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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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suchten die Nazis ebenfalls nach einem Wahrheitsserum, nachdem sie festgestellt hatten, dass Folter nicht zuverlässig funktionierte. Heinrich Himmler gründete 1942 das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung, an dem bestialische Experimente an osteuropäischen KZ-Häftlingen durchgeführt wurden. Dabei zeigte der Wirkstoff Meskalin die größte Wirkung. Allerdings rief Meskalin Halluzinationen hervor, sodass es schließlich als unbrauchbar eingestuft wurde - genau wie die Barbiturate der Briten.
    Fachleute wie Praktiker sind sich mittlerweile weitgehend einig: Sogenannte Wahrheitsdrogen lassen den Verhörten teilweise die Wahrheit sprechen, führen aber ebenso häufig zu Fantasien. So wird es fast unmöglich, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Aussagen, die unter Wahrheitsdrogen getroffen werden, können also wahr oder unwahr sein - oder eben ein Gemisch aus beidem darstellen.
    Nach Jahrzehnten der Forschung stellte sich Marihuana als wirksamste aller Wahrheitsdrogen heraus, gefolgt von einer Kombination
aus Alkohol und Koffein. Trotzdem erreicht Marihuana auf einer Wirksamkeitsskala von eins bis zehn nur einen Wert von 1-2, auf dieses Hilfsmittel kann man also getrost verzichten. Zumal es praktisch unmöglich ist, dem Befragten die richtige Dosis zu verabreichen. Die CIA experimentierte damit, Zigaretten mit Marihuana zu präparieren, die man Verhörten unverfänglich anbot. Aber würde der Verhörte die Zigarette auch vollständig rauchen? Wie tief würde er inhalieren? Eine zu schwache Dosis ist wirkungslos, eine zu starke führt zum Kollaps. Bleibt die Erkenntnis: Zuverlässige Wahrheitsdrogen gibt es nicht.
Lügen erschweren
    Es leuchtet intuitiv ein: Je schwieriger es dem Gesprächspartner gemacht wird, zu lügen, desto weniger wird er lügen. Und wenn er trotzdem lügt, muss er noch mehr nachdenken, was das Entlarven erleichtert. Fragt ein Richter den Angeklagten: »Können Sie sich an die exakte Vereinbarung erinnern?«, macht er ihm das Lügen viel zu leicht - alles, was der Angeklagte sagen muss, ist: »Nein.«
    Fragen, die mit bloßem »Ja« oder »Nein« beantwortet werden können, sollten daher vermieden werden. Denn zum einen ist es vorteilhaft, wenn der vermeintliche Lügner möglichst viel plaudert: Je mehr er redet, desto eher verrät er sich. Zum anderen sind komplexere Lügen immer schwieriger zu bewerkstelligen als simple. Folglich stellt man am besten offene Fragen. So hätte der Richter besser formuliert: »Was hatten Sie vereinbart?« Nun muss sich der Angeklagte etwas ausdenken oder sich detailliert an seine früheren Ausreden erinnern.
    Glücklicherweise landet man mit Alltagsproblemen selten vor Gericht. Doch auch bei kleineren Ärgernissen lässt
sich die Technik der offenen Fragen anwenden: Gesetzt den Fall, Ihr Sohn Max liefert Ihren funkelnden Neuwagen nach einem Ausflug mit einem größeren Kratzer ab. Nun gibt es einige Möglichkeiten, ihn darauf anzusprechen. Zum Beispiel:
    1. Max, hast du den Kratzer in den Wagen gefahren?
    2. Max, weißt du, wer den Kratzer in den Wagen gefahren hat?
    3. Max, wie ist der Kratzer in den Wagen gekommen?
    Wollen Sie wirklich wissen, wie es um das Gewissen des Sohnemanns bestellt ist, entscheiden Sie sich für die letzte Fragestellung. Diese Frage geht schon davon aus, dass Max der Schuldige ist; hier kann er nicht mit simplem »Ja« oder »Nein« antworten, sondern muss nachdenken und kreativ werden, um zu lügen. Die beiden ersten Fragen erlauben es ihm dagegen, ganz einfach zu leugnen - und wenn Max erst mal geleugnet hat, wird es sehr schwierig, ihn noch zu einem ehrlichen Geständnis zu bewegen, da er dadurch sein Gesicht verlieren würde: Er stünde nicht nur als Fahrsünder, sondern auch noch als Lügner da. Stellt man dagegen die dritte Frage, entscheidet er sich vielleicht gleich für die Wahrheit. Wenn wir das Lügen erschweren, gibt es also von vornherein weniger Lügen.
    Â 
    Wie stellt man offene Fragen? Hier einige Beispiele:
    Â 
    Nicht: Kennst du Alexis?
    Sondern: Was ist Alexis so für einer?
    Â 
    Nicht: Hast du Fred gesehen?
    Sondern: Wie ist Fred heute drauf?
    Â 
    Nicht: Warst du im Kino?
    Sondern: Wann warst du im Kino?

    In diesem Sinne schwört der US-Verhörexperte Jef Nance auf den Satz: »Ich will kein Geständnis; ich will einfach nur wissen, warum

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