Dying for You - Gefangen Im Albtraum
gewesen, die Aldridge beauftragt hatte, sein Gepäck in dieses Zimmer zu bringen?
Welchen Unterschied machte das schon? Er hatte schließlich nicht vor, einfach zu ihr hinüberzugehen oder sie zu sich hereinzulassen.
Nur, was machte sie um diese Uhrzeit draußen auf dem Balkon? Und bei diesen Temperaturen? Es waren keine zehn Grad, wohl kaum warm genug, um sich lange draußen aufzuhalten.
Sawyer ging auf, dass sie sich vollkommen unbeobachtet fühlen musste.
Also hör auf, sie anzustarren. Geh wieder ins Bett. Denk nicht dran, dass du sie gesehen hast.
Er zog den Vorhang wieder vor. Doch statt zurück ins Bett zu gehen, ging er zu dem großen Schrank, tastete im Dunkeln nach seiner Smokinghose und schlüpfte hinein.
Tu ‘s nicht! Geh jetzt nicht raus und stell dich auf den Balkon.
Als er die Tür öffnete, ließ die kalte Nachtluft auf seiner nackten Brust ihn frösteln. Trotzdem ließ er sich nicht davon abhalten hinauszugehen.
Lucie stand ein paar Schritte von ihm entfernt, halb abgewandt. Ihre Schultern bebten, und sie fuhr sich mit den Fingern über die Wangen.
Sie weinte.
Jetzt hörte er auch ihr leises Schluchzen.
Sein Verstand verlangte von ihm, sich zurückzuziehen; sonst würde er es mit Sicherheit bereuen. Doch sein Körper wollte nicht hören, und sein Herz sowieso nicht. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten und ihre Tränen trocknen.
Er machte ein paar vorsichtige Schritte in ihre Richtung, da wirbelte sie erschrocken herum. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest; sie schafften es nicht, sich voneinander zu lösen. Lucie stand da wie festgefroren, während er langsam auf sie zuging.
„Sawyer?“ Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Sie starrte ihn an, als könnte sie ihren Augen nicht trauen.
„Was machst du hier mitten in der Nacht?“
„Ich konnte nicht schlafen“, gab sie zur Antwort. „Du bist also im Zimmer neben mir?“
Er nickte. „Steckst du dahinter?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, glaub mir. Cara spielt Amor.“
„Du solltest besser reingehen, sonst erkältest du dich noch.“
„Und was machst du hier draußen?“ Sie betrachtete seine nackte Brust. „Du hast ja nicht mal ein Hemd an.“
„Ich sah jemanden auf dem Balkon stehen und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Schließlich ist es mitten in der Nacht und noch dazu verdammt kalt.“
„Warum warst du denn noch auf?“
„Ich konnte auch nicht schlafen“, gestand er ihr.
„Du hättest nicht zu dieser Dinnerparty kommen dürfen. Als wir uns vor drei Wochen verabschiedet haben, dachte ich ...“ Sie sprach nicht weiter. Wieder traten ihr Tränen in die Augen.
„Wir waren beide aus beruflichen Gründen auf der Party“, sagte er. „Ich war als Repräsentant der Dundee-Agency da, die sowohl Cara Bedell als auch ihren Gast, Senor Delgado, betreut ...“
„Offensichtlich reichen meine Kündigung bei Dundee und die Entfernung zwischen Atlanta und Chattanooga nicht aus, um uns voneinander zu trennen.“ Jetzt liefen ihr die Tränen die Wangen herunter, und sie hüllte sich fester in die Decke. „Sobald klar ist, wer hinter Caras Entführung steckt, werde ich meinen Job bei Bedell aufgeben und mir woanders eine neue Arbeit suchen, irgendwo weiter weg. Von mir aus in Kalifornien oder, noch besser, in Alaska.“
„Ja, vielleicht. Aber jetzt solltest du erst mal reingehen und ein bisschen schlafen.“
„Warum bist du zu mir auf den Balkon gekommen?“ Sie sah ihn wütend an. „Warum bist du nicht einfach in deinem Zimmer geblieben und hast mich in Ruhe gelassen?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
„Ich habe es dir doch eben schon gesagt: Ich sah jemanden draußen stehen und dachte ...“
„Du wusstest genau, dass ich es bin.“ Sie schüttelte ihre Lockenmähne. „Meine Haare verraten mich.“
„Ja, ich wusste, dass du es bist.“ Er holte tief Luft. „Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich dich weinen sah.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich habe deinetwegen geweint. Mal wieder.“ Sie sah ihn an, wütend, Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften an ihrem Kinn herunter. „Seit neun Jahren bestrafst du mich für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. Meinst du nicht, es reicht langsam?“
„Ich will nicht darüber sprechen“, sagte er und wandte sich ab, um wieder hineinzugehen.
Doch Lucie stürzte sich auf ihn wie ein Jaguar auf Beutezug. Sie packte ihn so fest an den Schultern, dass ikre Fingernägel in seine gebräunte Haut und seine
Weitere Kostenlose Bücher