Dying for You - Gefangen Im Albtraum
Keller oder vielleicht irgendwo aufs Land. Sie waren jetzt seit schätzungsweise einer Stunde unterwegs, aber vielleicht trog ihr Zeitgefühl sie auch. Eine Stunde Fahrt würde bedeuten, sie hätten San Luis verlassen. Da Richtung Osten das Meer war und keine achtzig Kilometer entfernt in nördlicher Richtung die Grenze, fuhren sie also entweder nach Süden oder nach Westen. Und der nächste Ort im Süden hieß ... Verdammt! Denk nach, Lucie! Denk nach!... Mundaca. Im Westen gab es, soweit sie sich erinnerte, ausgedehnte Waldgebiete und nur ein paar verstreute kleine Ortschaften. Und was, wenn sie San Luis doch nicht verlassen hatten und einfach durch die Stadt fuhren?
Es spielte ohnehin keine Rolle. Sie hatte nicht die Möglichkeit, mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Sie war auf sich selbst gestellt. Eine Flucht schloss sie zunächst einmal aus, demnach ging es zuerst um zwei Dinge: am Leben zu bleiben und den Entführern auf keinen Fall ihre wahre Identität zu verraten. Sie musste sich jetzt darauf verlassen, dass Cara hoffentlich das Richtige tat.
Bitte, lieber Gott, lass sie Deke anrufen! Und lass sie sich verstecken, bis er Hilfe schickt!
Sawyer hatte gerade das Training in seinem eigenen Fitnessraum im Keller beendet, den er nach seinen Vorstellungen entworfen hatte. Er legte viel Wert darauf, in erstklassiger körperlieher Verfassung zu bleiben, auch wenn er zugeben musste, dass ihm das seit seinem fünfunddreißigsten Geburtstag zunehmend schwerer fiel. Er zog seine Jogginghose aus und setzte sich in seine Dampfsauna, um noch ein bisschen zu relaxen. In den letzten Wochen hatte sich nichts Besonderes ereignet, sodass er seine übliche Routine problemlos hatte einhalten können. Fünf Tage arbeiten, Zeit für sich am Wochenende. In den vergangenen drei Wochen war er jeden Freitag- und jeden Samstagabend mit einer anderen Frau ausgegangen; das war selbst für ihn ziemlich viel. Mit seinen mittlerweile vierzig Jahren war ihm in vielen Bereichen Qualität inzwischen wichtiger als Quantität – auch was den Sex anging.
Die meisten Männer in seinem Alter waren verheiratet und hatten bereits Kinder oder planten zumindest, welche zu haben. Sawyer war auch vor vielen Jahren einmal verlobt gewesen, doch richtig verliebt war er eigentlich nie gewesen. Er wusste gar nicht, ob es so etwas wie Liebe überhaupt gab. Für ihn sicher nicht. Lust, klar, die gab es. Aber Liebe – nein.
Was Lust war, wusste Sawyer dagegen ganz genau. Lust war eine Sache, die Männer dazu trieb, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden. Die Art von Lust, die ihn dazu veranlasst hatte ...
Verdammt, hör auf damit! Du kannst die Uhr nicht zurückdrehen und ändern, was vor neun Jahren geschehen ist! Sie ist weg, für immer aus deinem Leben verschwunden! Du musst endlich loslassen, aufhören zu bereuen, aufhören, dich schuldig zu fühlen! Das Leben geht weiter! Blick nach vorne, nicht zurück!
Richtig. Lucie Evans war nicht mehr da, um ihn daran zu erinnern, was für ein Idiot er gewesen war. Sie würde nie wieder in sein Büro marschiert kommen und ihm den Hintern aufreißen! Sein Waterford-Briefbeschwerer war in Sicherheit. Und er musste keinen Versuchungen mehr widerstehen.
Zwanzig Minuten später verließ er schweißgebadet die Sauna.
Er hörte sein Handy klingeln, schnappte sich ein Handtuch, rieb sich Gesicht und Hände trocken und legte sich das Handtuch dann um den Hals. Als er beim Laufband angekommen war, auf dessen Halterung er sein Handy abgelegt hatte, klingelte es natürlich nicht mehr. Kaum hatte er auf dem Display nachgesehen, wer angerufen hatte, klingelte es jedoch schon wieder.
Er meldete sich. „Hallo, Deke.“
„Hat Dundee verlässliche Kontakte nach San Luis, Ameca?“
Sawyers Magen krampfte sich zusammen. „Ist etwas passiert?“
„Jason Little, einer von Caras Bodyguards, wurde ermordet, Lucie wurde entführt, und Cara hält sich versteckt“, fasste Deke kurz zusammen. „Wir brauchen jemanden, der Cara so schnell wie möglich aus Ameca rausholt. Sie muss versteckt werden, bis ...“
„Dundee übernimmt das selbstverständlich“, fiel ihm Sawyer ins Wort. Er versuchte, sein hämmerndes Herz und die Übelkeit in seiner Magengrube zu ignorieren. „Falls Sie nicht vorhaben, selbst nach Ameca zu fliegen, schlage ich vor, wir schicken jemanden von unseren Leuten. Meine Agenten sind für solche Extremsituationen ausgebildet.“
„Danke, Sawyer. Ich brauche die Unterstützung von Dundee. Ich
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