Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven
Sympathien für seinen Arbeitgeber unterdurchschnittlich niedrig waren, ist wahrscheinlich. Trotzdem lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 2008 in den USA.
So menschenunwürdig diese systematische Grausamkeit auch erscheint, wurde aus mittlerweile veröffentlichten Dokumenten ersichtlich, dass der Geheimdienst vor allem aus einem Grund so und nicht anders handelte: Die CIA war schlicht ratlos - und versuchte daher alles, was irgendeine Wirkung haben könnte, von Demütigung über Isolation bis zu Desorientierung. Doch diese Methoden sind nicht nur grausam, sondern noch dazu überaus unzuverlässig.
Immer weiter fragen
Wissen Sie, was ein »menschliches Maultier« ist? Jemand, der über ein Kilogramm Kokain - verpackt in etwa hundert kleine Latexhüllen, Kondome oder gar in Frischhaltefolie -
in seinem Magen über Grenzen schmuggelt. Der Verdauungstrakt wird für diese Zeit mit entsprechenden Tabletten lahmgelegt, doch das Risiko ist trotzdem immens: Platzt auch nur eine der Hüllen, ist der Kurier sofort tot. Gleichzeitig stehen die Zollbeamten vor einem praktisch unlösbaren Problem: Drogenspürhunde können nicht in den Menschen hineinriechen, und nicht jeder Passagier kann durch ein Röntgengerät geschickt werden. Was tun?
Am 24. November 2009 berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem Fall, in dem die Enttarnung eines derartigen Drogenkuriers gelang. Der Schlüssel lag im Verhör des Verdächtigen. Auf die Nachfrage der Zollbeamten meinte der Schmuggler, er wolle seinen kranken Vater in Spanien besuchen - doch während er seine Geschichte zum Besten gab, wurde er zusehends nervös. Offensichtlich war der Mann gestresst, was die Beamten aufhorchen lieÃ. Sie bohrten immer weiter nach - mit Erfolg, denn schlieÃlich verrannte sich der Kurier völlig, und bei der Frage nach dem Namen des Krankenhauses, in dem sein Vater läge, war er mit seinem Latein am Ende.
Eine endlose Befragung zu ein und demselben Thema ist keine Schikane: Im Idealfall verheddert sich der Lügner im Netz seiner Schwindeleien, sodass die Lüge offensichtlich wird - eine klassische Technik. Nicht umsonst kennt jeder Filmfreund Verhörszenen, die sich über Tage, teils über Wochen hinziehen. Schon Martin Luther schrieb: »Eine Lüge ist wie ein Schneeball; je länger man ihn wälzet, je gröÃer er wird« - bis er gar den Lügner überrollt.
Der Lügner hat sich eine Geschichte ausgedacht und sich dabei Antworten auf alle möglichen Fragen zurechtgelegt. Stellt man ihm aber sehr viele Fragen, werden auch solche dabei sein, mit denen er nicht gerechnet hat. Auf einmal ist er gezwungen, sich etwas Neues auszudenken, das wiederum
zur vorherigen Geschichte passen und dem Ziel der Lüge dienlich sein muss. Der britische James-Bond-Darsteller Roger Moore sagte dementsprechend einmal: »Ich gebe ungern Interviews, da es mir immer Schwierigkeiten bereitet, mich an die Lügen zu erinnern, die ich beim letzten Mal erzählt habe.« Je detaillierter gefragt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Lügner sich irgendwann verrät: entweder über Unstimmigkeiten im Inhalt seiner Aussagen oder über Stressanzeichen, die schlieÃlich unübersehbar werden.
Will man den Lügner durch konstantes Nachfragen in die Enge treiben, ist es vor allen Dingen wichtig, ihn erst einmal ausreden zu lassen: SchlieÃlich soll er zunächst all seine vorbereiteten Lügen loswerden, damit er sich bei weiteren Fragen etwas Neues, Passendes ausdenken muss. Um nach einer Antwort nachzuhaken, genügt es, ein simples »Tatsächlich?« einzuschieben: Jetzt muss der Lügner seine Lüge wiederholen - und darf sich dabei nicht widersprechen, was besonders schwierig ist, weil er die Antwort neu formulieren muss.
Dabei sollte man auch Fragen, die in dieselbe Richtung gehen, stets neu formulieren - denn auf die wortwörtliche Wiederholung einer Frage reagieren Menschen schon instinktiv mit einer anderen Antwort, ob sie lügen oder nicht. 12 In einem Experiment wurden Kinder zu ihren Spielzeugen befragt: Wenn ihnen zweimal genau die gleiche Frage gestellt wurde, unterschied sich die zweite Antwort häufig von der ersten, weil sie dachten, dass die erste Antwort falsch gewesen sein musste. So sind wir erzogen: Eltern und Lehrer wiederholen ihre Fragen nur, wenn die erste Antwort nicht richtig war.
Nun ist der Verhörte
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