Dying for You - Gefangen Im Albtraum
sie sich und folgte ihm zur Tür und ins Wohnzimmer. Dort saßen die drei anderen Männer und unterhielten sich lebhaft über etwas, das sich während des Schichtwechsels ereignet zu haben schien. Der Mann, den die anderen Rico nannten, schob sie schnell weiter, doch es gelang ihr, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Kombiniert mit dem, was sie bei anderen Gelegenheiten von den Männern gehört hatte, konnte sie zwei und zwei zusammenzählen und kam zu dem Schluss, dass offensichtlich in absehbarer Zeit eine große Summe Lösegeld für Señorita Bedell gezahlt werden sollte und sie dann alle reiche Männer wären. Also war es bei der Entführung um Geld gegangen, nicht um den Deal mit Delgado Oil. Andererseits konnte sich Lucie natürlich nicht sicher sein, dass das die ganze Geschichte war. Vielleicht war das hohe Lösegeld nur ein Teil der Forderungen ihrer Kidnapper.
Rico hielt Wache, während sie in dem Toilettenverschlag verschwand. Was gäbe sie jetzt für ein schönes Bad mit großer Wanne! Ein Schaumbad, Deo, Zahnpasta, Mundspülung, Bodylotion, Shampoo, Conditioner ... Oh, wie selbstverständlich wir diese alltäglichen Kleinigkeiten immer hinnehmen!
Auf dem Weg zurück ins Haus bat sie Rico um den täglichen Eimer Wasser, woraufhin er ihr sagte, Hector brächte ihn später vorbei. Na super. Dann durfte sie heute also mit ungewaschenen Händen frühstücken.
„Ich bringe keine Frauen um“, sagte der Kidnapper Manuel gerade ruppig und unnachgiebig auf Spanisch.
„Keiner von uns wird sie umbringen“, erwiderte Hector. „Wenn es so weit ist, wird Arturo das selbst erledigen.“
Lucie tat so, als hätte sie nichts gehört. Als Rico sie ansah, um ihr Gesicht auf eine Reaktion zu überprüfen, bedankte sie sich einfach bei ihm und gab sich alle Mühe, mit keiner noch so kleinen Geste auf das gerade Gehörte zu reagieren. Man wollte sie umbringen! Sie legte die Hand auf den Türknauf, drehte ihn und betrat ihr Zimmer. Hinter ihr schloss und verriegelte Rico die Tür.
Lucie rang nach Luft, als ihr bewusst wurde, welches Schicksal ihr drohte. Erst wurde für sie eine große Lösegeldsumme erpresst, dann sollte sie nach der Übergabe des Lösegelds von einem Mann namens Arturo getötet werden.
Das heißt: Nicht sie, Lucie Evans, sollte getötet werden. Sondern Cara Bedell.
Fünfundsiebzig Stunden nach ihrer Ankunft in San Luis trafen sich Sawyer und Geoff zum zweiten Mal mit Naldo Salazar. Schon früh am Morgen war Rita Herrera mit ihnen ins Dorf Santa Clara gefahren, das tief im Regenwald lag. Dort erwartete Salazar sie bei den Ruinen einer alten Missionsstation außerhalb der Ortschaft. Als sie aus Ritas Jeep Marke Achtzigerjahre stiegen, tauchten zwei bewaffnete Wachmänner auf und führten sie durch die verfallenen Mauern zu einem dachlosen Raum, der im Schatten der Dschungelbäume lag.
Salazar erschien wie aus dem Nichts und gab seinen Leuten ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Dann wandte er sich an Sawyer. Seine ernste Miene ließ Sawyer darauf schließen, dass es keine besonders guten Nachrichten gab.
„Der Mann, der hinter Señorita Bedells Entführung steckt, heißt Arturo Torres-Rios“, eröffnete Salazar ihm. „Ein gefährlicher Auftragskiller. Aber wenn der Preis stimmt, macht er auch gern mal eine Entführung.“
„Dann hat er also Cara Bedell entführt, um ein hohes Lösegeld zu kassieren“, stellte Sawyer fest.
Salazar schüttelte den Kopf. „Nein. Torres-Rios wurde angeheuert – die Anweisungen kommen von anderer Stelle.“
„Und haben Sie eine Ahnung, von wem?“, fragte Geoff.
„Nein, Senor. Vielleicht werden wir es auch nie erfahren.“
„Wird es uns denn nicht helfen, den Kopf der Entführerbande zu verhören und nach seinem Auftraggeber zu fragen?“ Sawyer wollte mehr wissen als den Namen dieses Auftragskillers, der ja nur als Werkzeug fungierte.
„Um das Töten der Opfer kümmert sich Torres-Rios selbst“, erklärte Salazar, „aber für alle anderen Aufgaben braucht er ein Team, das er kennt und dem er vertraut. In diesem Fall ist ein Mann dabei, dessen Freundin in Morelos lebt. Die Kleine gibt gern mit ihrem reichen Freund an, einem gewissen Pepe. Sie hat wohl groß rumerzählt, er wäre bald ein gemachter Mann. Er würde zusammen mit drei anderen eine sehr reiche Amerikanerin bewachen.“
„Und wo finden wir diese Freundin?“, fragte Sawyer.
„Wir haben sie schon gefunden“, antwortete Salazar.
„Und?“
„Die Amerikanerin wird in einem Haus
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