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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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geschlendert und hakt seine Finger in die Maschen.
    Er sagt kein Wort. Wandert bloß mit den Augen langsam über meinen Körper, bis ganz runter zu meinen Füßen und wieder hoch. Die anderen Männer pfeifen und johlen. Mir wird heiß, die Hitze kriecht von der Brust bis hoch zum Hals, bis in meine Wangen. Ich weiß, dass ich jetzt knallrot bin. Dann lächelt er. Ein schiefes und krummes Lächeln.
    Ich ball die Fäuste. Aufgeblasener Mistkerl. Für wen hält der sich?
    Also mach ich das Gleiche mit ihm. Ich verschränk die Arme vor der Brust und muster ihn von oben bis unten.
    Braune Haare bis auf die Schultern. Silbergraue Augen in einem braungebrannten Gesicht. Hohe Wangenknochen, ein Schatten von einem Bart. Krumme Nase, als ob sie mal gebrochen gewesen wär. Er ist schlank, sieht aber kräftig aus. Als ob er auf sich aufpassen könnt.
    Unsere Blicke treffen sich noch mal.
    Gefällt dir, was du siehst, Engel?, fragt er.
    Ich geh ganz dicht an den Zaun. Hak meine Finger gleich neben seine in die Maschen. Beug mich ganz dicht zu ihm. Er hat winzige weiße Falten um die Augen, vom Blinzeln. Oder vielleicht vom Lächeln. Er riecht nach warmem Staub und Salbei.
    Du bist nicht mein Typ, sag ich.
    Dann dreh ich mich auf dem Absatz um. Einer der anderen Männer ruft: Die hat’s dir aber gegeben, Jack!
    Ich hör ihn lachen.
    Er heißt Jack.
    Hitze brennt sich in mich rein. Kriecht über meine Haut. Schweiß rinnt mir über die Brust. Meine Hand fliegt zum Herzstein um meinen Hals. Der ist warm. Nein. Heiß.
    Das ist ja komisch. Ich guck zum Himmel hoch. Die Sonne geht gerade im Westen unter. Es müsste eigentlich langsam kühler werden. Aber mir ist so heiß wie in der Mittagssonne. Weißglühend heiß.

    E pona kommt langsam in meine Richtung. Sie macht es so, dass man es nicht merkt, außer man wartet darauf. Schließlich bleibt sie ein kleines Stück von mir entfernt stehen. Hockt sich hin und malt mit dem Finger im Staub.
    Ich fang mit meinen normalen Übungen an. Zuerst Dehnübungen. Arme, dann Beine.
    Ich hab mit Maev geredet, sag ich. Ich sprech leise, guck sie nicht direkt an.
    Ich hab sie heute beim Kampf gesehen, sagt sie.
    Sieht aus, als würden wir zusammenarbeiten, um hier rauszukommen, sag ich.
    Soll mir recht sein, sagt sie. Wie lautet der Plan?
    Wie viele Hawks seid ihr?, frag ich.
    Gut vierzig, sagt sie.
    Kann Maev die alle herholen?
    Ja, sagt sie. Aber sie werden nicht alle an den Wachen vorbei durch die Tore kommen. Bei so vielen Frauen werden die Tonton misstrauisch, auch wenn sie in kleinen Gruppen kommen.
    Vielleicht werden sie nicht misstrauisch, wenn zur gleichen Zeit eine Menge andere Leute reinwollen, sag ich.
    Weiter, sagt sie.
    Ich bin in zwei Tagen im Käfig, sag ich. Ich soll gegen dich kämpfen. Ich hab vor, den Kampf zu verlieren. Wenn die Leute hören, dass der Todesengel auf der Verliererstraße ist, werden sie alle kommen. Dann verlieren die Tonton den Überblick darüber, wer kommt und wer geht. Sie werden die meisten Wärter von den Zellentrakten abziehen, damit sie helfen, die Menschenmassen zu überwachen.
    Epona grinst. Weiße Zähne blitzen auf. In der Wange hat sie ein Grübchen. Eine völlig andere Frau.
    Mir gefällt, wie du denkst, sagt sie.
    Ich werd drei Mal gegen dich verlieren, sag ich. Dann geh ich in den Spießrutenlauf.
    Sie pfeift leise durch die Zähne.
    Oh, ich hab nicht vor zu sterben, sag ich. An der Stelle kommen die Free Hawks ins Spiel. Wenn ich in den Spießrutenlauf gehe, sind an beiden Seiten vom Durchgang nur Free Hawks. Sie werden mich unter sich begraben, klar, aber nur damit ich verschwinden kann.
    Verstehe, sagt Epona. Es wird ein Weilchen dauern, bis die kapieren, dass du weg bist. Aber dann … bricht die Hölle los. Den Leuten wird’s nicht gefallen, dass man sie um das Blut vom Todesengel betrügt.
    Und in der Zwischenzeit haust du aus dem Käfig ab und …
    Epona guckt sich um nach den anderen Kämpfern hier auf dem Übungsplatz.
    … und die Hawks befreien hier alle, sagt sie. Dann brennen wir Hopetown ab. Du hilfst uns doch dabei, oder? Du kennst die Stadt und die Wachen besser als sonst jemand.
    Natürlich helf ich euch, sag ich. Dabei guck ich ihr in die Augen.
    Lugh sagt immer, das ist am besten, wenn man lügt.

    E mmi hat Maev auf der Spanish Alley gefunden und ihr von meinem Plan erzählt.
    Maev glaubt, es wird klappen. Sie hat schon nach dem Rest von den Hawks geschickt, und in den nächsten Tagen werden sie sich alle bereitmachen.
    Sie

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