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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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Mitarbeitergespräch. Die Revision hat entdeckt, dass in einer Abteilung PCs verschwinden, und Sie haben den zuständigen Abteilungsleiter vor sich. Als Sie ihn auf die Vorfälle ansprechen, versichert er Ihnen sofort, dass er die Sache rückhaltlos aufklären werde, aber bislang keinen Verdacht habe. Daraufhin sieht er Sie erwartungsvoll an, wartet auf Ermutigung oder Kritik und auf die Gelegenheit, seine zahlreichen Vorschläge loszuwerden. Sie aber schweigen. Sie erwidern seinen Blick ruhig und sagen einfach nichts. Hat er tatsächlich etwas zu verbergen, wird der Abteilungsleiter nervös - er fragt sich,
ob Sie nicht doch mehr wissen, als Sie zugegeben haben. Um den peinlichen Moment zu überspielen, wiederholt er vielleicht das eben Gesagte und macht dabei Fehler; auf jeden Fall wird er unübersehbare Stressanzeichen zeigen.
    Wie schon beim hartnäckigen Nachfragen setzen Sie Intellekt und Wissen des Gesprächspartners gegen ihn selbst ein: Es sind die eigenen Ängste des Lügners, die ihn im Idealfall geständig werden lassen, zumindest aber sein Stresslevel drastisch erhöhen.
    Probieren Sie es aus: Schweigen Sie bei der nächsten Begegnung mit einer mehr oder weniger fremden Person einfach mal. Lächeln Sie freundlich, aber sagen Sie zwischendurch kein Wort. Sie werden sich beide unwohl fühlen, und der andere wird das Schweigen brechen. Wenn er nichts sagt, können Sie danach immer noch erklären, Ihnen wäre gerade etwas durch den Kopf gegangen, um Ihr wunderliches Verhalten zu erklären.
Köderfragen
    Die wirkungsvollste Fragetechnik des sogenannten Behavioural Analysis Interview , eines der erfolgreichsten Verhörsysteme der US-amerikanischen Polizei, ist die »Köderfrage« ( bait question ). Hier wird - anders als bei anderen Techniken - das Misstrauen offen gezeigt. Man deutet dem Verdächtigen gegenüber an, dass Beweise gegen ihn vorliegen - zumeist entgegen den Tatsachen, weshalb diese Technik von vielen Menschen aus moralischen Gründen abgelehnt wird. Eine typische Frage könnte lauten: »In der Bank war eine Sicherheitskamera installiert. Wir könnten die Filme besorgen. Wenn wir uns diese Aufzeichnungen anschauen, kann es da nicht sein, dass wir darauf sehen, wie Sie das Geld entwenden?
Ich will nicht behaupten, dass wir es sehen werden - aber mich würde doch interessieren, was Sie dazu sagen.«
    Ist Ihnen das zu offensiv, können Sie die Köderfrage auch ganz harmlos stellen. Wenn Ihr Auto direkt vor Ihrer Haustür zerkratzt wurde und Sie insgeheim Ihren Nachbarn im Verdacht haben, klopfen Sie einfach an die Tür und sagen: »Sie wissen ja, irgendwer hat mein Auto zerkratzt. Und jetzt wollte ich nur kurz fragen, ob Sie was davon mitbekommen haben. Wobei sich die Sache sowieso bald aufklären wird, da meine Cousine, die gerade zu Besuch war, jemanden gesehen hat, der sich vom Wagen entfernt und dabei irgendetwas in der Hand gehalten hat.« Ein Bluff ohne Risiko.
    Egal, ob man den anderen direkt beschuldigt oder nicht: Ehrliche können sicher sein, dass nicht sie beobachtet wurden, und werden sich entsprechend äußern. Lügner dagegen werden sofort nervös; möglicherweise verraten sie sich nicht nur durch ihren plötzlichen Stress, sondern auch durch voreilige Ausflüchte wie »Kann schon sein, dass ich da vorbeigegangen bin, aber …«.
    Das Grundprinzip lautet also: Schildern Sie die Situation und tun Sie dabei so, als verfügten Sie über stichhaltige Beweise, mit denen Sie den Täter über kurz oder lang schon enttarnen würden. Die Köderfrage ähnelt der Reflexfrage im Kapitel über Disharmonien, fällt aber deutlich offensiver aus und versucht nicht nur leichte Veränderungen, sondern deutliche Anzeichen von Stress zu provozieren. Diese Technik wird täglich von Agenten und Polizisten auf der ganzen Welt genutzt: Sie gaukeln dem Verhörten diffus vor, die Wahrheit schon zu kennen und ihm nun die Chance zu geben, sich zu erklären.
    Verhörexperten wenden gerissene Tricks an, um Verdächtige glauben zu machen, dass sie Beweise im Überfluss hätten. Christopher Dillingham etwa lässt vermeintliche Zeugen (zum Beispiel seine Sekretärin) in den Verhörraum kommen, die
sich den Verhörten ansehen, kurz nicken und wieder gehen. Oder er behauptet, er hätte Aufenthaltsdaten vom Handyprovider, über die er den Standort des Beschuldigten zum

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