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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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beschäftigt. »Ich will dir schon die ganze Zeit was zeigen, aber du guckst gar nicht rüber. Hier, probier mal das Kräuterbutterbaguette, das meine Mutter gemacht hat.«
    »Mmmm, danke.« Ich schenke ihr ein Lächeln, das sie hoffentlich besänftigt. Hey, Mädels, kloppt euch nicht um mich, das Wochenende ist ja noch lang!
    »Auf dem Baguette ist aber massig Knoblauch drauf«, warnt Eric. »Sollte man bedenken, wenn man nachher noch knutschen will.«
    »Mit wem willst du denn knutschen?«, fragt Nils.
    »Schau mal da rüber«, entgegnet Eric, hebt sein Cola-Glas und prostet Nathalie zu. Die strahlt ihn an und fängt an zu kichern.
    Ich bin genauso verblüfft wie Nils. Der staunt noch mehr, als Eric ihm verrät: »Wusstest du, dass Michelle auf dich steht?«
    »Hä?«
    »Stand sie jedenfalls mal. Vielleicht hat sie sich aber mittlerweile schon wieder anders entschieden, weil du nichts gerafft hast.«
    »Jungs merken so was immer spät. Zu spät.« Miteinem abfälligen Zischen setzt sich Lea wieder neben mich.
    Ich lache sie frech an. »Soll das eine konkrete Anspielung sein?«
    »Willst du dir wieder 'ne Kopfnuss einfangen?«
    »Nö.« Mit dem Grinsen könnte ich 'ne Banane quer fressen.
    Ricarda mustert mich argwöhnisch, sagt aber zu Nils: »Du brauchst dir gar nicht die Augen auszugucken. Du bist doch gar nicht Michelles Typ. Du bist ihr doch viel zu . . . kindisch und leichtsinnig.«
    Nils, der nicht ahnt, dass dieser Satz mehr an mich und Lea gerichtet ist, verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich gemütlich zurück. »Och, das sehe ich nicht so. Ich lasse den Abend mal auf mich zukommen.«
    »Ich auch«, sage ich. Das wird mir jetzt ja wohl gelingen.
    »Ich dachte, wir machen nachher noch ein Trainingsspiel«, nölt Ferhad.
    »Macht ihr mal. Wir haben uns nicht angemeldet«, antwortet Ricarda. Dann streicht sie unterm Tisch mit ihrem aus der Sandale geschlüpften nackten Fuß an meinem Bein entlang. »Party am Strand. Brauchst du noch 'ne Begleitung, oder nicht?«
    »Doch, auf jeden Fall.«
    »Party hört sich gut an«, stimmt Nils ein. »Getränke haben wir genug.«
    »Da gibt's was anderes als Apfelsaft und Cola.« Ericlacht und wischt sich mit beiden Händen Ketchup vom Mund. »Kannst heute Abend alleine 'n echter Sportler sein und Lennart Nachhilfe geben«, sagt er zu Ferhad, der daraufhin ein Gesicht macht, als hätte er in eine verdorbene Frikadelle gebissen. Die faule Frikadelle höchstpersönlich, Lennart genannt, hat das Wort »Nachhilfe« mitbekommen. Er hört auch, was Nils mit vollem Mund nuschelt, nämlich »Sondertur nen für den Spasti«.
    Für einen Moment sehen wir uns an, der ausgemachte Loser und der abgebrühte Held des Tages. Noch immer hat mir keiner die Hölle heißgemacht. Meine Eltern sitzen in der Pizzeria, mästen die Verwandten und werden erst doof aus der Wäsche gucken, wenn sie gleich heimkommen und kein Florian vorm Fernseher sitzt.
    Da sagt Lennart, nur an mich gerichtet: »Du darfst gar nicht hier sein.«
    Seine Drohung, wenn's denn überhaupt eine ist, klingt wie eine Frage. Nicht mal richtig erpressen kann er.
    »Und?«, kontere ich forsch. »Du solltest auch nicht hier sein, oder?«
    »Wieso?«
    Ich will mich auf einen eindeutigen Blick beschränken, aber Nils kann einfach keine Gelegenheit auslassen, Lennart eine reinzuwürgen.
    »Wieso? Das fragst du noch? Weil du keinen Fußball spielen kannst, du Spasti. Und weil dich niemandhierhaben will. Was kannst du denn, außer die anderen anzuschwärzen, hm? Hätten wir für dich auch ein Quad bezahlen sollen? Sind wir vom Sozialamt oder was? Fang jetzt bloß nicht an, Florian Stress zu machen!«
    Lennart öffnet den Mund, bringt aber kein Wort raus. Die Lippen gehen auf und zu wie bei einem Fisch.
    »Kümmer dich einfach um deinen eigenen Kram, dann kommen wir am besten klar«, sage ich und gebe meinen Worten großzügig etwas Wärme. Lieber die Situation entschärfen. Schlimm genug, dass ich nicht weiß, welche Art von Unwetter über mir heraufzieht, da muss ich nicht noch einen kleinen Erpresser an der Backe haben.
    Lennart nickt - verrückterweise macht er jetzt einen auf friedlich -, beugt sich über seinen Teller und beginnt, völlig unkontrolliert Kartoffelsalat in sich hineinzuschaufeln.
    Nils gibt einen zufriedenen Grunzlaut von sich und richtet sein Augenmerk wieder auf Michelle. Ricardas Fuß berührt zum zweiten Mal mein Knie. Ein anderer Fuß -- ich vermute Leas -- tritt mich, aber es tut nicht weh, und

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