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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Augen sind so dunkel, dass ich seinen Blick nicht deuten kann.
    »Das Kleid, Tommo. Keiner … ich glaub, sonst ist es keinem aufgefallen. Bitte. Du sagst doch nichts?«
    Er verzieht den Mund. »Du kannst mir vertrauen, Saba.«
    Ein spöttisches Echo meiner Worte zu ihm. Meiner hohlen Worte. Er nickt knapp und geht zurück zum Lager. Ich seh ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist.

    I ch lass Nero fliegen. Barfuß, den Bogen umgehängt, kletter ich über die Steine. Ich muss allein sein. Ich muss nachdenken.
    Er ist aus den Bergen rausgehauen, dieser Glasswater Tarn. Das Ufer ist holprig und unfreundlich. Einmal fall ich fast hin und schürf mir beim Abstützen die Hand auf. Der brennende Schmerz tut gut. Ich kletter auf den größten Fels, den ich find. Von da aus hab ich einen guten Blick auf einen breiten Abschnitt vom Steinstrand. Da stehen die Überreste von einem großen alten Abwrackergebäude. Eine breite, flache kaputte Treppe führt vom Strand rauf. Es ist aus weißem Stein, steht wie ein Gespenst in der Bergnacht. Es ist eingestürzt, nur an einem Ende nicht. Man kann sehen, dass es zwei Stockwerke gehabt hat. Viele große Fenster zum See hin. In ein paar Fenstern stecken noch Scherben von Glasscheiben.
    Halb den Strand rauf liegt ein großes Boot auf der Seite und träumt, während sein Körper rostet und abblättert. Am Heck sind die Überreste von was, was aussieht wie ein Wasserrad. Ein Boot mit einem Wasserrad. Hätte nicht gedacht, dass es so was gibt.
    Ich kletter wieder runter auf den Strand. Meine nackten Füße wecken die schlafenden Steine. Sie verrutschen und flüstern sich was zu. Ich geh die kaputte Treppe rauf und rein in den Teil, der noch steht. Das Mondlicht strömt durch schmutzige zerbrochene Fensterscheiben.
    Es ist ein großer Raum gewesen. Der Boden hat lauter Risse und Spalten. Die Decke auch. In der Mitte liegt ein zertrümmerter Ball. Teilweise kleben immer noch glitzernde kleine Spiegelscherben dran. Ich hock mich hin, nehm eine Scherbe in die Hand und frag mich, was dieses Gebäude mal gewesen ist. Ein paar Trümmer von Holzstühlen liegen rum. Ein langer Tisch mit einer Steinplatte und Eisenbeinen ist halb unter den Trümmern begraben. Ich geh rüber zum Tisch.
    Auf dem Boden, mitten unterm Tisch, stehen zwei Kisten. Ich stell sie auf den Tisch. Mach die kleinere zuerst auf. Drin ist ein Stapel runder Platten aus steifem schwarzem Plastik. Jede hat ein kleines rundes Loch in der Mitte. Ich mach den Deckel von der größeren Kiste auf. Irgendein Abwracker-Techno-Ding. Eine schwere runde Metallplatte, in der Mitte ein Metallstift. Außerdem ein Metallarm mit einer kleinen Nadel dran. Ich guck mir das Ding eine Weile an.
    An der rechten Seite ragt eine Kurbel raus. Ich versuch sie zu drehen. Sie bewegt sich nur schwer, aber ich schaff’s, sie ein paar Mal zu drehen. Die Metallplatte fängt an sich zu drehen. Ich leg eine schwarze Plastikplatte auf den Stift. Heb den kleinen Metallarm hoch. Lass ihn auf die Platte fallen. Töne plärren los. Ich reiß den Arm wieder runter und weich zurück. Starr das Ding an. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
    Dann leg ich den Arm wieder drauf, diesmal ganz vorsichtig. Ganz an den Rand von der schwarzen Platte. Jetzt ist Musik zu hören. Langsame, schöne, traurige Musik. Wimmerhölzer. Eine Frau fängt an zu singen. Worte, die ich noch nie gehört hab. Die ich nicht versteh. Die Musik wird langsamer. Hört auf. Ich starr die Maschine an. Es hat nur ganz kurz gedauert. Es ist so ähnlich wie die Musik in DeMalos Bunker, bloß mit einer Stimme dabei. Abwrackermusik. Töne aus einer vergangenen Zeit. Aus einer untergegangenen Welt.
    Ich dreh die Kurbel so lang, bis sie sich nicht weiterdrehen lässt. Dann lass ich die Musik noch mal spielen. Sie strömt aus dem Kasten. Die Sängerin – schon lang tot, längst vergessen – fängt an zu singen.
    Ich setz mich oben auf die zerbröckelnde Treppe und leg den Bogen neben mich. Ich guck zum Silberpfad auf dem See und hör zu.
    Da singt ein Herz ein Lied an den kalten Nachthimmel. An das Mondlicht auf dunklem Wasser. Es ist das Lied von einem Herz, das sich nach was sehnt, was es niemals kriegen wird. Die Musik atmet tief in mir drin. Tut weh tief in mir drin.
    Ich weiß nichts mehr. Warum DeMalo mich so im Inneren berührt hat. Warum der Herzstein wegen ihm gebrannt hat. Ich hasse ihn nicht. Ich weiß, ich müsst ihn hassen, aber ich tu’s nicht, ich will nicht, dass er tot ist. Dass er in dem

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