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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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aufgebracht.
    »Ich will meine Ruhe, okay?! Und das Tier da auch.«
    »Suchst du Streit oder was?« Erics Augen blitzen wütend auf. »Mann, bist du durcheinander.«
    Einen Moment sieht es so aus, als würden wir aufeinander losgehen und uns jeden Moment prügelnd auf den Boden werfen. Aber dann passiert etwas völlig Unerwartetes.
    Jemand lacht. Lennart. Er lacht nicht nur, er klatscht in die Hände und ruft: »Los, Leute, wir wollen Blut sehen.«
    Die Lust auf eine Schlägerei verpufft. Die Auseinandersetzung zwischen Eric und mir ist so plötzlich zu Ende, wie sie gekommen ist. Mir fällt wieder ein, dassEric mein Freund und eben ein bisschen naiv und trampelig ist. Ihm fällt ein, dass ich als vorübergehend unzurechnungsfähig gelte.
    Er lässt die Fäuste sinken. Ich atme gleichzeitig aus.
    »Sorry«, sage ich, was gar nicht so schwer ist. »Schade um deine Katze.«
    »Esmeralda.« Eric entspannt sich. »Die war 'n heißer Feger. Jede Nacht auf Jagd. Die Kater aus der ganzen Nachbarschaft waren scharf auf sie und haben vor unsere Tür gepinkelt. Und dabei hatte sie nur drei Beine.«
    Darüber kann ich lächeln. Unglaublich, aber es funktioniert. Wenn ich mich auch gleichzeitig anstrengen muss, nicht loszuweinen. Meine Kiefermuskeln schmerzen, als ob Lächeln etwas wäre, das nur mit größter Anstrengung zu erreichen ist.
    Ganz befreit dagegen lacht Lennart. Er lacht sogar noch, als ihn von allen Seiten verächtliche Blicke treffen. Erst als Nils ruft: »Es reicht, Spasti!«, hält er mit offenem Mund inne.
    Nils winkt uns mit dem Kopf. »Los, kommt jetzt. Wir gehen. Das wird eine Wahnsinnsparty.«

17
    Die Gruppe, in der wir losziehen, ist relativ groß. Außer Nathalie sind noch Finn, Jaffa, Luca, Schnitzel und - als Einziger nicht eingeladen und erwünscht - Lennart dabei. Wahrscheinlich glaubt er, dass er bei so vielen Leuten gefahrlos mitlaufen kann.
    Und das ist auch erst mal so. Auf dem offenen Strand gehen wir weit voneinander entfernt. Nils, Schnitzel und Luca bestimmen die Richtung. Direkt hinter ihnen sind Ferhad und Ricarda, danach komme ich, mit meinem Handy beschäftigt und allein. Mit etwas Abstand folgen Finn, Jaffa und Lennart, die sich über das morgige Turnier unterhalten. Weit links davon bummelt unser Liebespärchen. Das Schlusslicht bildet Lea, die Muscheln sammelt.
    Bei jedem Schritt, den ich mache, tut mein Kopf weh. Vielleicht helfen ein paar Schlucke aus der Bierflasche. Bier soll ja angeblich beruhigen. Die Wolkenberge haben leuchtende Ränder, bilden Ungeheuer mit Heiligenscheinen. Die Möwen sind aggressiv heute Abend, sie zanken sich um das trockene Brötchen, das Luca ihnen hinwirft, bis die Federn fliegen. Eine Welleerwischt meine Turnschuhe und spritzt an der Jeans hoch bis zu den Knien. Nasse Socken sind was Fieses. Das quatschende Geräusch des Wassers in den Schuhen mag ich auch nicht. Klar, ich könnte sie ausziehen, aber jetzt bücken . . .? Lieber trinke ich noch was.
    Weit vorn fängt Nils an zu telefonieren, keine Ahnung, mit wem. Meine Füße zerstören Dutzende heller, länglicher Muscheln: Knirschen, Knacken, Bersten und Bröseln. Zurück bleibt eine dünne weiße Spur der Verwüstung. Ich drehe mich um und gehe eine Weile rückwärts. So habe ich wenigstens nicht das Licht der untergehenden Sonne in den Augen. Ein roter Himmel ist zwar schön, aber denkt eigentlich keiner dran, dass man dabei geblendet wird?
    Eric hat wohl gar nichts anderes mehr als Knutschen im Sinn. Lennart guckt wie ein Ochse, weil ich rückwärtsgehe. Jaffa schert aus der Dreiergruppe aus und schießt einen verirrten Ball mit Schmackes zu ein paar fremden Spielern zurück. Sie tragen rote Stirnbänder.
    Eine Minute später -- ich laufe wieder vorwärts rollt der schwere, nasse, sandige Ball vor meine Füße. Ich tue, was ich noch nie im Leben getan habe: Ich gehe um ihn herum.
    Ricarda wird von Ferhad unterhalten. Ich wusste gar nicht, dass er so viel labern kann. Und wie er sich aufplustert, der geile Gockel. Meine Lust ist verflogen. Nicht mal die Eifersucht spornt mich noch an.
    »Was hältst du davon, Flo?«, fragt Ricarda mich auf einmal, dreht sich vergnügt zu mir um, nimmt meine Hand und schwenkt sie hin und her.
    »Was denn?«
    »Na, Lennart mal so richtig abzufüllen und ihm dann die Klamotten wegzunehmen.« Sie strahlt vor Schadenfreude.
    »Von mir aus. Ich hab den eh gefressen.«
    »Hast du auch wen zum Fressen gerne?« Sie wirft die Haare zurück. Ihr Blick ist offen und bereit, mir

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