Dying for You - Gefangen Im Albtraum
schöpften, sie könnten die falsche Frau gekidnappt haben, würden sie Lucie umbringen. Und wenn sie nicht genau nachdachte und nicht logisch handelte, sondern emotional, gab es für sie keine Rettung.
„Wenn jemand sie befreien kann, dann Sie. Sie und Geoff.“
Sawyer biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. In diesem Moment wünschte er sich, er würde an die Macht des Gebets glauben. Dann würde er sofort niederknien und anfangen zu beten. „Daisy?“
„Ja, Sir?“
„Falls Sie denken, jetzt hilft nur noch beten ...“
„Ich habe schon gebetet“, antwortete sie ihm. „Und ich bete weiter, bis alle wieder zu Hause und in Sicherheit sind.“
Eine dezente Wandbeleuchtung und flackernder Kerzenschein erhellten den Innenraum der kleinen Kirche, in der Cara seit über zwei Stunden auf ihre Kontaktperson wartete. Nachdem sie eingetreten war, hatte sie in ihrer Tasche gewühlt und ein Taschentuch mit eingesticktem Monogramm herausgeholt, mit dem sie sich unter Beachtung der lokalen religiösen Tradition den Kopf bedeckte. Sie suchte sich eine Bank in der Mitte des Kirchenraums, zwischen dem vorderen Portal und dem Seiteneingang, setzte sich, nahm ihr Handy aus der Handtasche, schaltete auf Vibrationsalarm und steckte es in ihre Rocktasche. Nachdem sie sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatte, sah sie sich um. Es waren mehrere Leute in der Kirche, darunter auch ein junger Priester. Sie beugte den Kopf und begann zu beten.
Ein Kribbeln an ihrer Hüfte ließ sie aufschrecken – ein Anruf! Sie blieb mit geneigtem Kopf sitzen, nahm das Telefon aus der Tasche und ließ es beinahe fallen, so sehr zitterten ihre Hände. Sie sah die Nummer und nahm den Anruf sofort an.
„Ja?“, flüsterte sie.
„Sie heißt Rita Herrera“, hörte sie Sawyers Stimme. „Und müsste in der nächsten halben Stunde da sein.“
„Sicher, dass ich ihr vertrauen kann?“
Sawyer zögerte kurz. „Ja, das bin ich. Sie hat hervorragende Referenzen.“
„Okay.“ Cara war sich nicht ganz sicher, was das genau zu bedeuten hatte, aber wahrscheinlich spielte das auch gar keine Rolle. Wichtig war nur, dass diese Rita Herrera ihr helfen würde.
„Wie geht es Ihnen?“
„Ich versuche, mich zusammenzureißen“, entgegnete Cara. „Es geht gerade so.“
„Ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen. Geoff Monday und Ty Garrett werden mich begleiten. Irgendwann morgen früh kommen wir an.“
Cara kannte Geoff und Ty; sie hatte die beiden Agenten schon einmal engagiert, zusammen mit Deke Bronson, der inzwischen ihr Sicherheitschef bei Bedell, Inc. war.
„Sie haben noch nichts von Lucie gehört, oder?“, fragte sie. „Und hat sich jemand bei Grayson gemeldet wegen eines Lösegelds?“
„Nein, wir wissen nichts über Lucie. Und die Entführer werden sich vermutlich nicht vor morgen melden.“
„Wenn ihr etwas zustößt, bin ich dafür verantwortlich. Sie hat sich als Cara Bedell ausgegeben, um mich zu schützen.“
„Personenschutz ist nun mal die Aufgabe einer Leibwächterin. Dafür ist Lucie ausgebildet. Sie weiß, dass sie ihr Leben riskieren muss, wenn es darauf ankommt. Und in Ihrem Fall kam es darauf an.“
„Sie werden doch alles tun, um sie zu befreien?“
„Alles Menschenmögliche“, versicherte Sawyer ihr. „Und jetzt beruhigen Sie sich erst einmal, und warten Sie auf Senora Herrera.“
„Das mache ich.“
Cara steckte ihr Handy wieder ein und wartete. Plötzlich kam der junge Priester auf sie zu. Was, wenn er sie ansprechen und fragen würde, warum sie schon seit zwei Stunden in der Kirche saß? Als er vor ihrer Bank stehen blieb, hob sie den Kopf und sah ihn an. Er nickte ihr zu und lächelte. Sie erwiderte sein Lächeln, und das Blut in ihren Ohren rauschte. Er schien kurz zu zögern, als erwartete er, sie könnte ihn wegen irgendetwas um Hilfe bitten, doch als sie den Kopf wieder senkte, wie um zu beten, ging er weiter, ohne das Wort an sie zu richten.
Danke, lieber Gott.
Es war keine dreißig Minuten später, als eine kleine, untersetzte Frau von Anfang vierzig neben Cara in die Bank schlüpfte. Ihr kam es trotzdem vor, als sei es Stunden her, seit sie mit Sawyer telefoniert hatte.
„Hallo, Señorita Bedell“, begrüßte die dunkeläugige Frau sie in fast akzentfreiem Englisch. „Ich bin Rita Herrera.“
„Guten Tag, Senora“, erwiderte Cara. „Ich bin nicht katholisch. Aber ich hoffe, ich darf trotzdem zum Beten hierherkommen.“
„Ich bin auch nicht katholisch, aber ich komme jeden
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