Dying for You - Gefangen Im Albtraum
war. Mittlerweile saß sie bei ihrer zweiten Tasse Kaffee, und ihr Gehirn begann langsam wieder auf Touren zu kommen. Vor ihr auf dem Esstisch stand ihr Laptop, und Lucie starrte auf den Bildschirm. Daisy hatte ihr ja berichtet, dass sie eine angemessene Abfindung erwarten könne, doch selbst damit würde sie nur ein paar Monate über die Runden kommen. Sie hatte zurzeit exakt eintausendvierhundertsechsundzwanzig Dollar auf ihrem Girokonto, und zum Monatsersten standen wieder die üblichen Rechnungen an. Wenn möglich, wollte sie ihre Altersversorgung nicht anbrechen; das waren ihre einzigen Ersparnisse. Lucie war nicht gerade gut darin, Geld zu sparen – sie war viel besser darin, es auszugeben, für sich und für andere.
Also musste sie unbedingt einen Job finden, und zwar besser jetzt als gleich. Seit Jahren hatte sie keinen Lebenslauf mehr erstellt. Seit neun Jahren, um genau zu sein.
Was waren ihre Qualifikationen? Highschoolabschluss, Collegeabschluss, sechs Jahre beim Federal Bureau of Investigation, kurz FBI, neun Jahre bei Dundee Private Security and Investigation. Wahrscheinlich könnte sie wieder bei einer Vollzugsbehörde unterkommen oder sich bei anderen Privatdetekteien und Sicherheitsfirmen bewerben. Zum Beispiel in Florida, in der Nähe von ihrer Oma. Eins war jedenfalls klar: Sie würde Atlanta verlassen. Sie würde das tun, was sie schon vor neun Jahren hätte tun sollen: Distanz zwischen sich und Sawyer bringen.
Sie überlegte gerade, ob sie eine dritte Tasse Kaffee trinken sollte, als das Telefon klingelte. Beim Aufstehen sah sie auf die Wanduhr. Zwei Minuten nach halb zehn. Sie sprintete zum Telefon und warf einen raschen Blick aufs Display.
Bedell, Inc.
Wer von Bedell, Inc. würde sie an einem Sonntag anrufen?
„Hallo?“
„Spreche ich mit Miss Lucie Evans?“, fragte eine angenehme Baritonstimme.
„Ja, ich bin am Apparat.“
„Lucie, hier spricht Deke Bronson.“
Lucie lächelte. Sie hatte ihren ehemaligen Kollegen immer gemocht. „Oh, hallo Deke! Wie geht’s? Was machen Lexie und die Kleine?“
„Es geht ihnen gut. Emma wiegt schon zwanzig Pfund und ist schon fast so schön wie ihre Mama.“ Deke räusperte sich. „Du weißt ja, dass ich letztes Jahr Larry Nesmith abgelöst habe. Ich bin jetzt Sicherheitschef von Bedell, Inc. Security.“
„Ja, das weiß ich“, schmunzelte Lucie. „Herzlichen Glückwunsch noch mal.“
„Hör zu, Lucie. Der Grund, warum ich anrufe ... Die Buschtrommeln haben mir verraten, dass du bei Dundee gekündigt hast. Da hab ich mir gedacht, du suchst vielleicht einen Job.“
Die Buschtrommeln? Eine Buschtrommel namens Daisy Holbrook vielleicht?
„Das stimmt“, sagte Lucie. „Ich suche einen Job.“
„Hättest du Lust, für unsere Securityabteilung zu arbeiten? Wir bezahlen nicht ganz so gut wie Dundee, aber wir können dir trotzdem gute Konditionen anbieten: drei Wochen bezahlter Urlaub nach dem ersten Jahr, eine hervorragende Krankenversicherung, Zuschüsse zur Altersvorsorge und Bonuszahlungen.“
„Ja, das klingt interessant.“
„Gut. Dann komm doch morgen bei uns vorbei. Wie wär’s so gegen halb elf?“
„Ja, gerne. Vielen Dank! Pünktlich um halb elf bin ich da.“
Lucie legte auf, atmete tief aus, dann drehte sie sich ein paarmal lachend um die eigene Achse.
Daisy, wenn das auf deinem Mist gewachsen ist, dann ernenne ich dich zu meinem Schutzengel! Bedell, Inc. war ein milliardenschweres Firmenkonglomerat mit Niederlassungen weltweit. Vielleicht konnte sie Deke dazu überreden, sie in einer Niederlassung in irgendeinem exotischen Land einzusetzen? Je weiter weg sie von Sawyer McNamara war, desto besser für sie beide.
„Und? Was hat sie gesagt?“, wollte Cara Bedell wissen.
„Sie kommt morgen um halb elf zu einem Gespräch“, schmunzelte Deke.
„Gut. Spiel das übliche Vorstellungsprozedere mit ihr durch, und dann rufst du sie am Mittwochmorgen an und teilst ihr mit, dass sie den Job hat.“
„Alles klar, Ma’am. Du bist der Boss.“
„Und beeil dich bitte mit der Einführung. Ich will, dass sie mit nach Ameca kommt. Wanda ist im Mutterschutz, und ich brauche unbedingt einen erfahrenen weiblichen Bodyguard auf dieser Reise. Miss Evans bringt immerhin neun Jahre Berufserfahrung beim Branchenführer mit.“
„Richtig. Lucie ist ein echter Gewinn für unser Sicherheitsteam.“
„Sie bekommt von Anfang an die höchste Gehaltsstufe. Bei ihrem beruflichen Hintergrund halte ich alles andere für
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