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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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ihren Eltern doch auch und kommen mit einem blauen Auge davon. Ich habe ein Recht auf diese drei Tage. Deshalb werde ich auch nicht an das denken, was Lea gesagt hat -- dass es Sarah schlechter gehen könnte.
    Ich lösche diese Möglichkeit einfach aus meinem Gedankenspeicher. Am einfachsten geht das, indem ich loslaufe und einen Fußball, der sich ins Waschhaus verirrt hat, gekonnt zu den Spielern zurückschieße. Diese Partie wird für mich entschieden.

13
    Vom Tisch her winken mir Nils und Lea zu. Ich quetsche mich zwischen sie auf die von ihren Hinterteilen angewärmte Holzbank und schicke Lennart zur Warnung einen bösen Blick rüber.
    Alle haben zum Essen etwas beigesteuert: Getränke, Weißbrot, Salate in Frischhaltedosen, Grillfleisch . . . Nur ich natürlich nicht.
    »Jetzt falle ich gleich schon wieder auf«, sage ich launig. »Ich habe nichts eingekauft und muss mich von euch durchfüttern lassen.«
    Mein Blick schweift über die Gesichter der anderen. Keiner meiner Freunde verzieht die Miene. Lennart zieht die Augenbrauen hoch, wagt aber nichts zu sagen.
    Nur Peter, der gerade in diesem Moment hinter Ricarda vorbeigeht, hört meine Worte und murrt: »Ja, ja, Florian, du beanspruchst wieder mal eine Extrawurst. Wir erhöhen dir einfach deinen Mitgliedsbeitrag, wir kommen dann schon noch auf unsere Kosten.«
    »Hahaha«, mache ich erleichtert, weil ich weiß,dass er mir wohlgesinnt ist. Wenn Peter Witzchen macht, nimmt er mir bisher nichts übel.
    Das Essen schmeckt hervorragend, vor allem weil ich jetzt erst merke, welchen Hunger ich die ganze Zeit hatte. Ich schlage richtig zu, reiße mit Nils Witze über Erics Angewohnheit, alles, was er isst, in Ketchup zu ertränken, und freue mich, als ich höre, dass Ricarda anderen Mädchen begeistert von der Quadfahrt erzählt.
    Dann klingelt ein Handy. Direkt hier. Mein Rufton. Ganz klar. Augenblicklich steigt mir das Blut ins Gesicht. Jetzt ist es so weit. Jetzt geht die Bombe hoch. Ruckartig drehe ich mich zur Seite, um erst mal mit dem Telefon zu flüchten, komme aber nicht weg. Ein stechender Schmerz durchfährt meine Stirn, für einen Moment wird mir schwarz vor Augen. Ich habe mir meinen Kopf an Leas gestoßen, die sich genau im gleichen Moment zu meiner Seite gedreht hat.
    »Au! Kannst du nicht aufpassen?«
    »Kannst
du
nicht aufpassen?«, schießt sie zurück. »Ich kann doch wohl an mein Handy gehen.«
    Ihr Handy. Es blinkt und die Schrift auf dem Display verkündet:
19.21.   Papa ruft an
.
    Mir wird schwindelig. Das kann nicht wahr sein.
    »Du hast den gleichen Klingelton wie ich.« Es sind nicht meine Eltern.
    »Ja und? Das ist auch das Einzige, was wir gemeinsam haben.«
    Meine Eltern haben mich immer noch nicht angerufen.
    Lea reibt sich die Stirn und dreht mir dann den Rücken zu, um zu telefonieren. Abwesend höre ich mit, wie sie sich bei ihrem Vater beschwert, dass der »bekloppte Florian« sie mit seinem »Sturschädel« fast k. o. geschlagen habe. Und ob ich will oder nicht, höre ich -- wenn auch gedämpft -- die laute Bassstimme ihres Vaters durchs Telefon: »Ach, Schätzchen, das macht dir doch nichts«, sagt er lachend. »Das ist doch der, der dir so gut gefällt, oder?«
    Lea wird feuerquallenrot und wirft mir einen schnellen Blick zu. Ich bin viel zu verdattert, um so tun, als hätte ich nichts mitbekommen. Da springt sie auf und zischt wütend ins Telefon: »Das hab ich so nie gesagt, Papa! Wieso sollte ich ausgerechnet
den
. . .«
    Wieso eigentlich nicht? Ich bin ein astreiner Verteidiger und auch sonst ganz passabel, bin zumindest nicht lang und dürr wie Peter oder fett wie Lennart, bin nicht verpickelt wie Nils, hab erst recht keinen Mundgeruch wie Trainer Philipp, von dem es heißt, dass er die Gegner mit seinem Atem ausknockt, und überhaupt . . . Ich sehe ihr nach und habe plötzlich ein ganz warmes, gutes Gefühl im Bauch. Gemocht zu werden macht selbstbewusst. Das hat richtig was.
    »Alles klar mit dir?« Nils schubst mich an.
    »Bis auf 'ne leichte Gehirnerschütterung . . .«, antworte ich, noch immer etwas benommen, aber miteinem glücklichen Grinsen auf dem Gesicht. Lea ist verglichen mit Ricarda zwar nur halb so hübsch und doppelt so anstrengend, aber eine Nullnummer ist sie auch nicht. Ist eben klug und individuell. Mensch, wer hätte das gedacht, dass sich ausgerechnet dieses streitsüchtige Biest in mich verschossen hat?
    »Hey, Flo«, mault Ricarda, der nicht verborgen geblieben ist, dass mich Lea auf einmal

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