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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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sie. Das Mädchen lebte allein mit seinem alten, kranken Vater, der mittlerweile bettlägerig war. Sie stiegen weiter hoch und blieben bei einer Frau stehen, die an einem zwischen zwei Baracken gespannten Draht Wäsche aufhängte. Pickende Hühner liefen ihnen zwischen den Füßen herum. Serena erkundigte sich, ob Felipe unterwegs sei. Soeben sei er noch da gewesen, teilte die Frau ihr mit. Also gingen sie weiter, bis ein etwa zwanzigjähriger Junge in einem T-Shirt von Fluminense Rio de Janeiro und roten Bermudashorts auf sie zukam und Serena begrüßte. Matheus und Francesca hielten sich im Hintergrund, während Eliane eine Frau in einer Baracke ansprach. Nun zeigte Serena auf Matheus. Der Junge starrte ihn an und nickte schließlich. Sie traten näher. In Felipes Bermudashorts steckte eine Pistole, in der Hand hielt er eine Rolle Geldscheine. Serena stellte sie einander vor. Felipe musterte Matheus immer noch.
    » Wartet hier « , sagte er dann und lief die Stufen der Gasse hoch.
    » Was hast du ihm erzählt? «
    » Dass du ein Diabetesspezialist bist und für uns arbeitest. Es scheint, als würde der Indianer seine Baracke nicht mehr verlassen, und ins Krankenhaus will er nicht… kann er wohl auch nicht mehr. Sein Diabetes schreitet unweigerlich voran. Dabei will er sich nicht einmal eingestehen, dass er krank ist. Er weiß es, aber er tut so, als wäre nichts. «
    » Wer hat dir das gesagt? «
    » Die Drogenhändler unten. «
    Francesca setzte sich auf eine Stufe und zündete sich eine Zigarette an. Eliane scherzte mit einer Gruppe Frauen, die von schreienden Kindern und Hühnern umringt waren. Nach etwa zwanzig Minuten kam Felipe wieder.
    » Okay « , sagte er. » Aber er soll alleine kommen. « Dann schaute er Matheus an. » Gestatten, Freund? «
    Matheus verstand nicht, aber Felipe hatte schon damit begonnen, ihn zu durchsuchen. » Gehen wir « , sagte er anschließend.
    » Wir warten hier auf dich « , sagte Francesca und schaute ihm hinterher.
    Felipe ging voran, und Matheus sah, dass am Bund seiner Bermudashorts ein kleines Funkgerät klemmte. Die Sonne stand bereits hoch, und sein Hemd war unter den Achseln durchgeschwitzt.
    » Wie alt bist du, Felipe? « , fragte Matheus, um das Eis zu brechen.
    » Neunzehn, Doktor. «
    Irgendwann hörten die Baracken auf, und der Wald begann. Sie krochen durch einen aufgeschnittenen Zaun und stiegen noch ein paar Betonstufen hoch, bis sie zu einer Ansammlung weiterer Baracken kamen, einige aus Ziegeln, andere weiß gestrichen. Nachdem sie ein paar hinter sich gelassen hatten, öffnete sich eine Art Platz, auf dem drei Typen an einem Tisch saßen, auch sie bewaffnet. Sie hoben den Daumen zum Gruß. In der Hand hielten sie Bierdosen.
    » Warte hier « , sagte Felipe.
    Man hörte ein Baby schreien. Matheus schaute sich mit einem höflichen Lächeln um, aber seine Hände zitterten, und seine Knie waren plötzlich weich.
    Felipe trat aus dem Haus und schaute ihn an. » Wo ist dein Arztkoffer? «
    Matheus lächelte. » Den brauche ich nicht. Ich muss mir erst ein Bild vom Zustand des Patienten verschaffen. «
    Felipe runzelte die Stirn. » Ich hoffe für dich, dass deine Geschichte stimmt. «
    Er gab ihm ein Zeichen, ihm zu folgen. In die Baracke fiel wenig Licht. Die Fenster waren nichts als Löcher im Mauerwerk, die man mit dicken blauen Vorhängen verhängt hatte. Das Geschrei des Babys war jetzt lauter, und Matheus’ Blick wanderte in ein Zimmer, in dem ein Mädchen von höchstens sechzehn auf einem Bett saß und vergeblich versuchte, ihr Baby zu stillen. Die junge Frau lächelte ihn an und versuchte weiterhin, den Mund des Babys an die Brustwarze zu drücken.
    » Hier lang, Doktor. «
    Die Stimme, die er so gut kannte, erreichte ihn aus dem anderen Zimmer. Matheus schauderte es. Er fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
    Felipe holte ihn in die Wirklichkeit zurück, indem er einen Perlenvorhang an einer rahmenlosen Tür beiseiteschob.
    » Lass mich alleine reingehen « , sagte Matheus. Wie er die Worte überhaupt rausgebracht hatte, war ihm schleierhaft.
    » Keine Chance, Doktor, ich bleibe dabei. «
    Sie betraten das Zimmer.
    Matheus musste die Augen zusammenkneifen, um im Dämmerlicht irgendetwas zu erkennen.

49
    Auf dem Bett saß ein ausgemergelter Mann mit nacktem Oberkörper, und obwohl es düster war, konnte man die geschwollenen Beine und das rote Gesicht erkennen. Matheus trat näher. Die erste Reaktion, die sich in Ulisses’ Miene spiegelte, war Panik.
    Das

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