So was würde ich mich auch gern trauen. Meine verbieten mir nämlich auch so viel, machen mir blödsinnige Vorschriften. Sagen, ich bin zu jung, um in die Disco zu gehen, zu jung, mit Lea allein was zu unternehmen, zu jung, einen Freund mit nach Hause zu bringen. Ich kann's, genau wie du, kaum erwarten, achtzehn zu werden.«
    »Hattest du schon einen Freund?«
    »Mhm.« Sie zeigt mir drei Finger und sieht stolz aus.
    »So richtig?«
    »Was heißt schon richtig?«
    »Mit allem.«
    »Ach so.« Sie grinst und fährt mit ihrer Hand meinen Körper entlang, an der Seite zwar, aber das reicht schon. Jetzt stoppt sie auf der richtigen Höhe und streckt die Finger aus. »Ich warte auf den Richtigen. Mein Ex meinte, ich sollte nicht mehr Fußball spielen, das würde mir zu muskulöse Beine machen. Da hab ich ihn abgeschossen.«
    »Also, ich mag Frauen, die Fußball spielen.«
    »Zu einem Draufgänger wie dir passt ja auch kein schwaches Modepüppchen und keine superschlanke Spinne.«
    Mit der superschlanken Spinne ist Lea gemeint. Na, die hört's ja nicht. Und sieht uns hoffentlich auch nicht, wenn wir es uns in einem Strandkorb gemütlich machen. Wer von uns hat das jetzt vorgeschlagen? Auf jeden Fall ist es eine gute Idee.
    »Gehen wir?«
    »Los!«
    Ich weiß nicht, wann ich in letzter Zeit einmal so glücklich, lebendig und zuversichtlich war. Wann es mir so einen Spaß gemacht hätte zu existieren.

15
    »Ähem. Ich störe euch nur ungern, aber . . .«
    »Dann lass es doch!« Ricarda versucht, an Anna vorbeizukommen, doch die versperrt uns den Weg.
    »Jetzt sagt nicht, ihr zwei seid zusammen?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«
    Anna hebt die Hände. »Entschuldigung, Madame, ich frag ja nur.«
    »Hau ab und stör andere Leute!«
    »Geht leider nicht.« Anna wendet Ricarda demonstrativ den Rücken zu. »Florian, ich muss mit dir reden.«
    Ich hab's gewusst: Anna bedeutet Ärger.
    »Ey, das ist jetzt gerade sehr ungünstig . . .«
    »Kann ich keine Rücksicht drauf nehmen. Es ist wegen Sarah.«
    Ob ich will oder nicht: Mein Widerstand fällt in sich zusammen. »Wieso, was ist mit ihr?«
    »Nichts. Ich kann sie nicht erreichen.«
    Ricarda stöhnt genervt auf. »Und deshalb kommst du hier an und machst die Welle?«
    »Das ist ungewöhnlich«, verteidigt sich Anna heftig.»Ich kann überhaupt keinen erreichen. Auf Sarahs Handy nicht, auf dem Handy deiner Mutter nicht und bei euch zu Hause geht auch nur der Anrufbeantworter dran. Ich hab Sarah noch nicht mal zum Geburtstag gratuliert. Peter hat sie auch nicht an die Strippe gekriegt.«
    In meinem Kopf arbeitet es fieberhaft. Zufall? Funkloch? Zusammengebrochenes Telefonnetz? Nein. Das kann nur eins bedeuten - nämlich dass zu Hause etwas passiert ist. Hatte Lea doch recht. Bei dem Gedanken wird mir heiß und kalt.
    Trotzdem sage ich nur: »Die ganze Verwandtschaft ist angereist. Da überhört man das Klingeln leicht.«
    »Aber ich hab's x-mal versucht.«
    »Hat deine Schwester denn heute Geburtstag?«, fragt Ricarda erstaunt.
    »Und nicht irgendeinen«, sagt Anna triumphierend, »den achtzehnten.«
    »Und trotzdem bist du hergefahren? An dem Tag?« In Ricardas Blick spiegelt sich eine Mischung aus Bewunderung und Erschrecken. Es gibt auch Grenzen für Rebellen.
    »Sarah gönnt's mir, dass ich hier bin«, behaupte ich. Zumindest eine Zeit lang war das ja auch so. »Außerdem wollte ich nichts verpassen.«
    Dich
wollte ich nicht verpassen, Ricarda. Doch mein Versuch, ihr das mit den Augen zu vermitteln, misslingt. Meine Freundin ist irritiert.
    Ich kann's außerdem nicht länger leugnen: DieFakten, dass zu Hause niemand ans Telefon geht und dass mich niemand vermisst, gehören zusammen. Die Dickfelligkeit meiner Eltern ist nicht mehr nur beschämend und ärgerlich, sie wird langsam beängstigend. Anna spricht es auch gleich aus: »Ich mache mir Sorgen um Sarah, Florian. Ich glaub, es geht ihr schlecht, sehr

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