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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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wahrscheinlich kein Kind mehr - und trotzdem greifen die alten Mechanismen. Will man also wirklich der Wahrheit auf die Spur kommen, statt nur ein
anerzogenes Verhaltensmuster auszulösen, sollte man immer ein bisschen anders fragen: Aus »Wie alt sind Sie?« wird »Wie lautet Ihr Geburtsdatum?«. Oder: »Wie lange haben Sie an dem Projekt gesessen?« als Alternative zu »Wann haben Sie angefangen, an dem Projekt zu arbeiten, und wann haben Sie aufgehört?«. Darüber hinaus demonstriert man weniger Misstrauen, wenn man nicht dauernd die gleiche Frage wiederholt.
    Eine Atmosphäre des Misstrauens tut der Wahrheitsfindung in der Regel nicht gut; statt stur nachzubohren, hakt man lieber interessiert nach. Offene Verdächtigungen können sogar dazu führen, dass der vermeintliche Lügner das Gespräch mit »Gegenangriffen« beendet. Typisch sind dabei Formulierungen wie »Du glaubst mir doch sowieso nicht, dann können wir es ja gleich lassen!« oder »Was für eine Beziehung haben wir eigentlich, wenn du mir derartig misstraust?«.
    Zeigt man hingegen kein Misstrauen, sondern fragt aus scheinbar unschuldigem Interesse nach Details, ist es gut möglich, dass der Lügner versucht, das Thema zu wechseln - ein auffälliges Indiz, da die meisten Menschen nur zu gern über sich selbst reden und bereitwillig entsprechende Fragen beantworten. Allerdings reagieren andere Lügner umgekehrt: Sie fühlen sich ermutigt, immer kühner zu lügen - und verfangen sich gerade dadurch irgendwann in den Fallstricken ihrer eigenen Schwindeleien. 13 So meinte schon der Philosoph Arthur Schopenhauer: »Wenn man argwöhnt, dass einer lüge, stelle man sich gläubig: Da wird er dreist, lügt stärker und ist entlarvt.«
    In jedem Fall zwingt man den Lügner durch konstantes Nachfragen, ein immer komplexeres Lügengerüst aufrechtzuerhalten - bis er sich durch Logikfehler oder offensichtliche Nervosität verrät.

Zeitlich springen
    Verhörexperten wenden einen besonderen Trick an, um Lügengeschichten zu enttarnen: Sie springen zeitlich hin und her. Dazu lassen sie sich einzelne Ereignisse in unterschiedlicher Reihenfolge erzählen - oder verlangen sogar, dass der Verhörte die komplette Story von hinten nach vorne wiedergibt. Manchmal greifen sie auch einzelne Punkte heraus und fordern den Verdächtigen auf, seine Geschichte von dort aus zu Ende oder umgekehrt zurück an den Anfang zu erzählen. Im Alltag könnte man folgendermaßen fragen: »Was hast du denn gemacht, nachdem du die Kleine im Kindergarten abgesetzt hast?« - um kurz darauf nachzulegen: »Und wo warst du, bevor du einkaufen gegangen bist?«
    Wenn wir etwas tatsächlich erlebt haben, ist es egal, wann wir in die Erzählung einsteigen - wir können ohne Weiteres drauflos erzählen. Der Lügner hat es nicht so leicht: Er muss ständig über die chronologische Folge seiner Lügengeschichte nachdenken, sodass er bald Signale gesteigerter geistiger Anstrengung zeigen wird, etwa langsameres Sprechen und Verzögerungen. Typischerweise verzerrt oder vergisst der Lügner dabei Teile seiner Geschichte. 14 Wenn er zudem immer wieder die gleichen Worte benutzt und die Reihenfolge seiner Erzählung rigide einhält, darf man von einer einstudierten Lüge ausgehen.
    Der Wahrheitsserum-Mythos
    Im Jahr 1931 machte der englische Arzt J. Stephen Horsley in einem Londoner Krankenhaus eine interessante Beobachtung: Frauen, denen zur Anästhesie das Barbiturat Pentobabital verabreicht
wurde, gaben regelmäßig persönliche Details preis. War er einem großen Geheimnis auf der Spur? Jedenfalls kam Horsley auf die Idee, das Mittel an Versuchspersonen zu testen - vielleicht konnte man den Menschen auf diese Weise tatsächlich die Wahrheit entlocken …
    Der Arzt probierte das Wundermittel an zwanzig eingeweihten Krankenschwestern aus, die zuerst über die Idee lachten - aber bis auf zwei Ausnahmen konnten sie seinen Fragen nach der Injektion tatsächlich nicht widerstehen. Dabei wurde das Barbiturat über einen längeren Zeitraum in einer so geringen Dosis verabreicht, dass sich die Verhörte in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen befand; entsprechend taufte Horsley die Methode »Narkoanalyse«. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann der britische Geheimdienst, mit dem Verfahren zu experimentieren.
    Zur gleichen Zeit

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