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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Genau das hab ich dir gewünscht. Wie hat sie diesen Augen widerstehen können?«
    »Sie hat’s versucht«, sagt Jack. »O Mann, sie hat’s versucht. Aber … hör mal, Molly, das ist nicht der Grund, warum ich –«
    »Eine Feier!«, ruft sie. »Das schreit nach einem anständigen Besäufnis! Und ich meine anständig!« Lachend knallt sie Schnapsbecher auf die Theke und ordnet sie in einer langen Reihe an. »Wo zum Teufel bleibt Ike? Ike!«, brüllt sie. »Verdammich, Mann, schieb deinen Hintern sofort hier rein! Wir trinken auf Jack und Saba!« Sie beginnt einzuschenken, so ungestüm, dass einiges danebengeht. »Ich sag dir, Jack, du beflügelst mich. Ich benenn den Laden um. Kein hoffnungsloser Fall mehr, o nein. Nicht diese Schenke und garantiert nicht ich. Von jetzt an soll sie heißen: Sieg der Hoffnung! Und wenn Ike gleich durch die Tür da kommt – nachdem ich fertig damit bin, ihn totzuküssen –, dann bind ich ihn an den Stuhl da und lass ihn nie mehr weg, weil das Leben nämlich verdammt nochmal zu kurz ist und es Zeit wird, dass ich mich an meinen eigenen Rat halt. Vielleicht brauch ich deine Hilfe, klar, aber das macht dir bestimmt nichts aus, weil –«
    »Molly!« Jack packt ihre Hand. »Hör auf, Molly, bitte. Verdammt, Molly, Ike kommt nicht durch die Tür da.«
    Sie wird still. Ganz still. Ihr Lächeln verblasst. »Bitte sag’s nicht«, flüstert sie.
    Er bringt es nicht über sich. Aber er muss.
    »Ike ist tot. Er ist tot, Molly. Es tut mir leid.«
    Tränen treten ihr in die Augen. Laufen ihr lautlos übers Gesicht. Sie sieht ihm in die Augen.
    »Es ist einen Monat her«, sagt er. »Nein … ein bisschen länger. Da ist ein … es hat einen großen Kampf gegeben. Einen echten diesmal, nicht bloß eine Schenkenrauferei. Die Tonton.«
    »Die Tonton«, flüstert sie.
    »Wir sind zurück nach Freedom Fields. Wir haben die Chaalfelder abgebrannt. Sie haben uns verfolgt und … nicht bloß Ike und ich, auch Saba und ein paar andere. Wir haben gegen sie gekämpft, Molly. Wir haben sie besiegt. Und für kurze Zeit, für … eine Weile, waren die Guten obenauf. Ike und ich, die Guten. Wer hätte das gedacht?«
    »Ich«, sagt sie. »Ich hätte. Ich weiß.«
    »Er ist unter Freunden gewesen, Molly«, sagt Jack. »Ich bin bei ihm gewesen. Ich bin ganz in der Nähe gewesen und … und er ist in meinen Armen gestorben. Er ist gut gestorben. Er ist großartig gestorben. Wie er’s gewollt hätte. Das Letzte, was ich zu ihm gesagt hab, ich … ich hab’s ihm ins Ohr geflüstert. Molly liebt dich, Ike. Das ist das Letzte, was er gehört hat.«
    Einen Augenblick lang steht sie da. Nickt einmal. Zieht ihre Hand weg. »Ich bin froh, dass du’s mir erzählt hast«, sagt sie. »Verschwend keine Zeit, Jack. Geh zu ihr. Sei bei ihr. Brennt hell. Versprich’s mir.«
    »Geh von hier weg. Komm mit mir. Bitte.«
    »Versprich’s mir«, sagt sie.
    »Ich versprech’s«, sagt er.
    »Wiedersehen, Jack.« Sie küsst ihn auf die Wange. Dann schlüpft sie durch die Tür ins Hinterzimmer und schließt sie hinter sich.
    Stille. Sie muss sich etwas auf den Mund drücken, um kein Geräusch zu machen. Sie könnte sich genauso gut gehenlassen und laut heulen. Außer ihm ist ja keiner da. Er geht um die Theke herum und klopft.
    »Molly?« Keine Antwort. »Er hat zu dir zurückkommen wollen, Molly. Er hat dich geliebt.«
    »Geh weg.«
    »Ich kann dich so nicht hierlassen«, sagt er. »Lass mich rein.«
    »Himmelherrgott, tu einfach, was ich dir sag!«, schreit sie.
    Er geht zurück zu seinem Hocker. Betrachtet die gefüllten Schnapsbecher auf der Theke und fängt beim ersten an. Er weiß, wie Molly trauert. Sobald er weg ist, wird sie den Laden dichtmachen. Dann wird sie ein bisschen weinen und ein bisschen trinken. Und das wird sie immer abwechselnd tun, so lange, bis die Narbenhaut über dieser neuesten Wunde so dick ist, dass sie weitermachen kann.
    Er wird warten, bis das Unwetter vorüber ist. Dann wird er gehen. Er holt den Herzstein wieder hervor. Reibt ihn zwischen den Fingern. Er ist kühl, obwohl er direkt auf seiner Haut lag. So ist das bei einem Herzstein. Kühl, bis man sich dem nähert, was das Herz sich wünscht. Je näher man kommt, desto heißer brennt er. Als er sie das letzte Mal sah, hat sie ihm den Stein um den Hals gehängt. Er war heiß.
    »Er wird dir helfen, mich zu finden«, hat sie gesagt.
    »Ich brauche keinen Stein, um dich zu finden«, hat er gesagt. »Ich würde dich immer finden, egal wo

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