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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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kommst auf Ideen.«
    »Na ja«, sagt sie und schenkt mir das Schneckenhaus. »Wenn mir einer was von Feen erzählt . . .«
    Plötzlich finde ich gar nichts mehr komisch. »Scheiß Fee!«
    »Wieso?«
    »Weil ich auf sie reingefallen bin.«

18
    Wir haben dem Meer den Rücken gekehrt und steuern langsam den Dünenaufgang an. Ich rede und knete meine Finger. Mein Blick jagt unruhig einem Winddrachen hinterher, den ein später Ausflügler steigen lässt. Jetzt kracht der Drachen zu Boden, die Schnur wird eingerollt, die Sonne geht unter.
    »Weißt du, wovor ich eine Höllenangst habe? Dass sie nachher sagen werden: ›Sarah? Die haben wir beerdigt, als du im Urlaub warst.‹«
    »Du übertreibst.«
    »Nein, tu ich nicht. Ich hab keinen Schimmer, was zu Hause passiert ist. Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Das macht mich wahnsinnig.«
    Lea streckt die Hand aus, als wolle sie mir tröstend den Arm um die Schultern legen, lässt es dann aber. »Wenn du deine Familie nicht erreichen kannst, musst du's im Krankenhaus versuchen. Lass dich mit der Station verbinden und frag, wie's Sarah geht. Dann weißt du Bescheid.«
    Bei der Vorstellung fängt mein Herz an zu rasen. Das bringe ich jetzt nicht. Mich von irgendeiner arrogantenSchwester abkanzeln zu lassen. Mir sagen zu lassen, dass man Fremden am Telefon keine Auskunft gebe. Oder vielleicht zu hören, Sarah werde nicht mehr als Patientin geführt, sie sei also entlassen. Bei meinem Opa war das so. Meinem Vater haben sie an der Pforte gesagt, Opa sei entlassen, dabei lag er im Keller im Kühlfach.
    »Soll ich für dich anrufen? Komm, ich mach's. Ist die Nummer eingespeichert?« Sie streckt die Hand nach meinem Handy aus.
    Ich drehe mich weg. Kann keine Berührung ertragen. Mir ist schlecht vom Kopfschmerz, duselig vom Bier. Meine Füße stecken im tiefen Sand fest wie in Zement. Am liebsten würde ich mich hier fallen lassen und sterben. »Nein.«
    »Aber du quälst dich hier rum.«
    » Du
quälst mich, sonst keiner.«
    »Klar, ich weiß, das tu ich schon den ganzen Tag. Ich bin ja auch nicht die tolle, schöne Ricarda, die alles mitmacht, ohne nachzudenken.« Sie schüttelt enttäuscht den Kopf. »Ich wollte dir helfen.«
    »Mir kann aber keiner helfen. Mir nicht und Sarah auch nicht mehr.«
    Lea schweigt. Sie weiß nicht, ob das so ist, niemand weiß es. Unser Gespräch ist zu Ende und wird auch nicht wieder aufgenommen, weil wir nun oben sind und auf Finn und Luca treffen, die uns wieder entgegenkommen.
    »Wenn ihr die anderen sucht, die sitzen in denDünen.« Luca zeigt auf die düstere olivgraue Hügellandschaft hinter sich.
    »Und warum seid ihr nicht dabei?«, fragt Lea.
    »Wir haben's uns anders überlegt. Haben Besseres zu tun, als uns die Kante zu geben.« Finn macht ein mürrisches Gesicht. »Immerhin wollen wir morgen ein Turnier gewinnen.«
    Wir sehen den beiden nach, wie sie redend und mit den Händen in den Hosentaschen in unseren Fußspuren davongehen. Noch ein paar Minuten Restlicht, dann wird's dunkel sein. Finster wie in meinem Herzen.
    »Und wir? Was machen wir, Flo?«
    Am liebsten würde ich den beiden nachlaufen, zurück zum Camp, ins Zelt, den Schlafsack über den Kopf ziehen und nichts mehr hören und sehen.
    »Weiß nicht.« Ich trinke einen Schluck Bier.
    »Ruf im Krankenhaus an, versuch's noch mal bei deinen Eltern.«
    »Nein, ich weiß sowieso, dass alles umsonst ist. Ich habe mir heute Morgen bei der Fee nur das Falsche gewünscht. Hierherzufahren war Quatsch, die Quads haben vor allem den anderen Spaß gebracht, die Freundin . . .«
    »Ricarda. Sprich's ruhig aus.«
    Ich ignoriere den Einwand. »Das hat auch nicht geklappt.« Und dann -- ich weiß auch nicht, wieso füge ich hinzu: »Vielleicht hätte ich mir eine andere wünschen sollen.«
    »Red keinen Stuss«, sagt Lea scharf. »Komm mir nicht so! Sonst haue ich gleich ab.«
    »Ich meine ja nur. Stimmte das, was dein Vater gesagt hat?« Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihrer aus -- und kriege eine satte Abfuhr.
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?! Erst probierst du's bei Ricarda, und wenn's bei der nicht klappt, nimmst du mich, oder wie? Ich bin kein Lückenfüller. Das kannst du dir abschminken. Du hast doch nur Frust, du meinst es gar nicht ernst, du bist völlig von der Rolle.«
    Und ratzfatz lässt sie mich stehen und hat auch noch recht damit. Deshalb laufe ich ihr auch nicht nach. Zu schmerzhaft, zu anstrengend, zu kompliziert.

19
    Als ich bei den anderen ankomme, sehe

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