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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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diesmal offen gelassen. Die Locken fielen auf die lange grüne Bluse herab, die sie über der Jeans trug. Ohne den weißen Kittel wirkte sie gleich größer.
    » Nein, ich wollte lieber alleine kommen… «
    » Verstehe. Das ist auch besser so. «
    Matheus neigte den Kopf und schaute sie an.
    » Lass uns gehen « , sagte sie. » Sollen wir zu Fuß hoch, oder nehmen wir ein Motorradtaxi? «
    » Ist es weit? «
    » Nicht wirklich. «
    » Dann lass uns zu Fuß gehen. «
    » Serena wartet dort auf uns. «
    Am Vortag hatte Francesca nach einer Reihe von Telefonaten herausgebracht, dass es in Morro dos Cabritos eine italienische Organisation gab, die sich um minderjährige Mütter kümmerte. Es war eine ziemlich große Einrichtung, in der es nicht nur eine kostenlose Kinderkrippe gab, sondern die Kinder auch zur Schule gehen und Sport treiben konnten.
    Matheus und Francesca stiegen die Ladeira dos Tabajaras hoch, eine enge Gasse, die im Zentrum von Copacabana begann, zweihundert Meter vom Strand und von den großen internationalen Hotels entfernt, um schließlich in die schlammigen Gassen zwischen den Baracken der Favela zu münden. Eine schlanke Frau mit kurzen Haaren, entschiedenem Blick und lächelnden Augen erwartete sie auf der kleinen Anhöhe, auf der die Schule stand. Es war Serena.
    Sie begrüßten sich. » Mögt ihr einen Kaffee? «
    » Gerne « , antworteten sie beide gleichzeitig. Francesca hatte Serena bereits erklärt, warum sie kamen. Zunächst hatte sie zurückhaltend reagiert, aber schließlich eingewilligt, ihnen zu helfen. Trotzdem wollte sie die Geschichte noch einmal von Matheus selbst hören. Seine Bitte war ziemlich ungewöhnlich, und es bestand immer die Gefahr, dass Mitarbeiter von Polizei oder Geheimdiensten sich einzuschleusen versuchten, um irgendetwas über die Aktivitäten der Gangs herauszufinden. Dieser Typ hier musste aber tatsächlich der Bruder des Indianers sein.
    Serena arbeitete seit acht Jahren in der Favela und hatte gelernt, dass man nie vorsichtig genug sein konnte. Um sie herum wimmelte es von Müttern und Kindern. Die Mädchen ließen ihre Babys bei Serena und den anderen, um zu ihrer Arbeit im Supermarkt, im Callcenter, in privaten Haushalten oder als Strandverkäuferin zu gehen.
    » Also, Matheus « , sagte Serena und stellte das Gläschen mit dem Kaffee auf ihren Schreibtisch. » Zunächst würde ich dir gern eine Frage stellen: Bist du wirklich sicher, dass du deinen Bruder wiedersehen willst? «
    Matheus schaute Francesca an, die sich eine Zigarette anzündete und seinen Blick dann erwiderte.
    » Ja natürlich. «
    » Falls uns das gelingt, dürfte es keine angenehme Begegnung werden. «
    » Das weiß ich. «
    » Deine Geschichte rührt mich, Matheus, weil so etwas eigentlich nie passiert. Ist man erst einmal hier gelandet, kommt einen niemand mehr suchen. Man wird einfach vergessen. «
    Matheus’ Kiefer verkrampfte sich, und er senkte den Blick.
    » Gut, damit hätte ich meiner Pflicht Genüge getan « , sagte Serena lächelnd. » Der Plan sieht folgendermaßen aus: Wir gehen mit einer unserer Sozialarbeiterinnen durch die Favela. Eliane dreht fast jeden Tag eine Runde, das fällt also nicht weiter auf. Ihr kommt einfach mit, und wir schauen mal, was oder wem wir so begegnen. Die Polizei ist zurzeit einigermaßen entspannt, da dürfte es keine Probleme geben. Das war nicht immer so– vor einiger Zeit ist hier ständig die Zivilpolizei eingefallen, und ich bin mir sicher, dass das auch wieder kommen wird. Aber im Moment ist Sendepause. Einverstanden so weit? «
    Matheus nickte. » Danke. «
    Die beiden Mädchen, Larissa und Selma, waren bei Morgengrauen gegangen. Der Pförtner des Luxushauses in Alto Leblon hatte sie zum Eingangstor begleitet und mit dem Lächeln eines Mannes, dem nichts Menschliches fremd ist, verabschiedet.
    Bruno Johannsen stand im zwölften Stock und schaute auf das Meer von Ipanema hinab. Links erhob sich der Gebirgszug, auf dem der Christus emporragte. Die Szenerie war ihm allerdings vollkommen gleichgültig. Vage hatte er noch die Gesichter der beiden Mädchen vor Augen, und an seinen Händen haftete der säuerliche Geruch ihrer Körper. Seltsam, Körper waren seine Obsession, aber wenn er ihren Geruch an seinen Fingern hatte, schüttelte es ihn fast vor Ekel. Er schaute sich in der Wohnung um, die stets verschlossen war und von niemandem benutzt wurde. Sie gefiel ihm, weil sie praktisch leer war. Immerhin gab es aber eine Espressomaschine mit

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