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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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schlecht. Wer weiß, vielleicht geht's sogar zu Ende.« Sie schnieft und dreht den Kopf weg. »Sarah hatte solche Angst vor dem Tag heute. Das hat sie mir gestern noch in einer SMS geschrieben.«
    »Sie hatte keine Lust auf die Verwandten.«
    »Nein«, Anna schluchzt, »sie hatte Angst vor dem Datum.«
    Jetzt unbedingt ruhig bleiben! Anna übertreibt gern und erzählt manchmal Geschichten. Sie liebt es, Leute verrückt zu machen, besonders, wenn man dabei den Eindruck hat, dass sie mehr weiß als man selbst. Anna sollte Bücher schreiben.
    Ricarda berührt kurz meine Hand. »Wir treffen uns an den Zelten, Flo, ja? Ich muss mich auch noch für die Party fertig machen.«
    »Okay«, bringe ich unglücklich hervor und lasse die Schultern hängen. Ich kann nur zu gut verstehen, dass sie Reißaus nimmt. Am liebsten würde ich ihr nachlaufen. Weg, nur weg, so wie ich heute schon mal geflüchtet bin.
    Kaum ist Ricarda fort, ergreift Anna mein Handgelenk. Sie hat erreicht, was sie wollte, und textet mich unbarmherzig zu: »Sarah und ich hatten in denletzten Tagen viel Handykontakt. Sie war so direkt wie noch nie. Hat mich gefragt, welche Kleider ich von ihr haben will, wenn sie stirbt, und aufgezählt, welche Songs auf ihrer Beerdigung gespielt werden sollen.«
    Meine Kehle ist ganz trocken. »Mit meinem Vater hat sie auch schon darüber gesprochen«, sage ich automatisch, »aber ihre Chancen sind nach wie vor gut. Das weiß ich sicher. Sie hat einfach eine schlechte Phase.«
    »Wegen dem Geburtstag, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Mir hat sie gesagt, dass sie seit einer Weile kaum noch Hoffnung hat. Sie tut nur wegen deiner Eltern noch so, als ob sie ans Gesundwerden glaubt.«
    Diese Worte sind wie ein Schlag in den Magen. Die geben mir den Rest. Ich krümme mich regelrecht, so weh tut's. Denn das hier stimmt sicher, das ist typisch für Sarah: immer nett sein und es allen recht machen. Jetzt siehst du, was du davon hast, Sarah, du bist in den Arsch gekniffen, deine eigene Freundlichkeit hat sich gegen dich gewandt.
    »Und deine arme Mama tut mir auch so leid.«
    In diesem Moment hasse ich Annas Heulsusengesicht regelrecht. Diese selten dumme Kuh hat doch überhaupt keine Ahnung, was es bedeutet, sich so zu verstellen. Anna macht einen auf barmherzige Krankenpflegerin, organisiert hier den Kämpft-mit-Sarah-Club und wirbt Mitglieder mit Sätzen wie dem, densie jetzt an mich richtet: »Sarah ist so gut, echt ein Engel.«
    »Noch ist sie aber nicht tot«, sage ich und hoffe inständig, dass das stimmt.
    Anna scheint meine Gedanken zu lesen, ihre Augen werden groß.
    »Nein, Gott sei Dank, Florian, aber« -- sie macht eine Pause und ich sehe richtig, wie es in ihrem Hirn rattert -- »vielleicht sollte ich es dir nicht sagen . . .« (Dann sag es nicht, tu nicht ständig etwas, was du angeblich nicht tun willst!) »Sie glaubt neuerdings, ein Todesengel käme schon in ihr Zimmer, um sie abzuholen.«
    Mir platzt der Kragen. »Das ist Unsinn! Das hat sie aus 'nem Film, den hättest du nicht mit ihr gucken dürfen. Du redest ihr diesen Engelscheiß doch ein. Und sie springt drauf an, kein Wunder bei den Medikamenten, die sie nimmt. Da ist sie so beduselt, da glaubt sie alles. Die wirken fast so stark wie Drogen. Das weiß doch jeder.«
    »Aber ist das nicht furchtbar?«
    »Wozu sagst du mir das?!«, keife ich sie an. Ich kann und will mich nicht länger verstellen. Sie nervt enorm und wenn sie zehnmal Sarahs beste Freundin ist. »Als ob ich das nicht wüsste! Ich habe zufällig auch Kontakt zu meiner Schwester.«
    In Annas Augen blitzt es böse. Jetzt ist sie beleidigt. »Weißt du denn auch, was der Todesengel gestern zu ihr gesagt hat?«
    »Gar nichts hat irgendwer gesagt! Sie wird einen Albtraum gehabt haben, weil ihr euch da in was reingesteigert habt.« Ich lasse sie stehen. Und das bringt sie erst recht auf die Palme.
    »Du weißt also nicht, was er gesagt hat«, ruft sie mir nach. »Ich aber schon.«
    »So?« Ich drehe mich um. Böser Fehler. Obwohl ich weiß, dass jetzt eine Gemeinheit kommt, bin ich ihr schutzlos ausgeliefert.
    Anna tritt auf mich zu, packt meine Arme und zischt bedeutungsvoll: »Der Todesengel hat zu ihr gesagt: Morgen ist dein letzter Geburtstag.«
    Das ist heftig. Für einen Moment haut es mich komplett um. Ich weiß nicht, wie ich mich wehren soll. Und ob sie trotz ihrer Wut vielleicht recht hat. Alles, was ich rausbringe, ist: »Das stimmt nicht.«
    »Sicher stimmt das.«
    »Nie im Leben.«
    Zögert sie? Ihre

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